Elena Lopez: Ärztin und Insta-Star: Sie rennt, bis sie Pumas halluziniert

Elena Lopez ist die Leidenschaft für Ultramarathon (Laufveranstaltungen mit Strecken über 42,195 Kilometer) schnell anzumerken. «Ich mache nie eine Challenge, bei der ich 100 Prozent sicher bin, dass ich es schaffen werde. Sonst reizt es mich nicht», erklärt sie, als 20 Minuten sie beim Spital Davos besucht. Dort arbeitet die Spanierin neben ihrem zeitintensiven Lauf-Hobby als Oberärztin.

Ihren ersten Ultramarathon über 65 Kilometer mit 6000 Höhenmetern im Wallis absolvierte die passionierte Läuferin vor ein paar Jahren, kurz nachdem sie sich damals von ihrem Freund getrennt hatte. «Die Trennung ist längst vorbei, aber Ultrarunning bleibt für mich ein Weg, Selbstvertrauen zu finden und mir meine Träume zu erfüllen», betont Lopez, die sich mit Videos über ihre Trailruns in den Bergen zur Social-Media-Bekanntheit entwickelte.

Lopez lässt sich auch von äusseren Umständen nicht so leicht aufhalten. Als einst ihre Teilnahme bei einem Rennen auf Mallorca wetterbedingt ins Wasser fiel, entschied sie sich kurzerhand, den 150-Kilometer-Lauf bei einem «Afterwork-Run» im Graubünden nachzuholen. «Ich lief von Davos die ganze Nacht durch über den Flüelapass, Bergün bis St. Moritz und wieder zurück», erklärt die Spanierin.

«Es war im November und arschkalt bei 3000 Höhenmeter», meint Lopez und fügt schmunzelnd an: «Die Kälte war aber auch gut. So konnte ich nicht stoppen, weil ich sonst erfroren wäre». Als Ärztin ist sich die Wahl-Davoserin gewohnt, in Stresssituationen ruhig zu bleiben. Auch bei Grenz-Erlebnissen wie bei ihren stundenlangen Läufen durch menschenverlassene Gegenden.

«Ich war einmal mehrere Tage unterwegs am Rennen, fast ohne Schlaf und Essen. Dann sah ich plötzlich einen Puma», beschreibt die Ultraläuferin die Halluzinationen, die sie beim Training wahrnahm. «Ich bin dann erschrocken und habe realisiert, dass es einfach ein Baum war», so Lopez, die am selben Tag auch davon halluzinierte, von einer unbekannten Hand an ihrer Schulter berührt worden zu sein.

Im Februar absolvierte sie zuletzt den Lost City Marathon im Dschungel Mexikos, wo sie als drittschnellste Frau ins Ziel kam. «Da war ich bei 35 Grad und 99 Prozent Luftfeuchtigkeit mitten im Dschungel am rennen. Für mich ist das ein Weg, aus meiner Komfortzone herauszukommen», hält die Ärztin fest. In Davos geht sie derweil öfters auch bei null Grad in kurzen Hosen laufen.

«Die Menschen verstehen das manchmal nicht, aber ich fühle mich wohl so», erklärt die Spanierin, die mittlerweile nicht nur in ihrem Dorf bekannt ist. Auf Instagram folgen ihr aktuell über 120'000 Leute. Neben viel Zuspruch für ihr Hobby oder Fragen nach medizinischen Einschätzungen kriegt sie in ihrem Posteingang auch jede Menge Kritik.

«Ich bekomme viele Hassnachrichten, wenn ich Posts übers Single sein mache», sagt die gerne mit ihrem Beziehungsstatus kokettierende Ibererin. «Du wirst alleine mit Katzen enden, heisst es in den Kommentaren manchmal. Für mich wäre das aber ein Traum, ich liebe Katzen», sagt Lopez augenzwinkernd.

Manchmal schreiben der Ärztin auch Männer, die ihre getragenen Socken abkaufen wollen. Andere fragen, ob sie einen Account bei OnlyFans habe. Gross damit beschäftigen will sie sich mit solchen Nachrichten aber nicht. Viel mehr überwiegen für Lopez die positiven Möglichkeiten, die sich durch Social Media für sie öffnen.

«Komplett aufhören als Ärztin kommt für mich nicht in Frage», erklärt sie. Durch ihre Influencer-Tätigkeiten und Sponsoreneinnahmen könne sie sich es aber leisten, gewisse Auszeiten zu nehmen und sich weiteren Running-Projekten zu widmen. Im Herbst plant Lopez, das Himalaja-Gebirge (1700 Kilometer weit mit rund 100'000 Höhenmeter) zu durchqueren. Daneben organisiert sie ihr eigenes Trailrunning-Camp.