Trump-GegnerNach Schockstarre: «Demokraten müssen neue Anführer aufbauen»
Sieben Wochen nach Trumps Amtsantritt kommt von den Demokraten erstaunlich wenig Widerstand. Wahlkampf-Experte Louis Perron erklärt, wieso – und was die Dems jetzt machen müssen.
Darum gehts
Donald Trump führt Amerika seit sieben Wochen und hat in dieser Zeit schon einiges bewegt.
Die Demokraten versuchen, punktuell Widerstand zu leisten, eine national koordinierte Bewegung bleibt bisher aber aus.
Dass die Verliererpartei nach einer Wahl keine richtigen Anführer hat, ist laut Wahlkampf-Experte Louis Perron dem System geschuldet.
Spätestens für die Präsidentschaftswahl 2028 müssen aber neue Gesichter her, sagt Perron.
Was Donald Trump derzeit politisch entscheidet, dürfte kaum einem Demokraten gefallen. Trotzdem sucht man vergeblich nach einer koordinierten Kampagne, um Trump Einhalt zu gebieten. Wieso, erklärt Wahlkampf-Experte Louis Perron im Interview.
Seit sieben Wochen krempelt Donald Trump die USA um, von den Demokraten gibt es kaum Widerstand. Sind sie immer noch in Schockstarre?
Das kann man so sagen, allerdings ist das nicht dramatisch: Dass man dem neuen Präsidenten erst einmal eine Honeymoon-Phase von 100 Tagen lässt, ist üblich. Viel wichtiger ist, dass intern analysiert wird, wieso die Wahl verloren wurde, um diese Fehler nicht zu wiederholen.
Passiert das?
Das ist von aussen schwierig zu beurteilen, aber ich gehe davon aus.
«Der juristische Widerstand ist derzeit am erfolgversprechendsten.»
Trotzdem dürfte den Demokraten Trumps Kurs nicht gefallen. Was können sie tun?
Die Ausgangslage ist sehr schwierig, weil sie alles verloren haben: Die Präsidentschaftswahl und die Mehrheit im Parlament und auch in den Bundesstaaten und in den Gerichten stehen sie schlecht da. So ist der juristische Widerstand derzeit wohl am erfolgversprechendsten: Sie können versuchen, Entscheide von Trump und seiner Regierung gerichtlich anzufechten.
Louis Perron

Louis Perron studierte Politikwissenschaft in Genf und machte seinen Master an der Graduate School of Political Management der George Washington University in Washington D.C. Seit über zehn Jahren berät er weltweit politische Kandidaten und hat in dieser Zeit laut eigenen Angaben Dutzende von Wahlkämpfen gewonnen. Er ist der Autor des Buches «Beat the Incumbent: Proven Strategies and Tactics to Win Elections» (Radius Book Group, New York).
Bei Trumps erster Rede vor dem Kongress sassen einige Demokraten mit pinken Outfits im Saal und hielten Schilder hoch. Auf Social Media gab es die «Choose your fighter»-Kampagne. Ist das angemessener Widerstand?
Der zivile Ungehorsam im Kongresssaal war eher kontraproduktiv. Ich glaube nicht, dass irgendein Swingvoter sich so überzeugen lässt. In den sozialen Medien Sachen auszuprobieren, ist grundsätzlich gut. Aber virale Trends lassen sich nur begrenzt planen. Social-Media-Content birgt immer auch die Gefahr, dass man sich zu fest in dieser Bubble bewegt und auf die falschen Themen setzt oder sich überschätzt.
Bernie Sanders stellt mit seiner «Stopp Oligarchy Tour» gerade die erste nationale Kampagne auf die Beine. Wieso wird ein 83-Jähriger, der nicht einmal Parteimitglied ist, zum Gesicht des demokratischen Widerstands?
Dass die Partei derzeit keine anderen prominenten Gesichter hat, ist dem System geschuldet: Es ist immer so, dass die Partei, die verloren hat und nicht im Weissen Haus ist, keinen klaren Leader hat. In Amerika gibt es aber auch den Leitsatz, einen Gegner nicht zu stören, wenn er sich gerade selbst zerlegt. Und Trump tut das. Anfangs konnte er schnelle Erfolge erzielen, doch mittlerweile richtet er an diversen Fronten Chaos an und seine Zustimmungswerte sinken. Insofern stehen die Demokraten auch nicht sonderlich unter Druck, jetzt grossen Widerstand aufzubauen. Wenn sie den Druck später erhöhen, müssen sie aber einen Laserfokus auf die Wirtschaft haben: Donald Trump ist bei der Wirtschaftspolitik angreifbar.

Trump sei am ehesten in der Wirtschaftspolitik angreifbar, glaubt Perron. An den US-Börsen kam es jüngst zum Beben, viele Aktien schlossen tiefrot – auch als Folge des Zollkriegs, den Trump mit verschiedenen Ländern angezettelt hatte.
Getty Images via AFPHat es auch mit der Breite von Trumps Vorstössen zu tun, dass gezielter Widerstand derzeit schwerfällt?
Das ist sicher mit ein Grund. Wer gegen alles opponiert, verliert auch Glaubwürdigkeit. Aber es sind auch erst sieben Wochen vergangen.
Was ist das Erfolgsrezept für die Midterms?
Die Midterms im November 2026 werden vor allem eine Abstimmung über Trump sein, auch wenn er natürlich nicht zur Wahl steht. Alles dreht sich um seine Person, das liegt in der Natur der Wahlen in Amerika. Für die Präsidentschaftswahlen 2028 wäre für die Demokraten wünschenswert, dass sie wieder einmal eine richtige Vorwahl haben. Dass sich diverse demokratische Kandidaten mit unterschiedlichen Ansichten und Schwerpunkten einen Kampf um die Präsidentschaftskandidatur liefern. Daraus können erfolgreiche Quereinsteiger entstehen, wie Clinton, Carter oder Obama es gewesen sind.
Neue Gesichter werden die Demokraten also erst auf 2028 aufbauen?
Natürlich können sich vorher schon Anführer im Senat oder Abgeordnetenhaus einen Namen machen, vor allem wenn die Demokraten bei den Midterm Elections in anderthalb Jahren die Mehrheit im Abgeordnetenhaus erringen sollten. Aber spätestens auf die Wahlen 2028 wird es neue Gesichter brauchen. Bis dahin haben die Demokraten aber noch reichlich Zeit.
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