ErbschaftssteuerWegen Juso-Initiative: Bleiben reiche Ausländer der Schweiz fern?
Multimillionäre bevorzugen andere Länder, heisst es aus den Kantonen und von Experten in einer Umfrage. Die Juso-Chefin hält dies für ein Ablenkungsmanöver.
Darum gehts
Die Erbschaftssteuerinitiative der Juso könnte reiche Ausländer abschrecken.
Kantone wie Nidwalden befürchten massive Steuerausfälle durch Abwanderung.
Eine PWC-Umfrage zeigt, dass viele Multimillionäre andere Länder bevorzugen.
In Nidwalden wächst die Sorge vor einer Abwanderung der Multimillionäre wegen der drohenden Erbschaftssteuer. Laut der Regierung wären 100 Superreiche betroffen, vor allem in Hergiswil und Stans. Sollten sie alle wegziehen, drohen massive Steuerausfälle: 60 Prozent weniger Vermögens- und 13 Prozent weniger Einkommenssteuern, wie die «SonntagsZeitung» schreibt.
Der Kanton müsste die Steuern um fast ein Drittel erhöhen, in Hergiswil droht sogar eine Verdoppelung. Die Regierung warnt vor «gravierenden Folgen» und berichtet, dass bereits erste Reiche aus Angst vor der Steuer weggezogen seien.
Genf und Nidwalden: Wenig Zuzüge von Reichen
Doch nicht nur bereits in der Schweiz wohnende wohlhabende Menschen wären von der Juso-Initiative betroffen. Neuzuzüger aus dem Ausland mit einem dicken Portemonnaie bleiben der Schweiz fern, wie es von Nidwaldner Behörden zu vernehmen ist. Konkrete Zahlen gibt es nicht, doch Zuzüge sehr vermögender Personen seien zuletzt kaum mehr erfolgt – auch wegen der Erbschaftssteuerinitiative, so die Staatskanzlei.
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Genfs Finanzdirektorin Nathalie Fontanet bestätigt diesen Trend: Viele wohlhabende Ausländer meiden die Schweiz aus Vorsicht vor der drohenden Steuer. Die Initiative schade der Wirtschaft bereits vor der Abstimmung.
Viele gehen nach Italien
Eine aktuelle PWC-Umfrage unter Steuerexperten, Treuhändern und Anwälten stützt diese Einschätzung. 84 Prozent kamen zum Entschluss, dass sich wegen der Erbschaftssteuerinitiative reiche Ausländer für ein anderes Land als die Schweiz entscheiden. Fast 60 Prozent haben selbst mit solchen Klienten zu tun. Ein Experte sagt: «Das sind starke Indizien, dass die Schweiz vermögende Ausländer, die eigentlich in die Schweiz ziehen wollten, an andere Länder verloren hat.»
Viele dieser Reichen zieht es nach Italien. Denn dort gibt es für wohlhabende Ausländer eine Pauschalsteuer. Unabhängig von Vermögen und Einkommen zahlen sie in unserem Nachbarland 200'000 Euro Steuern.
Kritik an PWC-Bericht
Kritik für den PWC-Bericht gibt es von Juso-Präsidentin Mirjam Hostetmann. «Diese irrelevante Umfrage basiert auf null überprüfbaren Zahlen, nur auf den Einschätzungen von 44 Mitgliedern der Reichenlobby.» Weiter sagt sie, dass es peinlich sei, wie die Reichenlobby mit schlecht gemachten Gutachten und Umfragen vom eigentlichen Thema ablenke. Dem Zusammenhang von grossen Vermögen und Klimakrise.
Marius Brülhart, Wirtschaftsprofessor an der Uni Lausanne, kritisiert, dass Steuerberater ein Interesse an der Ablehnung der Initiative haben, da sie Kunden verlieren könnten. Dennoch hält auch er es für plausibel, dass die drohende Erbschaftssteuer Multimillionäre abschreckt. Vermögende Ausländer zögerten mit einem Zuzug in die Schweiz oder wählten gleich ein anderes Land.
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