EM 2024Reise-Sorgen bei Nati: «Deutsche Bahn geht gar nicht»
Trotz miesem Image der Deutschen Bahn reist die Nati mit dem Zug an die EM-Spielorte. Nati-Spieler Steven Zuber ist aus eigener Erfahrung sehr skeptisch.
Darum gehts
Die Nati reist an der EM mit dem Zug an die Spielorte.
Die Deutsche Bahn beklagt Ausfälle und Verspätungen.
Steven Zuber zeigt sich kritisch und hofft auf Besserung.
Wer im Netz nach guten Witzen über die Deutsche Bahn sucht, wird schnell fündig: «Sehr geehrte Zuggäste. Heute bekommen Sie für Ihr Geld ganze 20 Minuten mehr Fahrzeit geboten.» Lustig ist das für viele schon lange nicht mehr. Ausfälle und Verspätungen gehören bei der Deutschen Bahn auch kurz vor der EM zum Alltag. Weil sich die Uefa für die Euro 2024 Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben hat, folgen viele Teams der Empfehlung und reisen mit dem Zug an die Spielorte.
Ein Risiko auch für die Nati, die vom Basiscamp in Stuttgart nach Köln und Frankfurt muss. Nati-Star Steven Zuber gibt sich skeptisch und redet Klartext. «Das Land ist ja sehr organisiert, aber die Deutsche Bahn … das geht gar nicht. Und das sage ich nicht als Schweizer, so denken auch die Deutschen.»
«Zehn Mal im Zug, zehn Mal verspätet»
Der Spieler von AEK Athen weiss, wovon er spricht. Negative Beispiele hat der Ex-Bundesligaspieler zur Genüge. «Ich war früher vielleicht zehn Mal mit dem Zug in Deutschland unterwegs – zehn Mal mit Verspätung», sagt Zuber und fragt sich, warum das so ist. «Ich hoffe einfach, dass es die Deutsche Bahn für die EM irgendwie hinkriegt und wir keine grosse Wartezeit haben, den Zug wechseln müssen oder irgendetwas kaputtgeht. Das habe ich alles schon erlebt», sagt Zuber sorgenvoll.
Die Gründe sind mehrgleisig. Einerseits ist das Bahnpersonal chronisch unzufrieden und klagt ständig über hohe Arbeitsbelastung und mangelnde Entlöhnung – die Folge sind Demonstrationen und Streiks.
Anderseits fehlt dem rollenden Staatsbetrieb das Geld für Wartungen der Züge und eine Erneuerung der Gleise. Seit Monaten herrscht ein Streit über die Finanzverteilung zwischen dem Staat und einzelnen Bundesländern. Ausgerechnet auf der Nati-Strecke ist die Spur zwischen Mannheim und Frankfurt in einem zweifelhaften Zustand. Der Schienen-Chef der Bundesregierung schlägt Alarm. «Ich bin in allergrösster Sorge», so Michael Theurer in der «Süddeutschen Zeitung».
Angst vor Fangewalt und Streik-Drohung
Die Sicherheit beschäftigt auch das Bahnpersonal – und zwar am eigenen Leib. Es geht um den Schutz vor potentiell pöbelnden Fans während der Euro. Die Belegschaft fordert ein Konzept und setzt die Politik unter Druck. Bringt die Politik keine neue Lösung aufs Parkett, ziehen die Lokführer bei Gewalt in den Zügen die Notbremse. «Das ist uns ernst», sagt Kristian Loroch, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft. «Wir werden dafür sorgen, dass die Züge nicht fahren.»
Vor problematischen Fans müssen die Nati-Spieler trotz der volksnahen Transportwahl allerdings keine Bedenken haben. Das Team reist in einem separaten Wagen – bewacht von der Polizei und Securities.
«Auch auf Autobahn gibts keine Garantie»
Grundsätzlich entspannter sieht die Zug-Situation der Teammanager der Nati, Damien Mollard. «Auch auf der Autobahn gibt es keine Garantie für Pünktlichkeit. Viele Spieler sind sich zudem schon gewohnt, mit dem Zug zu reisen. In Italien oder auch Deutschland fahren die Teams immer öfters mit dem Zug», so der Teammanager – und kommt zum Schluss: «Die Deutsche Bahn ist Sponsor der Europameisterschaft und ich denke nicht, dass sie ein schlechtes Bild abgeben wollen.»
Ist es ein Risiko, dass die Nati mit dem Zug fährt?
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