Eltern meiden wegen Corona Kinderarzt-Praxen

Publiziert

Corona-PandemieEltern meiden wegen Corona Kinderarzt-Praxen

Aus Angst, sich mit dem Corona-Virus anzustecken, bringen viele Eltern ihre Jüngsten derzeit zu spät oder teils gar nicht zum Arzt. Kinderärzte schlagen Alarm – und berichten von dramatischen Fällen.

Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen werden von Eltern wegen der Angst vor Corona vernachlässigt (Symbolbild).
Ulrike Brennan, Kinderärztin im Kinderarzthaus in Zürich, hat schon Fälle erlebt, wo Kinder in die Klinik eingeliefert werden mussten, weil sie zu spät betreut wurden.
«Ist das Kind krank, muss es zum Arzt. Corona hin oder her!» Alles andere sei gefährlich, sagt die Kinderärztin.
1 / 5

Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen werden von Eltern wegen der Angst vor Corona vernachlässigt (Symbolbild).

Unsplash

Darum gehts

  • Aus Angst, sich mit dem Corona-Virus anzustecken, gehen viele Eltern mit ihren Kindern nicht mehr rechtzeitig zum Arzt.

  • Kinderärzte berichten von verpassten Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen.

  • Es gab sogar Fälle, wo Kinder in die Klinik eingeliefert werden mussten, weil sie in einem derart schlechten Zustand zum Arzt kamen.

  • Ärzte appellieren an die Eltern, trotz Corona in jedem Fall zum Kinderarzt zu gehen.

Viele Eltern bringen ihre Kinder nur noch im äussersten Notfall zum Arzt. Dies berichten verschiedene Kinderarzt-Praxen auf Anfrage von 20 Minuten. Der Grund: Viele Eltern hätten Angst, sich mit Corona zu infizieren. Wichtige Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen bleiben dabei auf der Strecke. Aber auch, wenn die Jüngsten krank sind, zögern Eltern oft zu lange, sagen Fachpersonen.

Gerade bei Infektionskrankheiten kann das dramatische Folgen haben: «Wir hatten einen Fall, in dem ein Kind schon tagelang Durchfall hatte, bevor es zu uns kam», berichtet Ulrike Brennan, Kinderärztin im Kinderarzthaus in Zürich. «Es war derart ausgetrocknet, dass wir es direkt in die Klinik überweisen mussten.» Viele Krankheiten würden mit Erkältungssymptomen beginnen – im schlimmsten Fall könne es sich aber beispielsweise auch um eine Lungenentzündung handeln.

Entwicklungsschwierigkeiten bleiben unentdeckt

Auch verpasste Vorsorgeuntersuchungen können schlimme Folgen haben: «Das kann dazu führen, dass man bei einem Kind erst merkt, dass es beispielsweise für sein Alter viel zu wenig gut sprechen kann, wenn es bereits den Kindergarten besucht», so Brennan. Kinder auch regelmässig auf Blut- oder Stoffwechselkrankheiten zu untersuchen, sei unabdingbar. Eltern, die solche Termine wegen Corona ausliessen, handelten fahrlässig.

«Ist das Kind krank, muss es zum Arzt. Corona hin oder her!»

Ähnliche Erfahrungen machte Rudolf Mallmann, leitender Kinderarzt in Zürich bei Swiss Medi Kids. Während der ersten Welle sei das Phänomen noch ausgeprägter gewesen. Doch auch jetzt seien Eltern, die ihre Kinder nicht zum Arzt bringen wollen, noch immer ein Thema. «Unsere Aufgabe ist es, den Eltern aufzuzeigen, dass es ungemein wichtig ist, das Kind trotz Corona mit dem aktuellen Problem bei uns vorbeizubringen», sagt Mallmann. «Unsere Praxen sind dank hervorragender Schutzkonzepte sicher!»

Corona dürfe, wenn es ums Kind geht, überhaupt keine Rolle spielen, so Mallmann weiter. Auch Ulrike Brennan meint: «Ist das Kind krank, muss es zum Arzt. Corona hin oder her!» Alles andere sei gefährlich. Und fügt an: «Wer Angst vor einer Arztpraxis hat, darf sein Kind auch nicht mehr zum Einkaufen mitnehmen. In vollen Läden ist das Ansteckungsrisiko noch viel höher!»

Hast du oder hat jemand, den du kennst, Mühe mit der Coronazeit?

Hier findest du Hilfe:

BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00

BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92

Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona

Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Tel. 147

Deine Meinung zählt

145 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen