Drogenfund in ZürichErobert Crystal Meth nun die Schweiz?
Ein grosser Crystal-Meth-Fund in Zürich lässt aufhorchen: Hat sich die Droge nun auch in der Schweiz durchgesetzt?

Ein Ermittler zeigt Crystal Meth, das 2014 in Deutschland bei einem Schlag gegen einen tschechisch-deutschen Drogenhändlerring beschlagnahmt wurde.
80 Gramm Crystal Meth beschlagnahmte die Stadtpolizei Zürich bei zwei Drogendealern. Die zwei Deutschen im Alter von 28 und 29 Jahren hatten zuhause nebst dem Methamphetamin, dessen Verkaufswert sich auf rund 30'000 Franken beläuft, auch Ecstasy und Marihuana.
Laut Martin Heussi, Sprecher der Stadtpolizei Zürich, handelt es sich um einen der grössten Crystal-Meth-Funde in Zürich. «80 Gramm davon sicherzustellen, ist aussergewöhnlich.» Laut den Beobachtungen der Stadtpolizei Zürich ist Crystal Meth «am Aufkommen». In Zürich stelle man immer mal wieder kleine Mengen Crystal Meth sicher, aber noch nie in dieser Grössenordnung. Zum Vergleich: 2013 stellte der Schweizer Zoll insgesamt 100 Gramm Crystal Meth sicher.
Die Droge wirkt zu stark
Christian Kobel, Betriebsleiter der Jugendberatung Streetwork, kann in der Schweiz jedoch keine substanzielle Zunahme von Crystal-Meth-Konsumenten feststellen. Von den von Streetwork analysierten Proben in den letzten fünf Jahren macht Methamphetamin nur zwischen 0,5 und 1 Prozent aus. «Bei 1 Prozent, wie im letzten Jahr, bedeutet dies in absoluten Zahlen 17 Proben.»
Ähnlich sehe es bei den Befragungen aus. So hätten gerade mal 7,9 Prozent angegeben, im letzten Jahr Methamphetamin konsumiert zu haben. «Zum Vergleich: Bei Cannabis waren es 79 Prozent, also 10 Mal mehr.» In der Schweiz fehle die Zielgruppe für diese Droge. «Ein Grund könnte sein, dass sie zu stark wirkt. Ihre Wirkung kann bis zu 30 Stunden lang anhalten.»
Partydrogen-Konsumenten in der Schweiz würden aber eher den schnellen Kick suchen – und dabei versuchen, am Montagmorgen wieder funktionsfähig zu sein. «Crystal Meth kann man nicht am Sonntagmorgen nehmen, weil man nicht weiss, ob man am Montag immer noch berauscht ist.»
Pro Dosis nur wenige Milligramm
In gewissen Kreisen, «etwa der Rotlicht- und teilweise auch in der Gay-Szene», sei Methamphetamin tendenziell etwas mehr verbreitet, da es neben der aufputschenden Wirkung auch schmerzunempfindlich mache. Man vermute, dass Crystal Meth, das seinen Weg in die Schweiz findet, aus östlichen Ländern stamme.
Dass 80 Gramm ein grosser Fund sei, hänge damit zusammen, dass der Konsument für eine Dosis lediglich 5 bis 10 Milligramm benötige. Kobel: «Aber in der Schweiz scheint es sich nicht niederzuschlagen, wir können dies jedenfalls nicht beobachten.»
Ähnlich klingt es bei Lars Stark, Ärztlicher Leiter des Zentrums für Suchtmedizin (Arud): «Alle Hinweise deuten darauf hin, dass Crystal Meth in der Schweiz eine Randerscheinung darstellt.» Die Gründe sieht er unter anderem auch im schlechten Image der Droge. «Es ist eine Aussteigerdroge, die mit dem sozialen Abstieg verbunden wird.»