GazastreifenErinnerung an «Gegossenes Blei» in Gaza
Heute um 11:20 Uhr Ortszeit ertönten im Gazastreifen die Sirenen, da zu dieser Uhrzeit vor einem Jahr die israelische Armee ihre Angriffe gestartet hatte. Der Widerstandswille sei trotz der israelischen Militäraktion «Gegossenes Blei» ungebrochen.
Ahmed Bahar, ein ranghoher Vertreter der seit einem Putsch im Sommer 2007 im Gazastreifen herrschenden Hamas, betonte den andauernden Widerstandswillen bei der Enthüllung eines Denkmals für die während der Kämpfe Getöteten. Die Gedenkfeiern mit Paraden im Palästinensergebiet am Mittelmeer sollen ebenso wie die Militäraktion vor einem Jahr 22 Tage lang andauern. Israel hatte die Angriffe auf den dicht besiedelten Küstenstreifen gestartet, um den fortwährenden Raketenbeschuss des israelischen Grenzgebiets aus dem Gazastreifen zu stoppen.
Nach palästinensischen Angaben kamen dabei 1450 Menschen ums Leben, rund 5500 Palästinenser wurden verletzt. Auf israelischer Seite wurden neun Soldaten sowie vier Zivilisten getötet. Ein UNO-Bericht warf Israel ebenso wie bewaffneten Palästinensergruppen wie der Hamas Kriegsverbrechen und mögliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der Militäroffensive vor.
Weiterhin abgeriegelt
Seit Ende der Offensive hat der Raketenbeschuss Israels aus dem Gazastreifen stark abgenommen. Die israelische Armee riegelt das Gebiet jedoch weiterhin streng ab und verhindert die Einfuhr zahlreicher Güter, wodurch auch der Wiederaufbau der nach UNO-Angaben rund 6400 während der Kämpfe zerstörten Häuser verzögert wird.
Am Samstagmorgen wurden an den Sperranlagen des Gazastreifens drei Palästinenser von der israelischen Armee erschossen. Eine Militärsprecherin gab an, die Getöteten hätten einen Angriff auf Israel geplant.
US-Regierung will Erklärungen
Wie am Sonntag aus israelischen Regierungskreisen verlautete, forderte die US-Regierung von Israel Erklärungen zur gezielten Tötung der drei Fatah-Mitgliedern im Westjordanland. Israelische Soldaten hatten die drei Männer am Samstag in der eigentlich unter der Kontrolle der palästinensischen Sicherheitskräfte stehenden Stadt Nablus erschossen.
Der Sicherheitsberater der israelischen Regierung, Usi Arad, teilte den USA nach einem Bericht der Zeitung «Haaretz» mit, die Aktion habe der «Selbstverteidigung» gedient. Netanjahu sagte am Sonntag, die Aktion stehe im Zusammenhang mit dem Anschlag auf einen jüdischen Siedler nahe Nablus. Der Mann war am Donnerstag in seinem Auto erschossen worden. (sda)
Kerzen in Bern und Ballone in Genf
Auf dem Bundesplatz in Bern und auf dem Place des Nations in Genf haben am Sonntagabend einige Hundert Personen gegen die israelische Militäraktion im Gaza-Streifen vor einem Jahr protestiert. In Bern wurden 1500 Kerzen angezündet - eine Kerze pro Todesopfer.
Die Aktion in Bern richtete sich auch gegen die Blockade des Gaza- Streifens. Schätzungsweise 80 Menschen nahmen genau ein Jahr nach Ausbruch des Gaza-Krieges teil. Auf dem Bundesplatz wurde eine Palästina-Fahne ausgerollt, und auf Schildern hiess es «Free Gaza».
Vor dem Entzünden der Kerzen waren Aktivistinnen und Aktivisten mit Schildern durch die Berner Innenstadt gezogen. Organisiert wurde die Aktion von der Gesellschaft Schweiz-Palästina, der Organisation Gerechtigkeit und Frieden für Palästina Bern und der Palästina- Solidarität Basel.