Eine Meise brütet im Abfallkübel

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KlotenEine Meise brütet im Abfallkübel

Da hat sich eine Kohlmeise einen stinkigen Ort für ihr Gelege ausgesucht: Im Aschenbecher eines Kübels baute sie ihr Nest – das ist nicht ungewöhnlich.

von
M. Sommerhalder
Eine junge Kohlmeise schaut aus ihrem Nest in einem Abfallkübel beim Flughafen.

Eine junge Kohlmeise schaut aus ihrem Nest in einem Abfallkübel beim Flughafen.

Leser-Reporterin Nadine Gwerder fuhr am Donnerstagabend mit ihren Inlineskates um den Flughafen, als sie bei der Gefängnis-Bushaltestelle einen herzigen Fund machte: «Aus dem Aschenbecher eines öffentlichen Abfallkübels schaute ein kleiner Vogel.» Zudem war auf dem Eimer ein Zettel angebracht, mit der Bitte keine Zigaretten hineinzuwerfen.

Weder bei der Gemeinde Kloten noch beim Flughafen Zürich weiss man etwas vom Nest im Kübel. Laut Flughafen-Sprecher Michael Stief hätten aber auf dem Flughafen-Gelände schon einige Male Vögel im Aschenbecher ihr Nest gebaut: «Wir haben sie dann gelassen und die Passanten mit einem Zettel informiert.»

Schutz vor Feinden

Das empfiehlt auch Thomas Kuske, Geschäftsleiter des Vogelschutzes ZVS/BirdLife Zürich. Beim Vogel in Kloten handelt es sich um eine junge Kohlmeise, wie er sagt. Dass diese Art in Abfallkübeln brütet, überrascht ihn nicht: «Meisen bauen ihre Nester gerne in solchen Gefässen mit einen schmalen Eingang – etwa in Metallrohren oder Dachluken.» Dort seien sie vor Feinden bestens geschützt, da diese meist zu gross seien, um reinzukommen.

Dass es wohl appetitlichere Orte als einen Aschenbecher gibt, spielt für die Meisen keine Rolle, so Kuske: «Sie haben nicht den besten Geruchssinn und wenn nicht zu viele Zigaretten reingeworfen werden, gefährdet das auch nicht ihre Gesundheit.» Normalerweise dauere es etwa zwei Monate, bis die Jungvögel flügge sind, «allerdings ist es dann nicht unwahrscheinlich, dass sie erneut ein Nest im selben Kübel bauen». Wer das verhindern will, dem empfiehlt Kuske, den Eimer nach Abschluss der Brutzeit im Spätsommer mit einem Gitter zu versehen, «damit die Tiere nicht mehr hineinkommen».

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