Schweizer Politiker«Eine Wahl Trumps ist eher im Interesse der Schweiz»
Biden oder Trump? Schweizer Aussenpolitiker sagen nach dem ersten TV-Duell, wer die bessere Wahl für die Schweiz wäre.
Darum gehts
- Die US-Wahl ist auch im Bundeshaus ein grosses Thema.
- Die Mehrheit der Parlamentarier drückt Joe Biden die Daumen.
- Die Meinungen, welcher Präsident für die Schweiz besser wäre, gehen weit auseinander.
Wer der mächtigste Mann der Welt wird, hat auch Folgen für die Schweiz. Aussenpolitiker von links bis rechts blicken einen Monat vor der Wahl gespannt in die USA. Doch für wen schlägt das Herz der Parlamentarier – und wieso? 20 Minuten hat nachgefragt.
Fabian Molina (SP): Team Biden
«Wer US-Präsident wird, spielt auch für die Schweiz eine grosse Rolle. Unter Trump wurde die Welt unsicherer und chaotischer, weil er internationale Organisationen wie die UNO oder die Welthandelsorganisation blockiert hat und internationale Verträge wie das Pariser Klimaabkommen ablehnt. Die internationalen Spielregeln zwischen den Staaten verlieren ihre Gültigkeit, China und Russland kriegen dadurch mehr Macht. Das ist für ein stark vernetztes Land wie die Schweiz enorm gefährlich, wenn nur noch das Recht des Stärkeren gilt. Trump hat in der TV-Debatte mit rechtsextremen Gruppen geflirtet und droht, die Wahl nicht anzuerkennen. Für die Demokratie ist das brandgefährlich. Biden deckt hingegen das Spektrum von Freisinnigen bis Sozialdemokraten ab und wäre für die Schweiz der verlässlichere Partner.»
«Biden denkt eher so, wie die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung», sagt FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann.
Jean-Luc Addor (SVP): Team Trump
«Die US-Amerikaner haben die kümmerliche Wahl zwischen zwei Greisen. Trumps Politik steht mir näher als jene von Joe Biden: Seine Doktrin ‹America First› spricht mich an, weil ein Politiker die Interessen der eigenen Leute vertreten sollte. Trump hat auch im Gegensatz zu Friedensnobelpreisträger Barack Obama keinen Krieg losgetreten, wie es Journalisten prophezeit haben. Bei Biden sind mir die Positionen in der internationalen Politik schleierhaft. Mir scheint aber, als wolle Trump weniger Weltpolizist spielen als die Demokraten, die gerade im Steuerstreit die Schweiz massiv unter Druck gesetzt haben. Die Schweiz kann auch bei Trump keine Geschenke erwarten – etwa in den Verhandlungen um das Freihandelsabkommen. Aber eine Wahl Trumps ist eher im Interesse der Schweiz.»
Hans-Peter Portmann (FDP): Team Biden
«Biden denkt eher so wie die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung. Wir sind eine liberale und offene Gesellschaft, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Solidarität sind Werte, die gerade bei jüngeren Leuten hoch im Kurs sind. Biden steht uns darum viel näher als Trump, der sehr konservativ, rückwärtsgewandt und protektionistisch ist. Trump würde in der Schweiz am rechten Rand der SVP politisieren, während Biden gemessen an seinen Positionen in der Schweiz in der FDP wäre. Beim grossen Steuerstreit, als die USA Bankkundendaten einforderten, hat sich die Schweiz dem Druck gebeugt. Das war unter dem Demokraten Obama. Die Republikaner sind aber nicht weniger fordernd gegenüber der Schweiz. Für Trump zählen nur die Interessen der USA.»

Trump vs. Biden
Der Fahrplan
7.10. TV-Duell der Vizepräsidenten Mike Pence und Kamala Harris
15.10. Zweites TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden
22.10. Drittes TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden
3.11. Wahltag
14.12. Electoral College wählt Präsident und Vize
6.1.21 Auszählung der Stimmen der Wahlmänner und -frauen
20.1. Amtseinführung in Washington