Chefarzt beurteilt TherapieDen Medikamenten-Cocktail hätte Donald Trump in der Schweiz nicht bekommen
Experimentelle Regeneron-Therapie, Remdesivir, Dexamethason, Aspirin, Zink: Der Schweizer Chefarzt Philip Tarr sagt, wie der Medikamenten-Cocktail von Donald Trump wirkt.
Darum gehts
- Der Gesundheitszustand des US-Präsidenten bleibt weiterhin undurchsichtig.
- Sein Leibarzt therapiert Trumps Corona-Erkrankung mit diversen Medikamenten.
- Chefarzt Philip Tarr erklärt, was diese bringen.
- «Wenn Trump Glück hat, so kann es durchaus sein, dass er in drei bis vier Tagen wieder fit ist.»
Donald Trump ist 74 Jahre alt und übergewichtig – der US-Präsident gilt damit als Risikopatient. Doch bereits nach drei Tagen im Spital wagte er eine Ausfahrt mit dem Auto, zudem soll er das Spital bald verlassen können.
Beschleunigen sollen die Genesung die Medikamente, die Trump von seinen Ärzten verschrieben bekommt. Seine Ärzte setzen auf einen Mix aus Vitaminen und Steroiden. Laut dem Weissen Haus soll Trump etwa, Zink, Vitamin D, das Schlafhormon Melatonin und Aspirin bekommen. Kern der Behandlung ist aber ein Mix aus drei Arzneimitteln:
Remdesivir
Trump soll fünf Tage lang den Virenhemmer Remdesivir einnehmen, der ursprünglich gegen Ebola entwickelt wurde. In der Schweiz ist dieser noch nicht offiziell zugelassen, die Spitäler dürfen es aber bereits anwenden. Voraussetzung ist aber, dass sich der Patient im Spital befindet. «Wir haben das Medikament in den letzten Monaten mehrmals angewendet», sagt Philip Tarr, Co-Chefarzt der Medizinischen Universitätsklinik am Kantonsspital Baselland.

Dexamethason
Neben dem Ebola-Medikament bekommt Trump auch Dexamethason, das eine übertriebene Immunreaktion verhindern soll. Dieses wird zur Behandlung von Allergien sowie Atemwegserkrankungen angewendet. Tarr sagt, die Verabreichung von Dexamethason sei zu einem so frühen Zeitpunkt heikel. Das Medikament würde Tarr erst verabreichen, wenn der Gesundheitszustand des Patienten kritisch sei. «Wir hätten Trump das Medikament vermutlich erst in der zweiten Woche nach Symptombeginn gegeben.» Dexamethason schwäche das Immunsystem, was in der ersten Woche nach Symptombeginn zum Nachteil werden könne. Auch die WHO-Richtlinien empfehlen die Therapie nur im Falle eines schweren Verlaufes.
Regeneron-Therapie
Diese wurde bisher kaum verschrieben und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Hierbei handelt es sich um einen Antikörper-Cocktail, entwickelt von der Firma Regeneron. Laut Tarr sind diese experimentellen Therapien sehr interessant. Sie müssten aber zuerst noch in einer seriösen Studie getestet werden, bevor sie von den Ärzten angewendet werden sollten. «Der Zugang zu einigen Medikamenten ist sehr exklusiv, aber auch noch sehr experimentell. Alle verfügbaren Medikamente gleichzeitig zu geben, birgt Risiken», so der Experte für Infektiologie.
«Trump wird wie ein VIP behandelt»
Chefarzt Tarr schätzt die verschriebenen Medikamente als durchaus wirkungsvoll ein. «Wenn Trump Glück hat, so kann es durchaus sein, dass er in drei bis vier Tagen wieder fit ist.» Tarr rät dem Präsidenten aber trotzdem, die Distanzregeln zu befolgen und 14 Tage im Bett zu bleiben. Der Krankheitsverlauf sei schwer vorhersehbar. «Es ist möglich, dass sich Trumps Gesundheitszustand in der zweiten Woche verschlechtert und er dann nochmals in das Spital gehen muss.»
Trumps Ärzte versuchen das mit aller Kraft zu verhindern. Weil Trump etwa die Regeneron-Therapie erhält, die in der Schweiz noch nicht zugelassen ist, sagt Tarr: «Trump wird wie ein VIP behandelt.» Dies würde in der Schweiz anders gehandhabt. Hier sei der Zugang zur ärztlichen Betreuung für alle Bürger gleich. «Alain Berset würde die gleiche Behandlung bekommen wie jeder andere Schweizer auch.»