Düstere Prognose: Erste Klima-Kipppunkte könnten laut neuen Daten bis 2030 erreicht werden

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Düstere PrognoseErste Klima-Kipppunkte könnten laut neuen Daten bis 2030 erreicht werden

Fachleute machen sich zunehmend Sorgen, inwieweit sich der Klimawandel noch bremsen lässt. Vier Kipppunkte – Punkte, nach denen sich Veränderungen in der Natur nicht mehr umkehren lassen – könnten einer Analyse zufolge bereits in etwa acht Jahren erreicht werden. 

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Das Erdklima könnte schon jetzt seinen stabilen Zustand verlassen haben. Darauf deuten neue Analysen hin. Die Kipppunkte im Klimasystem reagieren offenbar sensibler als angenommen. (Im Bild: Bodensee bei Triboltingen im Thurgau, 2022)
Als Kipppunkte werden Veränderungen in der Natur bezeichnet, die sich nicht mehr umkehren lassen, weil die Schäden bereits ein bestimmtes Ausmass erreicht haben.
Laut der im Fachjournal «Science» veröffentlichten Studie könnten fünf entscheidende Systeme ihre kritische Kipp-Schwelle bereits überschritten haben. (Im Bild: der Thwaites-Gletscher in der Westantarktis, 2019) 
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Das Erdklima könnte schon jetzt seinen stabilen Zustand verlassen haben. Darauf deuten neue Analysen hin. Die Kipppunkte im Klimasystem reagieren offenbar sensibler als angenommen. (Im Bild: Bodensee bei Triboltingen im Thurgau, 2022)

20mim/News-Scout

Darum gehts

Bis 2030 könnten vier Kipppunkte für das Weltklima erreicht werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Analyse einer internationalen Gruppe von Klimaforschenden. Zwei dieser Kipppunkte betreffen den grönländischen Eisschild beziehungsweise den westantarktischen Eisschild. Die Überschreitung der Schwelle könnte zu einer Dynamik führen, die die Eisschilde auch dann weiter abschmelzen lässt, wenn sich die Temperatur auf der Erde nicht weiter erhöht, berichtet das Team um David Armstrong McKay und Timothy Lenton von der University of Exeter (Grossbritannien) in der Fachzeitschrift «Science».

«Um gute Lebensbedingungen auf der Erde zu erhalten, die Menschen vor zunehmenden Extremen zu schützen und stabile Gesellschaften zu ermöglichen, müssen wir alles tun, um das Überschreiten von Kipppunkten zu verhindern – jedes Zehntelgrad zählt.»

Johan Rockström, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Lenton gehört zu den Forschern, die 2008 erstmals Kipppunkte für das Weltklima benannten. Sie definierten Kipppunkte als «eine kritische Schwelle, an der eine winzige Störung den Zustand oder die Entwicklung eines Systems qualitativ verändern kann». Wenn beispielsweise ein Gletscher beim Abschmelzen an Höhe verliert, gerät seine Oberfläche in niedrigere, wärmere Luftschichten, was das Abschmelzen beschleunigt. Jenseits der Kipppunkte können Rückkopplungsprozesse dafür sorgen, dass eine Entwicklung unaufhaltsam wird. Im Fall von Meeresströmungen wie dem Golfstrom können Änderungen enorme Auswirkungen auf das Klima haben.

«Bedrohung näher als gedacht»

Die Analyse der Kippelemente und ihrer Kipppunkte deutet laut den Forschenden darauf hin, «dass die Bedrohung näher ist als gedacht.» Die Erde könnte den sicheren Klimazustand schon beim Überschreiten von einem Grad Erwärmung verlassen haben, so die Befürchtung. «Wir sehen Anzeichen der Destabilisierung bei den Eisschilden der Westantarktis und Grönlands, beim Amazonas-Regenwald, in einigen Permafrost-Regionen und wahrscheinlich auch der Atlantischen Umwälzströmung», zitiert Spektrum.de McKay. Auch die tropischen Korallen könnten bereits ihren Kipppunkt erreicht haben. Bei diesen Systemen liege der Kipppunkt höchstwahrscheinlich zwischen 1,1 und 1,5 Grad.

Weitere vier Kipppunkte könnten bei Überschreiten des 1,5-Grad-Klimaschutzziels erreicht werden:  beim grönländischen und westantarktischen Eisschild, beim Absterben der tropischen Korallenriffe und beim Tauen des Permafrost-Bodens. Aufgrund der Entwicklung in den vergangenen Jahren prognostizieren sie, dass die 1,5 Grad bereits im Jahr 2030 erreicht werden.

Mahnende Worte

Wenn alle von Politikern derzeit geplanten Massnahmen umgesetzt würden, könnte die weltweite Temperatur bis 2100 auf einen Anstieg um 1,95 Grad begrenzt werden. Bisher eingeführte Massnahmen würden allerdings nur zu einer Begrenzung der Erwärmung auf 2,6 Grad führen. «Damit ist die Erde geradewegs auf Kurs, mehrere gefährliche Schwellenwerte zu überschreiten, die für die Menschen auf der ganzen Welt katastrophale Folgen haben würden», wird Mitautor Johan Rockström vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in einer Mitteilung zitiert.

«Um gute Lebensbedingungen auf der Erde zu erhalten, die Menschen vor zunehmenden Extremen zu schützen und stabile Gesellschaften zu ermöglichen, müssen wir alles tun, um das Überschreiten von Kipppunkten zu verhindern – jedes Zehntelgrad zählt.»

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