Eine Schweizer Zigi erobert die Berliner Szene

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Parisienne im TrendEine Schweizer Zigi erobert die Berliner Szene

Deutschland raucht Parisienne. Vor allem in hippen Stadtteilen Berlins gehen die Glimmstängel weg wie warme Weggli - dank der Mode, dem Preis und der Justiz.

von
David Torcasso
Berlin

Was Rivella seit Jahren versucht, hat Parisienne im Nu geschafft: Die Schweizer Zigi hat in Deutschland Fuss gefasst. Seit August 2011 wird Parisienne im grossen Kanton verkauft. Lanciert wurde sie vor allem im Grenzgebiet. Doch das Schweizer Produkt aus dem Kanton Jura findet mittlerweile auch in Berlin wachsenden Absatz.

«Wir haben Parisienne vor rund einem halben Jahr ins Sortiment genommen. Seither verkaufen wir immer mehr», sagt Gürkun Kahyoglu. Sein Spätkauf «Leine 6» steht in Neukölln. Es ist kein Zufall, dass die Schweizer Zigarette ausgerechnet im angesagten Stadtteil Berlins an ihrer Erfolgsgeschichte schreibt.

Sexy Name, cooles Design

«Ich finde den Namen sexy. Der passt zu mir», sagt Frederic Klein. Der Kunststudent stammt aus Amsterdam, wohnt seit rund einem Jahr in Berlin und raucht seit drei Monaten Parisienne Jaune. Der 28-Jährige hat die Schweizer Zigaretten damals per Zufall entdeckt. «Mir gefällt die Grafik der Verpackung», sagt er. Es sind Leute wie Kunststudent Frederic Klein, die Parisienne in Deutschlands Hauptstadt zum Durchbruch verhelfen.

Dass Parisienne eine Szenemarke ist, bestätigt Tonislav Kostic vom Urban Kiosk im U-Bahnhof Kottbusser Tor. Seit acht Monaten bietet der Kiosk die Zigaretten an. Die Nachfrage sei gross, sagt Tonislav. «Besonders Donnerstag und Samstag nach Mitternacht.» Der Grossteil der Käufer seien deutsche Männer bis 35 Jahre.

Eine Zigi für die alternative Ecke Berlins

Junge Leute im alternativen Kreuzberg drehen sich ihre Zigaretten selbst - oder sie kaufen Parisienne. So das Fazit von Ulas Ballikaya, dessen Laden nur einige Strassen weiter in Berlin-Kreuzberg steht. «Weil das keine grosse bekannte amerikanische Marke ist.»

Dabei macht Parisienne in Deutschland nicht einmal Werbung. Das übernehmen die «Spätis» selbst: In den meisten Läden steht die gelbe und rote Schachtel prominent auf Augenhöhe der Kunden. Die Verkäufer können Parisienne frei in der Zigarettenwand aufstellen. Die anderen Zigaretten müssen laut einer Regelung nach Marken sortiert nebeneinander stehen und werden deshalb anders platziert.

Dass der Schweizer Glimmstängel vor allem die jungen Szenegänger anspricht, ist auch British American Tobacco nicht entgangen. «Seit dem Launch zeigt sich, dass die Parisienne aufgrund der unkonventionellen und kreativen Positionierung auch Potenzial hat, kleinere, spezifische Konsumetensegmente Deutschlandweit zu begeistern», sagt Sprecher Christophe Berdat. Gerade in «der Trendmetropole Berlin ist Parisienne überproportional erfolgreich», so Berdat weiter.

Ein unwiderstehlicher Preis

Doch sexy Name hin, cooles Design her. Parisienne hat in den Läden Berlins noch ein anderes, unschlagbares Verkaufsargument: den Preis. Eine Packung Parisienne kostet 4.60 Euro, rund 30 Cent weniger als die gängigen Marken.

Auch Kunststudent Frederic Klein gibt an, dass ihn nicht zuletzt der Preis überzeugt hatte. Fast alle seine Freunde würden ihre Zigaretten selber drehen, weil es billiger und alternativer sei, so zu rauchen. Ihm sei das zu anstrengend, weshalb er sich für die Schweizer Zigi entschied. «Ich wusste nicht, dass Parisienne aus der Schweiz stammt. Seltsam, dass sie trotzdem günstig sind.»

(Mitarbeit: Alex Hämmerli)

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