BaselEltern kritisieren Info-Mail von Steiner-Schule zur Maskenpflicht scharf
Nach den Weihnachtsferien gilt für alle Schüler und Schülerinnen neu eine Maskenpflicht. Ein Schreiben der Rudolf Steiner Schule sorgt nun für Kopfschütteln. Die Schule würde zum Besorgen von falschen Masken-Attesten aufrufen, nervt sich eine Mutter.
Darum gehts
Zum Schulstart am 3. Januar hat die baselstädtische Regierung neue Massnahmen beschlossen. «Wir müssen davon ausgehen, dass auch das neue Jahr schwierig beginnen wird», sagte Conradin Cramer, Vorsteher des Erziehungsdepartements in einem Statement am Dienstag. Um die Öffnung der Schulen zu gewährleisten, werden Kinder ab der ersten Primarklasse eine Maske tragen müssen. Eine Massnahme, die der Nachbarkanton Basel-Landschaft bereits Anfang Dezember verordnet hat.
Noch am Dienstag wurde allen Eltern von Schülerinnen und Schülern der Rudolf Steiner Schule in Basel ein E-Mail zugestellt, indem sie über die Maskenpflicht informiert. Diese seien einzuhalten, solange kein «Maskenbefreiungs-Attest» vorliege. Das E-Mail sei keineswegs neutral verfasst und stelle den Sinn der Maskenpflicht in Frage, ärgern sich Eltern. Mit dem Erwähnen des Attestes zeige die Schule massnahmenkritischen Eltern eine Hintertür auf, wie sie ihre Kinder von der Pflicht befreien können.
«Haltung der Steiner-Schule ist ein Trauerspiel»
So fragt die unterzeichnende Konferenzleitung der Schule beispielsweise: «Halten Sie es für angemessen, dass Kindern Einschränkungen wie die Maskenpflicht ab Januar auferlegt werden, um Erwachsene vor Covid-19 zu schützen?» Weiter formuliert die Schule, dass Kinder durch Covid-19 «kaum» gefährdet seien und fortan unter dem «Einfluss» des Kantons stehen würden.

Diesen Brief schickte die Konferenzleitung der Basler Rudolf Steiner Schule an die Eltern.
«Es ist ein Trauerspiel, wie diese Lehrpersonen mit der aktuellen Situation umgehen», äussert sich eine Mutter gegenüber 20 Minuten. Mit dem Schreiben versuche die Schule, die Massnahmen zu unterwandern. «Anstatt aufzurufen, dass die Kinder endlich an einem Spucktest teilnehmen können und einen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie und Aufrechterhaltung des Schulbetriebes geleistet werden kann, werden die Eltern regelrecht aufgefordert, eine Maskenbefreiung einzuholen», ärgert sie sich.
Schule gesteht Fehler ein
Bereits in der Vergangenheit fielen Steiner-Schulen in der Region durch kritische Äusserungen und Aktionen gegenüber Massnahmen auf und wurden so immer wieder zu Corona-Hotspots.
Die Rudolf Steiner Schule sagt zu den Vorwürfen: «Wir verstehen, dass die Formulierungen im Brief teilweise missverstanden werden können», so Christian Ostheimer, Mitglied der Schulleitung. Die Schule setzte die erweiterte Maskenpflicht gemäss den kantonalen Vorgaben um, versichert Ostheimer. Den Vorwurf, dass man Eltern mit dem Attest ein Schlupfloch aufzeigen wollte, weist er von sich. Beim Schreiben habe man sich bei der betreffenden Aussage auf die Verordnung vom Kanton gestützt.
«Inhaltlich nicht korrekt»
Das Schreiben der Schule sei inhaltlich nicht korrekt, kritisiert SP-Grossrat Pascal Pfister. «Es geht nicht nur darum Erwachsene zu schützen. In der aktuellen Welle sind überdurchschnittlich viele Kinder von einer Infektion betroffen», stellt er richtig. Je nach Studie hätten drei bis elf Prozent der Kinder nach einer Erkrankung mit Long Covid zu kämpfen. Schätzungen gehen davon aus, dass in der Schweiz mindestens 45'000 Kinder und Jugendliche von den Langzeitfolgen der Infektion betroffen sind.
Das Gesundheitsdepartement kommentiert Meinungsäusserungen von Schulleitungen in der Öffentlichkeit nicht, wie es auf Anfrage von 20 Minuten heisst.
Hast du oder hat jemand, den du kennst, Mühe mit der Corona-Zeit?
Hier findest du Hilfe:
BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00
BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92
Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona
Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen
Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143