«Es geht darum, auf dem WC Gutes zu tun»

Aktualisiert

Frauenfeld«Es geht darum, auf dem WC Gutes zu tun»

Mobile Toiletten ohne den üblichen Chemie-Mief? Das soll am kommenden Openair Frauenfeld möglich sein. Die Verantwortlichen planen den Einsatz von Kompost-WCs.

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taw
Die Mitbegründer Jojo Linder (l) und Marco Widmer von Kompotoi präsentieren ihre Kompost-WCs.
Das stille Örtchen hat sowohl ein Pissoir als auch ein Sitzklo.
Ein Poster im Inneren des WCs erklärt, wie das Kompost-WC funktioniert.
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Die Mitbegründer Jojo Linder (l) und Marco Widmer von Kompotoi präsentieren ihre Kompost-WCs.

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«Die Kompost-Toiletten sind zwar teurer, bieten aber viele Vorteile», sagt Joachim Bodmer, Mediensprecher beim Openair Frauenfeld. Deshalb habe man die Öko-Toiletten fürs Openair 2015 bereits eingeplant. «Vor allem in Bezug auf den Geruch wird der Toilettengang so für die Festival-Besucher viel angenehmer», sagt Bodmer.

Heimeliges Holz-Klo

Hinter den Kompost-Klos steht der fünfköpfige Verein Kompotoi aus Meilen ZH. Der typisch chemische Geruch der blauen Plastik-WCs nervte den Zürcher Jojo Linder (30) und seine Freunde. Deshalb entwickelten sie vor rund zwei Jahren die mobile Kompost-Toilette Kompotoi.

«In unseren Holzklos ist es heimelig und es riecht nach frischem Einstreu», so Linder gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Laut Linder will man damit auch die Leute motivieren, sich Gedanken über ihren «Scheiss» zu machen und beim «Geschäft» Gutes zu tun. «Bewusst leben ist kein Verzicht, ökologische Produkte bieten sogar einen Mehrwert», sagt Linder.

Human Output als Dünger

Und wie funktioniert die Kompost-Toilette? Eigentlich nicht viel anders als bei einer normalen Toilette. Nur wird der «Human Output», wie Linder die menschlichen Ausscheidungen nennt, statt mit etwa zehn Litern sauberem Wasser runtergespült, mit einer Portion Holzstreu verdeckt. Dabei verfügt die Kompost-Toilette über ein Pissoir für den Männerurin sowie ein normales WC für Kot und Frauenurin. Der Vorteil dabei: «So kommt der wegen der Pille hormonreiche Frauenurin nicht ins Wasser», sagt Linder.

Die anfallenden Fäkalien werden dann auf professionelle Weise kompostiert. So entsteht aus dem Kot schliesslich Dünger. Geplant ist, diesen in Zukunft an Bauern und Gärtner weiterzugeben. «Noch können wir den Dünger nicht verkaufen, denn dafür braucht es eine Zertifizierung», so Linder.

Für OASG keine Alternative

Inzwischen vermietet Kompotoi rund ein Dutzend Holzhäuschen mit eingefrästen Herzchen auf Baustellen, Festivals und Hochzeiten, die meisten davon in Zürich. Die Miete kostet pro Anlass pro Tag etwa 400 Franken inklusive Reinigung und Leerung pro Tag. «Die Kosten sind abhängig von der Dauer der Vermietung und wie viele Klos auf einmal geliefert werden», sagt Linder. Werden mehrere Klos geliefert, wird die Anfahrt ja nur einmal berechnet.

Ob die Macher einen Grossevent wie das Openair Frauenfeld beliefern können, wird sich zeigen. Immerhin sind hier WCs im dreistelligen Bereich vorhanden. «Wir sind momentan im Gespräch mit einem Partner, um auch grössere Mengen an Klos liefern zu können», sagt Linder. Beim Openair Frauenfeld könnte man sich auch eine Mischvariante, also normale ToiTois und Kompotios, vorstellen.

Beim Openair St. Gallen hingegen sind die Kompotois keine Alternative. «Wir haben praktisch keine ToiTois, sondern WC-Wagen, bei denen die Toiletten direkt an die Kanalisation angeschlossen sind», so Sabine Bianchi, Mediensprecherin beim Openair St. Gallen. Es sei deshalb aus logistischen Gründen nicht sinnvoll auf Kompotois umzusteigen.

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