Basel: «Er setzte sich im leeren Zug zu mir und fasste sich an den Penis»

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Basel«Er setzte sich im leeren Zug zu mir und fasste sich an den Penis»

Ein Mann belästigte eine Frau am Montagabend im Zug sexuell. Sie fühlte sich ihm ausgesetzt, versuchte, Hilfe zu holen. Doch sie fand kein Zug-Personal. Die SBB rät, in solchen Fällen die Transportpolizei zu verständigen.

Der Mann setzte sich im praktisch leeren Zug zu der Frau und fasste unentwegt sein Geschlechtsteil an.
Eine andere Frau erzählt, wie sie von einem Mann bereits vor dem Bahnhof verfolgt und berührt wurde. Die Kontrolleurin meinte nur: «Ich kann nichts machen, er hat ein Ticket», erzählt sie.
Sie werde keinen Zug mehr alleine betreten, so die Frau, die am Montag sexuell belästigt wurde.
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Der Mann setzte sich im praktisch leeren Zug zu der Frau und fasste unentwegt sein Geschlechtsteil an.

News Scout

Darum gehts

  • Eine Frau wurde am Montagabend in einem Zug nach Basel sexuell belästigt.

  • Auch andere Frauen berichten von ähnlichen Erlebnissen auf Zugfahrten.

  • Die SBB nehme solche Vorfälle sehr ernst, betont das Unternehmen. Betroffenen wird geraten, umgehend die Transportpolizei zu verständigen.

Am Montagabend setzte sich eine Frau in den Zug, der kurz nach 21 Uhr den Berner Bahnhof verlässt. Die Fahrt wird sie so schnell nicht vergessen können, denn sie wurde, während der Zug nach Basel fuhr, Opfer einer sexuellen Belästigung. «Ich war allein und in den letzten zwanzig Minuten der Reise setzte sich ein Mann vor mich, obwohl es mehrere freie Sitze im Abteil gab. Er begann, seinen Penis auf unangemessene Weise zu berühren.»

Ein Video zeigt, wie sich der Mann unaufhörlich mit der Hand an sein Geschlechtsteil fasst. Die Aufnahmen liegen der Redaktion vor. Die Frau filmte, weil sie befürchtete, dass ihr niemand glauben würde, was sie erlebte. Es sei ein schrecklicher Moment gewesen, in dem sie sich dem Mann ausgesetzt fühlte. «Ich war schockiert, mir war äusserst unbehaglich und ich wechselte zu einem anderen Sitzplatz. Dann stand er auf und ging in ein anderes Abteil. Ich suchte einen Kontrolleur, aber fand niemanden», so die Frau.

Auch am Ziel der Reise in Basel angekommen, fand sie keine Hilfe. Ein Kontrolleur, der aus einem anderen Zug ausstieg, sagte ihr, sie solle zur Polizei gehen. Doch der Posten am Bahnhof war nicht besetzt. Also schilderte sie Sicherheitskräften, was sie erlebt hatte. «Sie sagten mir, dass nichts getan werden könne.»

Frau hat Angst, je wieder alleine in den Zug zu steigen

Die Frau habe das Gefühl gehabt, niemand interessiere sich dafür, was ihr passiert sei. Sie habe bereits ihre persönliche Schlussfolgerung daraus gezogen. «Ich werde am Abend nicht mehr alleine Zug fahren. Ich habe wirklich Angst», sagt sie.

Dass Frauen aber nicht zwingend nur am Abend in Zügen sexuell belästigt werden, zeigen weitere Schicksalsgeschichten von Opfern. Eine andere Frau erzählt, wie ein Mann sie bereits vor dem Bahnhof SBB in Basel verfolgte und immer wieder an Arm und Schulter berührte. Er setzte sich mit ihr in den ersten Zug nach Zürich. Und betatschte dort noch mindestens eine weitere Frau. Als sie die Kontrolleurin um Hilfe gebeten habe, habe diese nur gemeint: «Ich kann nichts machen, er hat ein Ticket.» 

Ein weiteres Opfer von sexueller Belästigung musste mit ansehen, wie ein Mann vor ihr im Zug masturbierte. Sie rief die Polizei an und bat um Hilfe. Der Polizist am Ende des Apparats habe zynisch gefragt, ob er denn den Zug anhalten solle und ob sie sich «ernsthaft belästigt» fühle durch das Masturbieren des Mannes. Alle Frauen, mit denen 20 Minuten gesprochen hat, sagen: «Weder Zugpersonal noch Polizei können helfen, man ist da echt ganz allein.»

SBB rät, umgehend Transportpolizei zu alarmieren

«Wir nehmen solche Fälle sehr ernst», sagt SBB-Sprecherin Fabienne Wittwer auf Anfrage. «Jeder solche Fall ist für uns einer zu viel.» Ihre Mitarbeitenden seien für die Bewältigung schwieriger Situationen geschult und erhielten Unterstützung. Zudem verfügten alle Regionalzüge der SBB sowie die modernen Fernverkehrszüge in jedem Waggon über einen oder mehrere Notfallknöpfe im Eingangsbereich. «Mit diesem wird eine direkte Verbindung zur Transportpolizei aufgebaut», so Wittwer.

Im Eingangsbereich aller Wagen im Regionalverkehr oder in modernen Fernverkehrszügen hat es einen Notfallknopf, der einen direkt mit der Transportpolizei verbindet.

Im Eingangsbereich aller Wagen im Regionalverkehr oder in modernen Fernverkehrszügen hat es einen Notfallknopf, der einen direkt mit der Transportpolizei verbindet.

PPR/Martial Trezzini

Die SBB-Sprecherin empfiehlt denn auch, umgehend die Transportpolizei zu informieren, wenn man sich unsicher fühle oder entsprechende Beobachtungen mache. «Diese können, wenn verfügbar, Polizisten oder Mitarbeitende des Sicherheitsdienstes vor Ort schicken, welche den Täter anhalten», so Wittwer. Stehe kein eigenes Personal zur Verfügung, werde eine Patrouille der örtlich zuständigen Polizei angefordert. «So ist zudem sichergestellt, dass allfälliges Videomaterial vorsorglich sichergestellt wird, das bei einer Anzeigeerstattung der zuständigen Strafverfolgungsbehörde ausgehändigt wird.» 

Wirst du oder wird jemand, den du kennst, sexuell belästigt?

Hier findest du Hilfe:

Belästigt.ch, Onlineberatung bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz

Verzeichnis von Anlaufstellen

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

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