Experte warnt«Druckwelle von Wasserstoff-Explosion wäre noch am Tunnelportal tödlich»
Die Folgen einer Wasserstoff-Detonation bei einem Unfall in einem Tunnel wären mit bisherigen Einsätzen nicht vergleichbar, warnt ein Experte der International Fire Academy.
Darum gehts
Ein Lastwagen bremst nicht rechtzeitig ab, fährt mit grosser Wucht in einen Personenwagen am Stauende und zertrümmert diesen. Das Ganze passiert in einem Tunnel. Und der Personenwagen ist wasserstoffangetrieben. Das Szenario werde immer wahrscheinlicher, warnt Dietmar Schelb vom Karlsruher Institut für Technologie. An einem Online-Forum der International Fire Academy des Interkantonalen Feuerwehr-Ausbildungszentrums Balsthal hat der Experte von der Forschungsstelle für Brandschutztechnik die Folgen dieses Szenarios skizziert. Die Folgen wären verheerend, warnt er, wie der Bericht der IFA festhält.
Würde beim Crash im Tunnel der Wasserstofftank reissen, könnte sich der ausströmende Wasserstoff derart mit der Luft vermischen, dass ein explosives vorgemischtes Gas entstehe. Käme es zur Zündung, «könnte es zu einer Explosion mit einer Druckwelle kommen, die bei einem Tunnel – gleich welcher Länge – selbst noch an den Portalen tödlich wirken könnte», warnt Schelb. In seinen Berechnungen geht er von einer Druckwelle von fünf Bar an den Portalen aus, wobei schon zwei Bar als tödlich gelten.
Das habe mit der Tunnelarchitektur zu tun, erklärt Schelb. In einer Röhre könne sich eine Druckwelle ohne Hindernisse fast ungebremst ausbreiten. Hinzu komme, dass die Flammengeschwindigkeit von Wasserstoff um ein Vielfaches höher sei als bei anderen Kraftstoffen wie Benzin.
«Die Frage ist nicht, ob es passiert, sondern wann es passiert»
Das Heimtückische an dem Szenario ist, dass die Flamme nicht oder kaum sichtbar ist, wenn Wasserstoff brennt, da dieser nicht russt. Das erhöht die Gefahr für Einsatzkräfte im Ereignisfall. Ob die Wasserstoffflamme im Display einer Wärmebildkamera erkennbar wäre, müsse noch geklärt werden, so Schelb weiter. Angesichts der steigenden Zahl wasserstoffbetriebener Fahrzeuge werde ein solches Szenario immer wahrscheinlicher. «Die Frage ist nicht, ob es passiert, sondern wann es passiert», so Schelb.
Klar scheint, dass Feuerwehren mit der zunehmenden Verbreitung alternativer Antriebstechnologien vor neue Herausforderungen gestellt werden. Elektrofahrzeuge haben die Anschaffung von grossen Wannen und speziellen Containern bei Pannendiensten und Feuerwehren erforderlich gemacht. Für den Umgang mit Wasserstoff fehlen gemäss IFA entsprechende Einsatzkonzepte noch.
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