Mit Darmbakterien: «Durchbruch des Jahres» – Zürcher Start-up will Krebs besiegen

Aktualisiert

Mit Darmbakterien«Durchbruch des Jahres» – Zürcher Start-up will Krebs besiegen

Die Molekularbiologin Ana Montalban-Arques hat eine Entdeckung gemacht, die Darmkrebs heilen könnte. Jetzt reist sie mit dem Schweizer Start-up-Nationalteam nach Boston.

Egle Katkeviciute, Ana Montalban-Arques und Philipp Busenhart (von links) wollen mit dem neu gegründeten Unternehmen Recolony den Darmkrebs besiegen.
Das Zürcher Start-up will Kapseln mit Darmbakterien entwickeln, die man in der Krebstherapie einsetzen könnte.
Die Forschung für das Projekt startete am Universitätsspital Zürich.
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Egle Katkeviciute, Ana Montalban-Arques und Philipp Busenhart (von links) wollen mit dem neu gegründeten Unternehmen Recolony den Darmkrebs besiegen.

Recolony

Darum gehts

Krebs ist in der Schweiz bei Frauen zwischen 25 und 84 Jahren und bei Männern zwischen 45 und 84 Jahren die häufigste Todesursache, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass bis 2030 rund 21,6 Millionen Menschen an Krebs erkranken werden.

Die Molekularbiologin Ana Montalban-Arques kämpft nun dagegen an und hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Sie will den Krebs mit Darmbakterien besiegen – möglichst ohne Nebenwirkungen. Die Chefin des Zürcher Biotech-Start-ups Recolony forscht an einer Krebstherapie, die international bereits für Furore sorgt.

«Breakthrough of the Year»

Montalban-Arques hat eine Gruppe von Darmbakterien identifiziert, die das körpereigene Immunsystem so stärken, dass es Tumorzellen bekämpfen kann. Die Universität Zürich bezeichnete diese Entdeckung in ihrem letzten Jahresbericht als «wichtigsten wissenschaftlichen Durchbruch des vergangenen Jahres».

Für ihre Forschung erhielt die Molekularbiologin im November die Auszeichnung «Breakthrough of the Year» von der Falling Walls Foundation. Diese gemeinnützige Institution hat sich international einen Namen gemacht und erhält Fördergelder vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Lange Entwicklungszeit

Im Labor gelang es Montalban-Arques, die Wirkung der Darmbakterien bei Mäusen nachzuweisen. Die Menschen sollen die Bakterien als Kapseln zu sich nehmen. «Einen Markteintritt sehe ich etwa 2029 oder 2030», sagt die Molekularbiologin. Erste klinische Versuche könnten bereits Ende 2024 starten.

Recolony reist mit Schweizer Start-up-Nati nach Boston

Und wenn bis dann jemand das Geschäftsmodell kapert? Diese Gefahr bestehe bei jeder Therapie in Entwicklung, sagt Philipp Busenhart, der fürs Business Development zuständig ist. Man habe aber ein Patent und sei die einzige Firma weltweit, die vielversprechende Daten für eine Therapie mit Darmbakterien vorweisen könne. «Wir sind noch ein junges Start-up, ab Oktober werden wir vier Teammitglieder sein.»

Die Forschung startete am Unispital Zürich (USZ) und an der Universität Zürich im Entrepreneur-Fellowship-Programm. Nun erhält das Zürcher Start-up Unterstützung durch das Forschungszentrum Wyss Zurich, die Initiative Venture Kick, Swica und das Bridge-Programm vom Schweizerischen Nationalfonds und Innosuisse.

Dazu sagt Mario Dini, Leiter Corporate Center bei der Swica: «Wir teilen die Mission mit dem USZ. Daher wollen wir mit unserem Engagement die Gesundheitsvorsorge von morgen mitgestalten.»

Therapie ohne Nebenwirkungen?

«Viele junge Menschen haben miterlebt, wie ein Familienmitglied oder ein Bekannter an Krebs erkrankt ist und welches Leid das mit sich bringt», sagt Busenhart. Auch die starken Nebenwirkungen der Chemotherapie hätten einen gravierenden negativen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen.

Kennst du Menschen, die an Krebs erkrankt sind?

Eine Therapie ohne Nebenwirkungen könne man zwar nicht versprechen. Der Therapieansatz beruhe aber auf Bakterien, die in Menschen sowieso vorkommen und bei Darmkrebspatienten reduziert sind. Man wolle darum den Krebs bekämpfen, indem man bei den Betroffenen wieder eine gesunde Darmmikrobiota herstelle. 

Da das in Tierversuchen bisher gut funktioniere, gehe man davon aus, dass es auch bei Menschen kaum Nebenwirkungen geben wird. Studien mit Menschen gebe es dazu aber noch keine. «Erst wenn wir den ersten Menschen unsere Bakterien verabreichen, können wir mögliche Nebenwirkungen ermitteln», sagt Busenhart.

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