«Es braucht getrennte Kurse für Mädchen»

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«Girls in Sport»«Es braucht getrennte Kurse für Mädchen»

Mädchen treiben über eine Stunde weniger Sport pro Woche als Buben. Um das zu ändern, braucht es gemäss einer Studie geschlechtergetrennte Sportkurse.

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Seit es mehr Mädchenfussball-Vereine gibt, spielen mehr Mädchen Fussball.

Seit es mehr Mädchenfussball-Vereine gibt, spielen mehr Mädchen Fussball.

Eine Befragung von 10- bis 14-jährigen Mädchen, die ein Forscherteam der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz rund um die Professorin für Bewegungsförderung und Sportdidaktik Elke Gramespacher durchgeführt hat, hält folgende Resultate fest: Im Alter von 12 Jahren sind gleich viele Mädchen und Knaben in einem Sportverein aktiv. Bereits zwei Jahre später sind jedoch nur noch 54 Prozent der Mädchen sportlich tätig. Bei den Jungs sind es 68 Prozent. Mit dem Alter werde dieser Unterschied immer grösser.

Auch bei der Anzahl Stunden pro Woche liegen die Mädchen hinter den Jungs: Während 10- bis 14-jährige Jungs im Durchschnitt 4,8 Stunden pro Woche Sport treiben, sind es bei gleichaltrigen Mädchen nur 3,4 Stunden. Je älter, desto grösser der Unterschied: 15- bis 19-jährige Jungs treiben 5,3 Stunden pro Woche Sport. Mädchen hingegen nur 3,6 Stunden. Und: Mädchen aus bildungsfernen Schichten sowie ausländische Mädchen und junge Frauen treiben deutlich weniger Sport, wie «Schweiz am Sonntag» schreibt.

Mehrere Faktoren entscheidend

Nun hat die Autorin in der Studie «Girls in Sport» untersucht, welche Voraussetzungen gegeben sein müssten, damit Mädchen mehr Sport machen. «Für Mädchen steht im Vordergrund, dass sie sich mit Freude bewegen und dabei auch sportliche Leistung frei von Zwängen erbringen können», fasst Elke Gramespacher die Resultate für die «Schweiz am Sonntag» zusammen.

Zudem bräuchten Mädchen eine Möglichkeit, verschiedene Sportarten auszuprobieren: «Meist wandeln sich über die Jahre die sportbezogenen Interessen und auf den Tanzkurs folgt beispielsweise ein Kletterkurs», so die Studienautorin.

Weitere entscheidende Faktoren seien ein vielfältiges Sportangebot, das auch an Wochenenden offensteht, die Nähe und Erreichbarkeit im Wohnort und ein vertrautes Umfeld mit Freundinnen.

Mehr Angebote für Mädchen

Gramespacher kommt in ihrer Studie zu folgendem Fazit: Es bräuchte mehr Angebote, die sich an die Bedürfnisse der Mädchen richten. «Sobald die Mädchen berücksichtigt werden, steigt auch ihr sportliches Engagement», so die Studienleiterin.

Das beste Beispiel dafür sei Fussball. Deutlich mehr Mädchen würden Fussball spielen, seit es mehr Mädchenfussball-Vereine gebe.

Weniger Hemmungen

Geschlechtergetrennte Angebote würden es aber laut Gramespacher möglich machen, die Mädchen abzuholen. «Hätten Mädchen bereits in der Primarschule ab und zu nur unter sich eine Sportstunde, wären sie wohl weniger gehemmt, etwas auszuprobieren», erklärt Gramespacher. Gemäss Gramespacher sei es deshalb sinnvoll, wenn das Bundesamt für Sport Jugend- und Sport-Kurse «nur für Mädchen» und «nur für Knaben» anbiete.

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