Elon MuskPlötzlich politisch: Musk spaltet die Tesla-Fahrer
Elon Musk polarisiert. Während die einen den Tesla-Gründer abfeiern, wenden sich andere von ihm ab. Einige Tesla-Fahrer erwägen gar, ihr Auto wegen Musk zu verkaufen.
Darum gehts
Elon Musk polarisiert mit seiner politischen Unterstützung für Trump und Rechtspopulisten.
Viele Tesla-Fahrer sind verärgert – einige denken gar über einen Verkauf ihrer Autos nach.
Das schlägt sich auch auf den Marktwert und die Absätze von Tesla nieder.
Zudem kleben immer mehr Tesla-Fahrer Anti-Musk-Sticker auf ihre Autos und es kam in den vergangenen Tagen zu Protestaktionen auf Tesla-Stores und Fabriken.
Noch vor einigen Jahren befand sich Tesla im Höhenflug: Der Markenwert des Unternehmens von Tech-Milliardär Elon Musk verdreifachte sich und galt 2021 als «grosser Gewinner». Das Unternehmen stand für Innovation, Umweltfreundlichkeit und Fortschritt.
Seit Musk sich an die Seite von Trump gestellt hat und sich in die europäische Politik einmischt, scheint sich die Wahrnehmung zu verändern. 2024 fiel der Marktwert von Tesla gemäss einer Studie von Brand Finance um 26 Prozent und liegt damit hinter Toyota. In Deutschland brach der Tesla-Absatz vergangenes Jahr um 41 Prozent ein. Und: Gemäss dem US-Marktforschungsunternehmen Caliber ist die Kaufabsicht von rund 70 Prozent der Befragten im Sommer 2022 auf inzwischen weniger als 40 Prozent gesunken.
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Viele Tesla-Besitzer sind mit der politischen Einflussnahme von Musk nicht zufrieden.
Hendrik Schmidt/dpaIn den sozialen Medien häufen sich jetzt Videos von Tesla-Fahrern, die ihren Unmut über Musk zum Ausdruck bringen – mithilfe von Anti-Musk-Stickern. Einige gehen noch weiter: Gemäss einer Umfrage des holländischen Fernsehsenders EenVandaag hätten über ein Drittel der 432 befragten Tesla-Besitzer vor, ihr Auto wegen Musk zu verkaufen – oder dies bereits getan.
Farbanschläge und Graffitis
Tesla musste nach der umstrittenen Handgeste seines Chefs mehrere Protestaktionen hinnehmen: Aktivisten projizierten Musks Geste an das Tesla-Werk in Grünheide (DE) und schrieben «Heil Tesla» dazu, auf einem Tesla-Schild in Wellington (NZ) soll jemand «Verpiss dich, Faschist» gekritzelt haben – und in Zürich kam es gar zu einem Farbanschlag auf einen Tesla-Store.
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Farbanschlag auf die Tesla-Garage in Zürich.
20min/Taddeo Cerletti«Schäme mich für mein Auto»
Auch in der 20-Minuten-Community sorgen Musks Eskapaden für Unmut, mehr als 190 Kommentare gehen auf einen Aufruf ein. Leser Cyrus W. (53) aus dem Kanton Schwyz interessiere sich bereits seit 2003 für Tesla und habe 2022 einen neuen Tesla Model 3 gekauft. «Das Fahrzeug finde ich immer noch super – aber mit Elon Musks befremdlichem Verhalten und seinen Gesten bin ich gar nicht einverstanden», sagt der 53-Jährige. W.s Cousin aus San Francisco habe ihn kürzlich besucht und seinen Tesla ebenfalls kommentiert: «‹Was fährst du für ein Auto?›, fragte er mich – man ist als Tesla-Fahrer jetzt schon exponiert und muss solche Kommentare ertragen», so der Schwyzer. Er würde sich «nie wieder» einen Tesla kaufen.
