Tabu«Erdbeerwoche»: Darum nennen wir die Periode nicht beim Namen
Von «Aunt Flo» bis «Sharkweek» – wir zeigen dir, wie man in verschiedenen Ländern über die Menstruation spricht. Wieso wir sie nicht beim Namen nennen, sondern noch immer Beschönigungen nutzen, erklärt Sexualtherapeutin Dania Schiftan.
Darum gehts
Selten spricht man es beim Namen aus, wenn man seine Tage hat.
Oft greift man auf Euphemismen – also Beschönigungen oder Milderungen – zurück und spricht beispielsweise von der Erdbeerwoche.
Warum wir das tun und wieso die Menstruation noch immer ein Tabuthema ist, erklärt Psycho- und Sexualtherapeutin Dania Schiftan.
Erdbeerwoche, die rote Tante oder das Rote Meer: So wird unter anderem über die Menstruation gesprochen. Obwohl es ein ganz natürlicher Vorgang ist, sprechen Menschen auf der ganzen Welt oft in Umschreibungen darüber. Diese Euphemismen zeigen, dass der weibliche Zyklus noch immer ein Tabuthema ist. Das weiss auch Psycho- und Sexualtherapeutin Dania Schiftan: «Das Thema Blut ist für viele Menschen generell sehr belastend, da Körperflüssigkeiten oft ein Gefühl des Ekels auslösen. Hinzu kommt die Verknüpfung mit Sexualität und Fruchtbarkeit, die das Thema noch heikler macht.»
Dass der Grossteil so denke, habe mit vielen kulturellen und religiösen Einflüssen zu tun. «Insbesondere durch die Kirche wurde Menstruation oft als etwas Schambehaftetes und Unreines dargestellt», so Schiftan weiter. Wie offen oder versteckt die Menstruation behandelt wird, hänge ausserdem stark davon ab, wie man aufgewachsen ist – die Erziehung im Elternhaus und die Bildung in der Schule würden dabei eine entscheidende Rolle spielen, ob die Periode als normal oder tabu betrachtet wird.
Benutzt du Beschönigungen, wenn du über die Menstruation redest?
«Verniedlichung schafft Distanz»
Wieso greifen wir auf Euphemismen zurück? «Viele Menschen genieren sich beim Thema Menstruation, ähnlich wie bei Genitalien, und die Verniedlichung führt dazu, dass das Thema nicht ernst genommen wird», erklärt Schiftan. Diese Art der Umschreibung schaffe Distanz und führe dazu, Abstand vom Thema zu nehmen. «Das Phänomen beim Namen zu nennen, fühlt sich für viele zu persönlich an und kommt ihnen zu nahe», so die Psychotherapeutin.

Dania Schiftan ist Psycho- und Sexualtherapeutin.
PrivatDas Thema zu enttabuisieren sei jedoch anspruchsvoll, wie Schiftan erklärt. Der Intimbereich werde oft noch immer als negativ und schmutzig wahrgenommen. «Je mehr wir darüber sprechen, desto natürlicher wird es, denn schlussendlich ist es ein natürlicher Vorgang.» Ein regelmässiger Zyklus sei ein Zeichen für Gesundheit, und mehr Aufklärung darüber gebe dem Ganzen mehr Daseinsberechtigung, «damit man sich ohne Scham damit auseinandersetzen kann», sagt die Sexualherapeutin.
In der Bildstrecke kannst du die Übersetzungen der Euphemismen anderer Länder nachschauen.
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