Einen Entscheid gegen die Schweiz könnte Tami nicht verstehen

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Nach Spielabsage gegen UkraineEinen Entscheid gegen die Schweiz könnte Tami nicht verstehen

Nach der Absage des Nations-League-Spiels gegen die Ukraine liegt der Ball jetzt bei der Uefa. Pierluigi Tami erwartet einen Entscheid pro Schweiz.

Das sagt Pierluigi Tami, Direktor Nationalmannschaften zur Absage des Spiels in der Nations League am Dienstag gegen die Ukraine.

Video: 20 Minuten/SFV

Darum gehts

  • Nach der Absage des Spiels gegen die Ukraine muss die Uefa entscheiden, wie das Spiel gewertet wird.

  • Für Pierluigi Tami ist klar, dass der Entscheid pro Schweiz ausfallen muss.

  • Einen Los-Entscheid könne der Direktor Nationalmannschaften des SFV nur schwer akzeptieren.

Es war ein nervenaufreibender Tag für die Schweizer Nationalmannschaft und ihre Verantwortlichen. Nachdem weitere Corona-Fälle beim ukrainischen Gegner bekannt geworden waren und dem Luzerner Kantonsarzt das Risiko weiterer Ansteckungen zu gross war, begann das lange Warten bei den Schweizern. «Warten auf den Kantonsarzt. Warten auf die Uefa, warten auf die Ukraine und dann wieder auf die Uefa», sagt Pierluigi Tami, Direktor Nationalmannschaften beim Schweizerischen Fussballverband an einer Zoom-Medienkonferenz am Abend. Am Nachmittag stand dann die Absage fest.

«Wir sind enttäuscht und es ist schade, aber wir haben auch Verständnis, denn es geht um die Gesundheit der Spieler», sagt Tami. Schwierig war die Situation vor allem auch, weil man die Mannschaft vor einer definitiven Absage nicht zu früh informieren wollte, um die Spieler nicht in der Vorbereitung zu stören, bis es klar war, wie es weiter geht. Dennoch – am Mittag wurde sie kurz informiert, um nicht im luftleeren Raum zu stehen.

Tami: «Die ganze Mannschaft war bereit, den Final zu spielen. Schade, denn wir hätten das Spiel lieber sportlich und auf dem Platz entschieden. Jetzt wird dieses Spiel auf einer anderen Ebene gespielt.» Bleibt die Frage, ob mit dem besseren Ergebnis für die Schweiz oder die Ukraine.

Die Suche nach dem Schuldigen

Die Uefa-Regularien sagen: Kann eine Begegnung nicht neu angesetzt werden, trifft die Disziplinarkommission der Uefa eine Entscheidung. Sie kann über den Verband, der der Grund für die Absage ist, eine Forfait-Niederlage verhängen. Kommt die Uefa aber zum Schluss, dass keiner der beiden Nationalverbände verantwortlich ist, wird per Los entschieden. Möglich wäre ein 1:0-Sieg für die Schweiz, ein 1:0-Sieg für die Ukraine oder ein 0:0. Alles ausser dem Sieg würde für die Schweiz den Abstieg aus der Top-Division bedeuten. Aber nach dem Verursacherprinzip müsste der Fall klar sein: Die Ukraine hat das Corona-Chaos und kann oder will kein Ersatzteam stellen – ergo trägt sie die Schuld. Die Schweiz gewinnt 3:0 forfait.

Tami verwies dazu in aller Deutlichkeit an das Return to Play-Schutzprotokoll der Uefa, das den Teams bis ins letzte Detail vorgibt, wie sie sich zu verhalten haben und welche Vorgaben sie erfüllen müssen. «Wir haben dieses Protokoll immer respektiert und mit viel Energie, Organisation und Aufwand umgesetzt. Wir wurden in den letzten Tagen dreimal getestet und alle Tests fielen negativ aus. Wir wollten spielen und haben alles dafür gemacht.» Dieses Gefühl hatte der SFV-Direktor beim Gegner aber nicht. Die Ukraine habe nie an eine Lösung gedacht. «Ich habe nicht gespürt, dass sie seriös eine Lösung anstrebten. Vielleicht liege ich mit meinem Gefühl auch falsch», sagt Tami.

Der Nati eine Chance genommen

«Wir waren bereit, die Mannschaft war nach den letzten Spielen top motiviert und in einer sehr guten Form», sagte auch Nati-Trainer Vladimir Petkovic. «Leider ist es jetzt anders gekommen, das können wir nicht beeinflussen. Wir sind Fussballer und wollen immer auf dem Platz gewinnen. Diese Möglichkeit haben wir jetzt leider nicht mehr.»

Das ist der Fakt, denn auch zu einer Neuansetzung wird es aus Mangel an Terminen nicht kommen. Die Spieler wurde nach einem gemeinsamen Abendessen in Luzern aus der Nati entlassen und werden zu ihren Clubs zurückreisen. Das Warten geht aber weiter, bis Klarheit über die Wertung herrscht. Der Ball liegt nun bei der Kontroll-, Ethik und Disziplinarkammer der Uefa. Tami: «Wir haben unsere Aufgaben erfüllt und das Protokoll zu hundert Prozent erfüllt. Einen Entscheid per Los könnte ich nur schwer akzeptieren. Ich erwarte einen Entscheid zu unserem Vorteil. Aber ich bin kein Anwalt. Vielleicht übersehe ich etwas.»

Wie lange es bis zu einem Entscheid dauern kann, ist offen. «Ich weiss es nicht», sagt Tami. «Ich hoffe, in wenigen Tagen.»

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