Ein königlicher Anfänger

Aktualisiert

Unvergessene MomenteEin königlicher Anfänger

Von so tief unten ist noch keiner auf den Königsthron gestiegen wie 1969 Rudolf Hunsperger in Biel. Er marschierte durch und gewann gleich alle acht Gänge.

von
Zaugg Klaus
Rudolf Hunsperger feierte 1969 eine wundersame Auferstehung (Foto von 1974.)

Rudolf Hunsperger feierte 1969 eine wundersame Auferstehung (Foto von 1974.)

Der «Käru» muss zu packen sein. Irgendwie. Das hämmert sich Rudolf Hunsperger vor dem Eidgenössischen 1969 in Biel immer wieder ein. Er hat eine schlimme Zeit hinter sich, seit er 1966 in Frauenfeld als unbelasteter Rekrut mit 20 Jahren Schwingerkönig geworden war und dabei Karl Meli, den haushohen Favoriten im Schlussgang nach zwei Minuten besiegt hatte. Ja, kein anderer König musste so unten durch.

Ein Blick zurück: Als König erlebt Hunsperger 1967 beim Innerschweizerischen und 1968 beim Nordostschweizerischen Fest schlimme Demütigungen. Am Innerschweizerischen reicht es gerade noch zu einem der letzten Kränze, er bleibt aber weit unter den Erwartungen. Doch das ist harmlos gegen das Nordostschweizerische in Glarus 1968. Während Meli ihn und alle anderen Gegner sicher bodigt, verpasst der König gar den Ausstich. Nach drei Niederlagen scheidet er vorzeitig aus und er wird zurückversetzt zu den Anfängern. Während die Bösen um den Sieg kämpfen, muss Hunsperger an der vorzeitigen Rangverkündigung für die nach vier Gängen Ausgeschiedenen teilnehmen. Als Preis bekommt er eine Speckseite. Eine Speckseite statt ein Muneli. Welch eine Demütigung.

Entscheidender erster Gang

Den «Käru» (Karl Meli) muss er jetzt, im ersten Gang beim Eidgenössischen 1969 in Biel packen. Nur so kann er seine Ehre wieder herstellen. Meli ist klarer Favorit. Viele trauen dem 1966 entthronten König nun ein glanzvolles Comeback zu. Die Einteilung lässt zum Auftakt Meli, den alten, gegen Hunsperger, den neuen König antreten.

Nach vier Minuten gewinnt Hunsperger und mit einem Schlag ist er wieder ein königlicher Böser. Er marschiert bei diesem Eidgenössischen durch, gewinnt alle acht Gänge und lässt sich 79,25 Punkte notieren. Acht Kämpfe, acht Siege: Das haben seit 1895 vor ihm nur Hans Roth, Werner Bürki und Max Widmer geschafft. Nach Hunsperger gelingt nur noch Ernst Schläpfer 1980 in St. Gallen mit acht Siegen in Serie die makellose Thronbesteigung und die gleich hohe Punktzahl (79,25).

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