Donald Trump will Ölpreis senken: Sinkt auch der Benzinpreis?

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50 Dollar pro FassDonald Trump will Ölpreis senken – purzeln auch die Benzinpreise?

US-Präsident Donald Trump strebt einen massiv tieferen Ölpreis an, um die Wirtschaft anzukurbeln und Russland zu schaden. Autofahrer könnten sich freuen.

Ein grosses Ziel von Donald Trump ist die Senkung der Ölpreise.
Darüber sprach er schon am WEF und während des Wahlkampfs.
Trumps Handelsberater Peter Navarro sagte, die US-Regierung strebt einen Preis von weniger als 50 Dollar pro Frass an.
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Ein grosses Ziel von Donald Trump ist die Senkung der Ölpreise.

Getty Images via AFP

Ölpreis: Darum gehts

  • Donald Trump strebt einen Ölpreis von unter 50 Dollar an.

  • Ein niedrigerer Ölpreis könnte die Inflation senken und Benzinpreise reduzieren.

  • Ein Preis von 50 Dollar wäre für viele US-Ölproduzenten aber nicht rentabel.

Eines der grossen Ziele von US-Präsident Donald Trump ist ein tieferer Ölpreis. Damit will er die Wirtschaft ankurbeln und gleichzeitig Druck auf Russland ausüben.

Trumps Handelsberater Peter Navarro sagte erst kürzlich wieder in einem Interview mit dem Sender «Fox News», ein Preis von weniger als 50 Dollar pro Fass (159 Liter) würde ausreichen, um die Inflation um mindestens einen Prozentpunkt zu senken.

Derzeit kostet ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) 68 Dollar. Der Preis müsste also noch deutlich sinken. Falls es tatsächlich dazu kommt, dürften sich viele Unternehmen ausserhalb des Energiesektors freuen, für die das Rohöl ein Kostenfaktor ist. Ihre Marge würde steigen, sagt ZKB-Anlagestratege Simon Lustenberger zu 20 Minuten.

Autofahrer freuts

Doch auch Autofahrerinnen und Autofahrer in der Schweiz könnten Trump danken, wenn der Ölpreis über längere Zeit unter 50 Dollar fällt. Beim Benzin und Diesel sei eine nachhaltige Preisanpassung denkbar, allerdings mit einer gewissen Verzögerung.

«Gegen unten passieren Preisanpassungen zögerlicher als nach oben», so Lustenberger. Das liege auch daran, dass manche Tankstellenbetreiber langfristige Verträge mit den Lieferanten abgeschlossen haben.

Wie tief sinkt der Benzinpreis?

Wie viel günstiger würde das Benzin bei einem Ölpreis von 50 Dollar? TCS-Experte Erich Schwizer schätzt, dass ein Unterschied von jeweils zehn Dollar pro Fass beim Ölpreis ungefähr drei bis vier Rappen Preisänderung an den Tankstellen bewirken kann. «Dann kommt man mit einem um 20 Dollar tieferen Ölpreis auf einen Preisunterschied von sechs bis acht Rappen an den Tankstellen», so Schwizer.

Bei einem Ölpreis von 50 Dollar für die US-Sorte WTI sei somit ein durchschnittlicher Benzinpreis für Bleifrei 95 schätzungsweise um 1.65 Franken pro Liter und beim Diesel etwa 1.75 pro Liter Franken realistisch. Bei Discount-Tankstellen, die Bleifrei 95 schon heute zu Preisen um die 1.60 Franken pro Liter anbieten, dürfte der Benzinpreis bis dann in die Nähe von 1.50 Franken pro Liter kommen.

Die Benzinpreise in der Schweiz könnten auf 1.50 Franken sinken. Derzeit kostet ein Liter Bleifrei laut TCS im Schnitt 1.72 Franken.

Die Benzinpreise in der Schweiz könnten auf 1.50 Franken sinken. Derzeit kostet ein Liter Bleifrei laut TCS im Schnitt 1.72 Franken.

20min/Taddeo Cerletti

Festzuhalten sei noch, dass die Rheinschifffahrt und der Dollarkurs ebenfalls eine Rolle spielen, in dieser Schätzung aber nicht berücksichtigt sind.

Ambitioniertes Ziel für Donald Trump

Doch kann Trump überhaupt den Ölpreis drücken? ZKB-Experte Lustenberger ist skeptisch. Eine der ersten Amtshandlungen Trumps war zwar, Bohrungen nach Öl und Gas in US-Küstengewässern zu erlauben, was vorher aus Umweltgründen verboten war.

Nur: Die Preisgestaltung hängt nicht nur von den USA ab. Schon während seiner Rede am WEF in Davos sagte der US-Präsident, er werde Saudiarabien und die Organisation der erdölexportierenden Länder bitten, die Kosten fürs Öl zu senken.

Glaubst du, dass Donald Trump den Ölpreis auf 50 Dollar drücken kann?

Denn der Einfluss der grossen erdölexportierenden Länder wie Saudi-Arabien ist immer noch beträchtlich. Sie könnten tiefere Preise durch ihre niedrigen Produktionskosten temporär in Kauf nehmen, um längerfristig Marktanteile zu gewinnen, sagt Lustenberger. Aber Saudi-Arabien benötige gemäss Internationalem Währungsfonds (IWF) beispielsweise im Jahr 2025 einen Preis von 85 Dollar pro Fass, um mit den Einnahmen einen ausgeglichenen Staatshaushalt zu garantieren. Die Öleinnahmen machen nach Schätzungen der Weltbank rund 24 Prozent des saudischen Bruttoinlandsprodukts aus.

Die saudiarabische Firma Saudi Aramco ist die grösste Erdölfördergesellschaft der Welt und gehört zum Grossteil dem Wüstenstaat.

Die saudiarabische Firma Saudi Aramco ist die grösste Erdölfördergesellschaft der Welt und gehört zum Grossteil dem Wüstenstaat.

AFP

Ausserdem könnte Trump mit tieferen Preisen die US-Erdölindustrie abwürgen. Denn während in Russland beispielsweise die Produktionskosten für ein Fass bei durchschnittlich 15 Dollar liegen, wie eine Analyse des Centre for Research on Energy and Clean Air ergab, kostet die Förderung in den USA mit Bohrinseln und Fracking deutlich mehr. «Ein Ölpreis von 50 Dollar wäre für viele Produzenten in den USA nicht kostendeckend», sagt Lustenberger.

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