«Ekelhafter Kapitalist»Jay-Z versprach armen Studis Hilfe – jetzt sind sie verschuldet
In Zusammenarbeit mit einer Uni in Brooklyn offerierte der Rapper und Musikproduzent Studierenden eine Ausbildung, bei der sich niemand verschulden sollte. Doch es kam anders.
Darum gehts
Jay-Z versprach Studierenden eine schuldenfreie Ausbildung an seiner Musikschule.
Im dritten Jahr wurden jedoch unerwartete Gebühren von 21'000 Franken erhoben.
Die Schule änderte ihr Versprechen, was viele Studierende in finanzielle Not brachte.
Kritiker werfen Jay-Z vor, die Ärmsten in die Schuldenfalle zu locken.
Normalerweise müssen sich Studierende in den USA verschulden, um an eine Universität gehen zu können. Justice Stephenson rang darum nach der Highschool mit der Entscheidung, sich irgendwo einzuschreiben, wie sie «Gothamist» erzählt. Da bekam sie eine SMS vom Präsidenten der Long Island University Brooklyn (LIU).
«Ich habe versucht, Sie telefonisch zu erreichen. Die Musikschule Roc Nation School an der LIU vergibt ein Vollstipendium für Sie. Sie erhalten die vollen Studiengebühren und können Ihren Abschluss ohne Schulden machen», hiess es in der Nachricht. Die Zusammenarbeit zwischen der Uni und Jay-Zs (55) Unterhaltungsfirma Roc Nation hatte kurz davor für Schlagzeilen gesorgt, weil die Schule Superstars wie Rihanna (37) und die Jonas Brothers als Gastdozenten angekündigt hatte.
Stephenson las, dass die LIU den bedürftigsten Studierenden ein sogenanntes «Stipendium der Hoffnung» offerierte. «Das war der absolute Traum. Es klang aber auch zu gut, um wahr zu sein», sagt sie gegenüber «Gothamist». Aber ihre Mutter drängte sie dazu, die Möglichkeit zu packen und einen kostenlosen Abschluss in Gesang zu machen.
Plötzlich will die Schule 21'000 Franken von ihr
Im Herbst 2021 war Stephanson eine von 50 Schülerinnen und Schülern des ersten Jahrgangs von Jay-Zs Roc Nation School. Neben ihr sollen mindestens zwölf weitere Studierende ein Stipendium der Hoffnung, so wie ein Schreiben erhalten haben, das ihnen eine «schuldenfreie Ausbildung versprach», wie «BKMAG» berichtet. Doch im dritten Jahr der Ausbildung bemerkte sie, dass ihre Kreditkarte für Dinge im Zusammenhang mit ihrem Studium belastet wurde. Rund 21'000 Franken wollte die Schule von ihr. Grund dafür ist eine Spitzfindigkeit. Im Jahr 2023 hat die Schule auf ihrer Website ihr Versprechen umformuliert. Statt «schuldenfreie Ausbildung» steht dort nun «Ausbildung ohne Studiengebühren».
«Das Stipendium deckt nur die Studiengebühren ab. Weder allgemeine Gebühren etwa für die Studionutzung noch Wohnkosten oder Verpflegung sind enthalten», erklärt LUI-Marketingchefin Jackie Nealon gegenüber «Gothamist». Vermutlich diente das Versprechen der Schule nur dafür, sich im Ringen um Studierende einen Vorteil zu verschaffen, sagen Experten gegenüber dem Onlineportal. Andere nennen es gar Betrug. Studierende wie Stephenson fühlen sich jedenfalls in die Irre geführt.
«Es ist widerlich, dass Jay-Z die Ärmsten betrügt»
Einige haben ihre Ausbildung abgebrochen, andere übernachteten auf den Sofas von Freunden, um Geld für die Gebühren zu sparen, und einige nahmen Kredite zu ungünstigsten Konditionen auf, um die Rechnungen zu bezahlen. Längst sehen Expertinnen und Experten bei den US-Studiengebühren eine Blase entstehen, die die nächste Finanzkrise auslösen könnte. Rund zwei Billionen Dollar ($2'000'000'000'000) schulden aktuelle und ehemalige US-Studierende ihren Kreditgebern.
Sollten Prominente wie Jay-Z mehr Verantwortung für ihre Versprechen übernehmen?
«Jay-Z ist doch bloss ein weiterer, ekliger Kapitalist», motzt ein Reddit-User und erhält viel Zustimmung unter dem Beitrag des Falls von Stephenson. Forbes schätzt das Vermögen des Rappers und Musikproduzenten auf zwei Milliarden Franken. «Es ist widerlich, dass er nun mit einem ‹Stipendium der Hoffnung› die Ärmsten dazu bringt, sich zu verschulden», schreibt ein anderer Reddit-User. 2019 bezahlte der Milliardär Robert F. Smith die Kredite von 400 Studierenden im US-Bundesstaat Georgia. Ob sich Jay-Z an ihm ein Vorbild nimmt?
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