Federer vs. DjokovicDjokovic ringt Federer in London nieder
Roger Federer unterliegt im Finale der World Tour Finals der Weltnummer 1 Novak Djokovic. Der Serbe siegt in einer atemberaubenden Partie in zwei Sätzen mit 7:6 und 7:5.
Für Roger Federer hat die Tennis-Saison nicht mit einem Happy End geendet. Mit 6:7 (6:8), 5:7 verlor der Schweizer den Final und seinen Titel an den ATP-Finals in London gegen die Weltnummer 1 Novak Djokovic und verpasste damit seinen siebten Masters-Erfolg.
Nach 2:14 Stunden beendete Djokovic mit einem herrlichen Rückhandpassierball das Duell der beiden derzeit besten Spieler auf der Tour. Die beiden verlangten sich zum Abschluss der Saison noch einmal alles ab und boten den knapp 18 000 Zuschauern in der O2-Arena, die mehrheitlich Federer unterstützten, einen zwar nicht immer hochstehenden, aber zu jeder Zeit spannenden und intensiven Kampf. Für den Serben war es der 13. Sieg im 29. Duell mit dem 31-jährigen Baselbieter und der erste nach zuletzt zwei Niederlagen in Serie. Im Halbfinal von Wimbledon auf Rasen und im Final von Cincinnati auf Hardplatz hatte zuvor Federer seinen Thronfolger im ATP-Ranking bezwungen.
King Roger bleibt bei sechs Titeln
Federer verpasste es bei seiner elften Teilnahme in Folge an den ATP-Finals, seine im letzten Jahr aufgestellte Rekordmarke von sechs Titeln weiter auszubauen und kassierte im achten Final die zweite Niederlage. Bei einem Sieg wäre er als dritter Spieler nach Ilie Nastase (1971 bis 1973) und Ivan Lendl (1985 bis 1987) in die Geschichte eingegangen, der das Saisonfinale dreimal hintereinander gewonnen hätte. 2010 und 2011 hatte Federer am Turnier in der O2-Arena jeweils ohne Niederlage triumphiert.
Im Gegensatz zum Halbfinal gegen Andy Murray war Federer stark in seinen 110. Final auf der Tour gestartet. Er verbuchte zwölf der ersten 14 Punkte und lag nach sieben Minuten 3:0 in Front. Doch Djokovic schlug sofort zurück und servierte bei 5:4 zum Satzgewinn. Federer schaffte es, den ersten Satzball abzuwehren und rettete sich ins Tiebreak, wo er mit einem im Rückwärtslaufen geschlagenen Passierball den Satzverlust auf mirakulöse Art und Weise noch einmal kurz hinauszögerte.
Vergebene Chancen im zweiten Satz
Auch im zweiten Satz lagen die Vorteile zuerst auf der Seite des Titelverteidigers. Nach einem elfminütigen Hin und Her schaffte Federer gleich zum Auftakt das Break zum 1:0. Der Schweizer verteidigte dies bis zum Stand von 5:4 und erspielte sich bei eigenem Aufschlag zwei Satzbälle. Drei Vorhandfehler in Serie und das folgende Rebreak sorgten für die endgültige Wende.
Djokovic kam somit vier Jahre nach seiner Premiere in Schanghai zum zweiten Triumph am Saisonfinale. Er gewann in den vergangenen Tagen alle seine fünf Spiele und wurde dafür mit 1500 Punkten und einem Preisgeld von 1,76 Millionen Dollar entlöhnt. Er erbrachte einmal mehr den Beweis, dass er zu Recht zum zweiten Mal in Folge das Jahr als Nummer 1 abschliessen wird. Dank dem gestrigen Erfolg baute der 25-Jährige seinen Vorsprung im Ranking weiter aus. Djokovic, der neben seinem Titel am Australian Open auch am French Open und am US Open das Endspiel erreichte, liegt nun mehr als 2500 Punkte vor Federer.
Erst zum vierten Mal in der 42-jährigen Masters-Geschichte hatten sich zum Abschluss der Saison mit Djokovic und Federer die Weltnummern 1 und 2 im Final gegenüber gestanden. Zum zweiten Mal verliess die Nummer 1 den Platz als Sieger. Nur Lendl hatte es vor Djokovic 1986 im Madison Square Garden in New York geschafft, sich als Nummer 1 gegen seinen ersten Herausforderer Boris Becker durchzusetzen.
Immer wieder London
Trotz der Niederlage zum Abschluss - seiner zwölften 2012 - kann Federer auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken. Dass er seinen zehnten Final des Jahres in London erreichte, passte zu diesem intensiven und spekatuklären Tennis-Jahr, das erstmals seit 2003 wieder vier verschiedene Grand-Slam-Sieger hervorbrachte. In der britischen Metropole hatte Federer nicht nur während seiner gesamten Karriere sondern im Speziellen auch 2012 seine grössten Triumphe gefeiert.
Bei seinem siebten Wimbledon-Sieg Anfang Juli gewann er nicht nur seinen 17. Grand-Slam-Titel, den ersten seit Januar 2010, sondern knackte dank der Rückkehr an die Weltranglistenspitze auch den Rekord von Pete Sampras, womit er inzwischen nun insgesamt 302 Wochen an der Spitze des ATP-Rankings stand. Einen knappen Monat nach seinem Wimbledon-Triumph gewann Federer an selber Stätte auch Olympia-Silber, nachdem er sich im Halbfinal mit Juan Martin Del Potro einen viereinhalbstündigen, epischen Kampf geliefert hatte.
Gelungene Hauptprobe für Granollers/Lopez
Die Konkurrenz im Doppel entschied das spanische Duo Marcel Granollers und Marc Lopez mit einem 7:5, 3:6, 10:3 im Final gegen die beiden Inder Mahesh Bhupathi und Rohan Bopanna für sich. Die Entscheidung fiel zu Beginn des Super-Tiebreaks, als Granollers und Lopez schnell 6:1 davonzogen. Granollers und Lopez holten als erstes spanisches Doppel seit Juan Gisbert und Manuel Orantes 1975 den Titel, womit ihnen die Hauptprobe für das Davis-Cup-Endspiel am nächsten Wochenende in Prag gegen Tschechien vorzüglich gelang. Bhupathi verliess den Platz nach seinem fünften Masters-Endspiel nach 1997, 1999, 2000 und 2010 zum fünften Mal als Verlierer.
(si)