Spielerlöhne für Fussball- und Hockeystars: Politik will Begrenzung

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Eishockey-Liga jubeltVorbild USA: Schweizer Politik will Lohngrenze für Sportstars

Profisportvereine sollen sich neu absprechen und Lohnobergrenzen für ihre Spieler festlegen dürfen, entscheidet der Ständerat. Er scheint zwar selbst unsicher – doch die Eishockey-Liga bejubelt den Entscheid.

Der Ständerat will es Profisport-Ligen erlauben, gemeinsam Obergrenzen für Spielerlöhne abzusprechen.
Neben der National League im Eishockey wäre auch die Super League im Fussball betroffen.
Die National League begrüsst Entscheidung des Ständerats, wie Denis Vaucher, CEO der National League, sagt.
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Der Ständerat will es Profisport-Ligen erlauben, gemeinsam Obergrenzen für Spielerlöhne abzusprechen.

Urs Lindt/freshfocus

Darum gehts

  • Der Ständerat will es Profisport-Ligen erlauben, sich bezüglich Obergrenzen für Spielerlöhne abzusprechen.

  • Die meisten Eishockeyclubs der National League befürworten solche Absprachen. Auch die Super League zeigt sich angetan, äussert aber auch Bedenken.

  • Im Nationalrat zeichnet sich Widerstand aus dem rechten Lager ab.

Der Durchschnittslohn eines Hockeyspielers in der National League liege bei 300’000 Franken, sagte der Tessiner Mitte-Ständerat Fabio Regazzi diese Woche in der Debatte zur Revision des Kartellgesetzes. Dieses verbietet Arbeitgebenden, Absprachen und Vereinbarungen bezüglich Lohnhöhe zu machen. Auch Hockey- und Fussballclubs sind davon betroffen.

Die exzessiv steigenden Lohnkosten seien jedoch eine der grössten Herausforderungen im Profisport, so Regazzi. Kritisiert wird daran zunehmend, dass reiche Clubs die besten Spieler einkaufen können – und die Ligen somit an Spannung verlieren.

So viel verdienen Hockey- und Fussballprofis

Die Löhne der Fussball- und Hockeyspieler in den Schweizer Profi-Ligen sind geheim – anders als beispielsweise in den USA, wo diese öffentlich einsehbar sind. Entsprechend sind keine offiziellen Zahlen bekannt.

Im Rahmen einer Recherche von 20 Minuten im Jahr 2020 ergaben Gespräche mit Insidern, dass die meisten Hockeyspieler der National League zwischen 200’000 und 350’000 Franken pro Jahr verdienen. Bei Spielern, welche auch in der Schweizer Nationalmannschaft spielen, können es gar bis zu 900’000 Franken sein.

Gemäss Recherchen des «Blick» aus demselben Zeitraum verdienen die meisten Fussballer der Super League zwischen 10’000 und 20’000 Franken monatlich. Wenige erhalten zwischen 50’000 und 100’000 Franken, jemand gar mehr.

Ständeräte wollen Spielerlöhne deckeln, Gegner fürchten «Exodus»

Regazzi, der selbst als Verwaltungsrat des HC Lugano amtet, fordert eine Ausnahmeregelung für «Ligen mit professionellem Spielbetrieb». Durch das Festsetzen einer Lohnobergrenze könne die finanzielle Leistungsfähigkeit der an den Ligen teilnehmenden Clubs sichergestellt werden. Heisst: Clubs mit grossem Budget könnten unter Umständen keinen höheren Lohn mehr bieten als solche mit weniger Geld.

Der Ständerat stimmte dem Anliegen mit 31 zu 8 Stimmen deutlich zu. Bedenken und Unsicherheiten gab es aber allemal – auch unter den Befürwortern. So meinte Hannes Germann (SVP), der die Änderung selbst mitbeantragt hatte: «Ganz wohl ist mir dabei nicht. Man müsste sich auch überlegen, welche Auswirkungen das – rein sportlich betrachtet – haben wird. Erlebt die Schweiz, die Schweizer Liga, dann einen Exodus?»

Eishockey-Clubs wollen Grenze – mit Ausnahme von SCB und ZSC

«Die National League begrüsst die vom Ständerat zuhanden des Nationalrats verabschiedete Änderung im Kartellgesetz», sagt Denis Vaucher, CEO der National League.

