Verdreifachung der Schnelltests - Droht mit 2G+ der Test-Kollaps?

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Verdreifachung der SchnelltestsDroht mit 2G+ der Test-Kollaps?

Sollte der Bundesrat die 2G+-Regel für Clubs einführen, werden sich die durchgeführten Schnelltests laut einem Test-Anbieter mindestens verdreifachen. Sind die Testzentren dem Ansturm gewachsen?

Geht es nach dem Bundesrat, könnte bald zusätzlich zu einem Impf- oder Genesungsnachweis auch ein negatives Testresultat nötig sein, um in den Ausgang zu gehen.
Jeder, der im Club feiern möchte, müsste sich künftig also zuerst testen lassen.
Aber auch Veranstaltungen, Freizeitbetriebe, Restaurants und Bars könnten freiwillig die 2G+-Regel einführen, wodurch die Masken- und Sitzpflicht entfallen würde.
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Geht es nach dem Bundesrat, könnte bald zusätzlich zu einem Impf- oder Genesungsnachweis auch ein negatives Testresultat nötig sein, um in den Ausgang zu gehen.

20min/Michael Scherrer

Darum gehts

Auch wer geimpft oder genesen ist, muss in Zukunft vielleicht regelmässig zum Corona-Test antraben – das könnte die Anbieter der Tests an ihre Grenzen bringen. Denn die erste der zwei vom Bundesrat in die Konsultation gegebenen Varianten zur Verschärfung der Corona-Massnahmen sieht die 2G+-Regel für Clubs und Hallenbäder vor. Aber auch Veranstalter und Freizeitbetriebe genauso wie Restaurants und Bars könnten künftig freiwillig 2G+ einführen, um auf eine Masken- und Sitzpflicht verzichten zu dürfen.

Die 2G+-Regel würde dementsprechend viele Menschen betreffen: Anbieter von Covid-Tests rechnen für diesen Fall mit einem riesigen Ansturm und einer explodierenden Nachfrage nach Corona-Tests. «Verbunden mit der aktuell in den Eidgenössischen Räten diskutierten Kostenübernahme würde der Testbedarf der Bevölkerung auf jeden Fall massiv steigen», sagt etwa Niklas Zeller, CEO von Viselio, auf Anfrage. Sein Unternehmen betreibt je ein Corona-Testcenter am Flughafen Zürich und am Hauptbahnhof Bern.

«Verdreifachung» der Schnelltests

Für Zeller steht ausser Frage, dass die Testanbieter eine Verschärfung mit 2G+ zu spüren bekämen: «Kombiniert mit der Verkürzung der Gültigkeit des Antigentests rechnen wir mit mindestens einer Verdreifachung der Anzahl von Antigentests an unseren Standorten.» Der Chef von Viselio vermutet, es könne «zu einer kurzfristigen Verknappung der Kapazitäten» kommen. Und da verschiedene Kantone in den letzten Monaten eine Bewilligungspflicht für Testanbieter beschlossen hätten, «werden die Testanbieter nicht mehr wie zur Einführung der Zertifikatspflicht wie die Pilze aus dem Boden schiessen».

Bereits in den letzten Wochen verzeichnen die Apotheken von Medbase laut Sprecherin Isabel Gherbal eine erhöhte Nachfrage nach Tests. «Es ist davon auszugehen, dass eine breite 2G+-Pflicht wohl zu einer weiteren Zunahme von Anfragen für Tests führen würde», so Gherbal. Aktuell reichten die Testkapazitäten noch aus, doch die Sprecherin warnt: «Eine weitere Zunahme wird wohl generell zu Wartezeiten oder –fristen führen.»

Je nach Standort «starke Zunahme»

Auch bei Knechtcare rechnet man bei einer stellenweisen Einführung der 2G+-Pflicht an gewissen Standorten mit «einer starken Zunahme der Nachfrage nach Schnelltests», an anderen hingegen eher mit einer Abnahme. Das Unternehmen betreibt mehrere Testzentren im Kanton Zürich, unter anderem den Corona-Testbus an der Hardbrücke.

Unternehmer Jan Kamarys, der mit seiner Firma Medica Care in Bern mehrere Testzentren betreibt, findet es schwierig, abzuschätzen, wie sich die Nachfrage nach Tests mit 2G+ verändern wird: «Die Frage wird sich stellen, ob Geimpfte Lust haben, sich testen zu lassen oder lieber zu Hause bleiben und etwa auf einen Restaurantbesuch verzichten.»

«Es zeichnen sich Lieferengpässe ab»

Die Betreiber von Testzentren geben an, bei Bedarf Personal und Testmaterial aufstocken zu können: «Wir könnten ohne Probleme unser Testvolumen verdoppeln», sagt etwa Jan Kamarys. Viele Testanbieter hegen zudem bereits Pläne, noch weitere Testzentren zu eröffnen. Bei den Apotheken ist die Lage allerdings eine andere: «Die Testkapazitäten in den Apotheken sind weitgehend durch die Räumlichkeiten vorgegeben. Somit werden wir kurzfristig keine zusätzlichen Mitarbeitenden einstellen», sagt Medbase-Sprecherin Isabel Gherbal.

Auch was Testmaterial anbelangt, ist die Situation heikel. Während andere Testzentren noch genügend Vorräte haben, arbeitet Medbase laut Gherbal «mit Hochdruck» daran, die Verfügbarkeit von Tests sicherzustellen: «Hier zeichnen sich aufgrund der erhöhten Nachfrage Lieferengpässe ab.»

Explodiert die Nachfrage, sind auch Preiserhöhungen für Schnelltests nicht ausgeschlossen: «Unsere Preise orientieren sich am Markt. Sollte es zu einer Verschiebung des Preisgefüges kommen, dann würden wir eine Anpassung auf jeden Fall prüfen», sagt etwa Niklas Zeller von Viselio. Andere Anbieter wie Jan Kamarys winken hingegen ab: «Der Preis bleibt gleich.» So oder so dürfte voraussichtlich ab dem 18. Dezember der Bund die Testkosten wieder übernehmen.

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