Auch Digitalstratege Mike Schwede fahre seit 2016 einen Tesla: Er habe das Auto geliebt – Elon Musk sei für ihn innovativ, weitsichtig und nachhaltig gewesen. «Unterdessen schäme ich mich für mein Auto und habe mir auch schon überlegt, es zu verkaufen», so Schwede. Das lohne sich aufgrund der hohen Kilometeranzahl jedoch kaum. «Ich werde den Wagen also ‹zu Boden fahren›, aber habe mir bereits einen Sticker fürs Heck bestellt», sagt er. Zudem hat er für sich einen Kompromiss gefunden: «Pro Kilometer, den ich mit dem Tesla fahre, spende ich zehn Rappen für etwas, das Musk hasst – also etwa für US-Antirassismusorganisationen oder psychische Beratungen für LGBTQ-Jugendliche. Das ist sozusagen meine Rache», sagt Schwede.
Noch weiter geht ein anderer Leser: «Ich habe Elon Musk bewundert und war sofort Fan von Tesla», sagt Sandro Lang (38) aus Zürich. Das Auto sei «genial» und er habe in den letzten sieben Jahren nie Probleme damit gehabt. Aber: «Mit der politischen Haltung von Musk habe ich seit seiner Unterstützung für Donald Trump ein grosses Problem – und versuche das Fahrzeug nun zu verkaufen.»
Würdest du dir einen Tesla kaufen?
«Sie fragen, ob ich auch rechtsextrem bin»
Eine klare Mehrheit der 20-Minuten-Community lässt sich durch Musks Verhalten jedoch nicht aus der Ruhe bringen: Der CEO einer Automarke habe keinen Einfluss auf ihren Kaufentscheid, argumentieren viele – vor allem beim Tesla, der ein «unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis» biete und das «beste E-Auto auf dem Markt» sei, wie mehrere stolze Besitzer schreiben.
Manche weisen zudem auf Skandale anderer Automarken hin – etwa «Dieselgate», wo unter anderem Audi, Volkswagen und BMW Abgaswerte manipulierten. «Wenn politische oder wirtschaftliche Verfehlungen im Vordergrund stehen, dann darfst du überhaupt kein Auto mehr kaufen», so ein Leser.
Michael W. (32) aus Sissach (BL) erzählt, dass er sich vor zwei Jahren ein Model Y gekauft habe und «sehr zufrieden» damit sei. «Den Entscheid, einen Tesla zu kaufen, habe ich nie bereut.» Auch hätte Elon Musk «nie» einen Einfluss auf seine Entscheidung gehabt. Doch W. nervten die fast täglichen Kommentare und Sprüche zu seinem Wagen. «Sie fragen mich, ob ich jetzt auch rechtsextrem sei oder ob ich schon einen Heck-Aufkleber gekauft habe. Ja, das Fahrzeug polarisiert – aber muss das sein?», fragt sich der 32-Jährige. Letztlich sei es doch «einfach ein Auto» und aufgrund des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses würde W. sich «auf jeden Fall» wieder einen Tesla kaufen.

Trotz der Polarisierung bleibt eine Mehrheit der Tesla-Community von der Qualität der Fahrzeuge überzeugt und sieht den CEO nicht als entscheidenden Faktor. Viele Fahrer betonen, dass Teslas Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar sei und die Marke weiterhin das beste E-Auto anbiete.
20min/Marco ZanggerEin weiterer Leser schreibt überzeugt: «Ich habe keine Sekunde darüber nachgedacht, wegen Musk mein ‹Schätzeli› zu verkaufen. Ich habe keine Lust, mit einer schlecht engineerten Gurke herumzufahren.» Ein anderer findet zwar, dass «Musk nervt» – aber er könne sich trotzdem «gut vorstellen», wieder einen Tesla zu kaufen.
Wiederum ein anderer fragt sich, warum manche Leute automatisch denken würden, dass Tesla-Fahrer Fans von Musk seien. «Das Model Y war erneut das meistverkaufte Auto in der Schweiz – ich glaube nicht, dass das alles Fans von Elon waren.» Und unter den Antworten finden sich auch zahlreiche Leser und Tesla-Fahrer, für die der Tech-Milliardär nach wie vor ein Visionär und «Genie» ist, der ihnen umweltfreundliche und innovative Autos bietet.
20 Minuten hat Tesla für ein Interview sowie einen Besuch in einem Store angefragt – beides wurde abgelehnt.
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