«Die National League begrüsst die vom Ständerat zuhanden des Nationalrats verabschiedete Änderung im Kartellgesetz», sagt Denis Vaucher, CEO der National League.

Tamedia

Im Eishockey-Bereich gibt es diese Befürchtung offenbar nicht. Denis Vaucher, der CEO der National League, sagt zu 20 Minuten, dass er den Entscheid begrüsse. Damit ergebe sich die Möglichkeit, «ein Financial Fairplay System mit einer Gesamtlohnobergrenze pro Club» einzuführen. «Zwölf der 14 National League Clubs haben sich für die Einführung eines solchen Systems ausgesprochen, einzig die ZSC Lions und der SC Bern sind dagegen», verrät Vaucher.

So will die National League die Spielerlöhne beschränken

Der National League schwebe konkret ein «weiches» Financial-Fairplay-Konzept vor, so Vaucher: «Die an der Meisterschaft teilnehmenden Clubs definieren eine sogenannte Fairplay-Schwelle für die Brutto-Gesamtlohnkosten einer Saison. Es wird keine Lohnobergrenze für einzelne Spieler geben. Die Lohnobergrenze zieht entsprechend für diese keinen direkten individuellen Nachteil mit sich. Überschreiten Clubs die definierte Fairplay-Schwelle, sinkt als Konsequenz deren Entschädigung für die Überlassung der Marketing- und Medienrechte durch die Liga. Eine Überschreitung der ‹Fairplay-Schwelle› ist somit möglich, führt jedoch zu einer finanziellen Umverteilung zwischen den Clubs.»

Auch die Swiss Football League scheint angetan. Man stehe der Idee positiv gegenüber, Absprachen in professionellen Sport-Ligen rechtlich zu erlauben, sagt Sprecher Philippe Guggisberg. Gleichzeitig betont er aber: «Eine Lohnobergrenze hat gerade auch im internationalen Kontext weitreichende Konsequenzen und wurde bis anhin von der SFL und ihren Klubs weder detailliert diskutiert noch geprüft.»

SP-Aebischer will «Salary-Cap» wie in den USA

Herbstsession im Bundeshaus.
Im Bild: Matthias Aebischer (SP).
Aufgenommen am 26.09.2023.

Herbstsession im Bundeshaus. Im Bild: Matthias Aebischer (SP). Aufgenommen am 26.09.2023.

20min/Matthias Spicher

Sicher ist: Das Geschäft geht nun in den Nationalrat. Sportaffine Politikerinnen und Politiker beschäftigt das Thema jetzt schon. «Ich unterstütze eine Lohn-Obergrenze für Sportvereine. Der internationale Fussball zeigt, was passiert, wenn ein oder mehrere Vereine mit Milliarden jonglieren und sich Starensembles zusammenkaufen», sagt der Berner SP-Nationalrat und Sportfan Matthias Aebischer.

Auch in der Schweiz seien bereits «teilweise fragwürdige Investoren» aufgetaucht. «Ein Salary-Cap wie in den amerikanischen Profi-Ligen hätte hier sicher positiven Einfluss», so Aebischer. Auch er plädiert aber dafür, dass sich die Vereine einigen sollen.

Heftiger Widerstand von FDP und SVP

SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr ist Fan des FC St. Gallen. Sie wehrt sich gegen Vorgaben und Begrenzungen. «Grundsätzlich stehen Clubs im gesamteuropäischen Spielermarkt und man muss sich den ausländischen Clubs anpassen respektive auf Augenhöhe begegnen können», so Gutjahr.

Sollen die Löhne von Profisportlern gedeckelt werden?

Im Fussball gebe es knapp 100 gut bezahlte Stars, da dürfe es Ausreisser nach oben geben. «Man muss auch beachten, dass Profisportler in einer kurzen aktiven Zeit ihr zukünftiges Leben absichern müssen respektive auch einem Risiko ausgesetzt sind, von heute auf morgen kein Einkommen mehr zu haben», so die SVP-Frau. Ähnlich sieht es Christian Wasserfallen, Supporter von YB und SCB. «Das sollen die Ligen und Verbände selber regeln und nicht die Politik via Kartellrecht», findet er.

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