Brutale E3Eine Industrie im Blutrausch
Härter, blutiger und unüberlegt: Die Spiele-Entwickler zeigten bisher an der E3 vor allem eines – extrem brutale Games, die selbst Hartgesottene ins Grübeln bringen.

Mörderisch: «Assassin's Creed 3» gehörte an den Präsentationen der neusten Kracher der E3 zu den eher harmloseren Meuchel-Spielen.
Pandämonium. Aus der Soundanlage des Galen Centers in Los Angeles donnern mindestens 120 Dezibel. Gewehre krachen, Kanonen donnern, die Sitze der Arena beben. Einige halten sich die Ohren zu. Doch die meisten der über 3500 anwesenden Journalisten starren gebannt auf die überdimensionierten Bildschirme, auf denen Sam Fisher aus dem Shooter «Splinter Cell: Blacklist» einem Feind gerade auf blutigste Art das Messer in den Kopf rammt.
Sam Fisher macht an diesem Montag in Los Angeles allerdings nur den Anfang von etwas, das sich im Laufe des Tages zu einem wahren Blutrausch entwickeln wird: dem Morden, Metzeln und Meucheln hunderter virtueller Gegner. Die mordenden Helden zeigen bei all dem keine Zurückhaltung mehr, wenn es ums – man kann es nicht anders nennen – Abschlachten von Feinden geht.
Egal ob in «Far Cry 3», «Splinter Cell: Blacklist», «Assassin's Creed 3» oder dem brandneuen «Watch Dogs» von Ubisoft, «Medal of Honor: Warfighter», «Dead Space 3» oder «Crysis 3» von Electronic Arts, «The Last of Us» von Sony, «Black Ops 2» von Activsion oder «Resident Evil 6» von Capcom – auf brutalste Weise werden Kniescheiben zerdeppert, Köpfe abgeschlagen, Messer in Augen, Hälse und Schädel gerammt und mit Schrotflinten mitten ins Gesicht geschossen.
Buhlen um die Gunst der Gamer
Selbst hartgesottenen Gamern – wie auch dem Schreibenden – wird dies zu viel und sie fragen sich, was das Ganze soll. Sind die Marketingabteilungen der Publisher Amok gelaufen, weil sie sich Skandale erhoffen, damit über ein Game geschrieben wird? Buhlen zu viele Actionspiele um die Gunst der Spieler und erhoffen sich mit den brutalen Sequenzen zumindest ein bisschen Aufmerksamkeit?
Kurzum: Publisher wie auch Entwickler scheinen alle Hemmungen abgeworfen zu haben und statt dafür zu sorgen, dass die Gameindustrie nicht einen noch schlechteren Ruf erhält, machen sie genau das Gegenteil und setzen der Dumpfbackigkeit von Actiongames noch einen oben drauf. Einen Gefallen tun sie damit niemandem.
Wir dürfen gespannt auf den Rest der E3 sein. Heute Abend um 18 Uhr zeigen wir die Medienkonferenz von Nintendo im Live-Stream. Big N wird den Wii-Nachfolger Wii U vorstellen.
Alle News zur E3 finden sie im News-Ticker von 20 Minuten Online.
Direkt von der E3
20 Minuten online ist vor Ort: Vom 4. bis 8. Juni berichten wir regelmässig über die Mutter aller Gamemessen. Mit Live-Streams, News, Hintergrundberichten und visuellen Eindrücken direkt aus den Hallen des Los Angeles Convention Centers.