ElvetinoEx-Manager zockte SBB mit dreister Geschäftsidee ab
Sieben Jahre sind vergangen, seit der damalige Elvetino-Chef Wolfgang Winter fristlos entlassen wurde. Erstmals wurden die Gründe dafür publik.
Darum gehts
«Massive Vorwürfe» führten 2017 zur Entlassung von Wolfgang Winter als CEO der SBB-Tochterfirma Elvetino.
Aus der Anklageschrift geht hervor, wie er sich seine Kaderposition zunutze gemacht haben soll, um sein persönliches Bankkonto aufzubessern.
Am 7. Mai findet die Verhandlung wegen diverser Straftatbestände vor dem Bezirksgericht in Zürich statt.
Das ist passiert
Die Elvetino AG, eine Tochterfirma der SBB, betreibt unter anderem die Minibar-Wägeli in den Zügen. Bis im August 2017 war Wolfgang Winter der CEO des Unternehmens. Danach stellte ihn die SBB frei, das Vertrauensverhältnis sei nicht mehr gegeben gewesen, hiess es damals (20 Minuten berichtete). Gesprochen wurde von «massiven Vorwürfen», die jedoch nie genauer erläutert wurden.
Wegen seiner Machenschaften muss er sich am 7. Mai vor dem Bezirksgericht in Zürich verantworten. Ihm werden ungetreue Geschäftsbesorgung, Betrug und Bestechung vorgeworfen. Die Anklageschrift offenbart nun erstmals, was er genau getan haben soll. Die Zeitungen von CH Media hatten Einblick in das Dokument.
Die Vorwürfe
Der externe Berater: Ende Dezember trat Wolfgang Winter die Stelle als Elvetino-CEO an. Kurz danach zog er einen langjährigen Freund als externen Berater hinzu. Dieser soll pro Arbeitstag ein Honorar von 2500 Franken erhalten haben. Honorare soll dieser Freund auch noch erhalten haben, nachdem er seine Arbeit aufgrund eines Streits mit einem anderen externen Berater des Unternehmens verweigert haben soll. Die Zeitungen der CH Media schreiben von einer Gesamtsumme von einer Million Franken in sechs Jahren.
Wolfgang Winter soll später mit seinem Berater vereinbart haben, dass er 20 Prozent des Betrags «als Dank» entweder per Barzahlung oder Banküberweisung auf sein Privatkonto zurückerhält. Die Überweisungen tätigte der Berater mit dem Vermerk von fadenscheinigen Gründen.
Mit dem Geld soll Winter eine dreiste Geschäftsidee in die Tat umgesetzt haben. Mit einem Kollegen gründete er eine Firma, die Gastroartikel aus China importiert und zu überhöhten Preisen an Elvetino weiterverkauft haben soll. Damit der Interessenkonflikt nicht auffällt, soll er einen Treuhänder dazwischen geschaltet haben. Mit den Deals soll Winters geheime Firma mehr als 200'000 Franken verdient haben. Tausende der Produkte mussten aufgrund Qualitätsmängeln vernichtet werden.
Lohnerhöhungen: Weiter soll der Ex-Manager sich zweimal selbstständig sein Gehalt erhöht und Prämien ausgezahlt haben. Er liess die Zahlungen von seinen Angestellten der Buchhaltung freigeben, weswegen der eigentlich für solche Fälle zuständige Verwaltungsrat nichts mitbekam.
Spesenzahlungen: Zum Verhängnis wurde Winter schliesslich eine Rückerstattung von Reisekosten. Bis dahin hatte er in vier Jahren fast 200'000 Franken mit der Firmenkreditkarte von Elvetino ausgegeben.
Im Sommer 2017 flog er mit seiner Familie nach China – Flug in der Business-Klasse und Zimmer in den besten Hotels inklusive. Da er während seines Aufenthalts auch Treffen zugunsten seiner Importfirma absolvierte, rechnete er die Reise über Spesen ab. Allerdings doppelt: bei der eigenen Firma und bei Elvetino. Ein Mitglied der Geschäftsleitung schöpfte nach diesem Vorgang Verdacht und leitete eine interne Untersuchung ein. Die fristlose Kündigung war die Folge.
Das sagen die Beteiligten
Für Wolfgang Winter gilt bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung. Gegenüber den CH-Media-Zeitungen wollte er keine Stellung zu den Vorwürfen nehmen. «Man kann alle möglichen Vorkehrungen treffen. Wenn aber jemand genügend kriminelle Energie hat, schafft er es trotzdem, die anderen zu linken», sagt Jeannine Pilloud, die damalige Leiterin des SBB-Personenverkehrs, auf die Frage, weshalb die SBB nie etwas bemerkt hat.
Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?
Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.