4-Milliarden-Scheidung«Es geht mir nicht ums Geld»
Es ist die teuerste Scheidung der Welt: 4 Milliarden Franken soll der russische Oligarch Dmitry Rybolovlev seiner Noch-Ehefrau Elena zahlen. Jetzt ergreift sie erstmals das Wort.
Das Urteil eines Genfer Gerichts machte weltweit Schlagzeilen: 4'020'555'897 Franken, also etwas mehr als vier Milliarden, soll der russische Oligarch Dmitry Rybolovlev (47) seiner Exfrau Elena (47) zahlen. Es handelt sich um die teuerste Scheidung der Welt. Erstmals seit dem Richterspruch äusserte sich nun Elena Rybolovleva. Es sei ihr im Rechtsstreit mit ihrem Exmann nicht um das Geld gegangen, sagte sie zu «Le Matin Dimanche»: «Nicht die Anzahl der Nullen ist wichtig, die Gerechtigkeit zählt.»
Der Scheidungskrieg dauert bereits sechs Jahre und wird offenbar mit harten Bandagen ausgefochten. Rybolovleva sagt, sie sei jahrelang von Detektiven ausspioniert worden. Die Anwältin des Oligarchen bestätigt im «Matin Dimanche», dass ihr Mandant Privatermittler eingesetzt habe – «wie seine Frau auch».
Rybolovleva fürchtet gar um ihr Leben: «Unter den russischen Oligarchen geht es einfach zu und her», sagt sie. «Es gibt drei Arten, einen Feind zu eliminieren: Die psychiatrische Klinik, das Gefängnis und den Tod.» Das erste habe sie vermieden, indem sie nicht mehr in ihre Heimat reise. Das zweite habe sie knapp verhindern können, als sie wegen einer falschen Anklage in Zypern verhaftet worden sei. «Und das dritte...» – diesen Satz beendete Rybolovleva im Interview nicht.
Geld in Zypern versteckt
Rybolovleva hatte die Scheidung bereits im Dezember 2008 eingereicht. Nach Schweizer Recht steht ihr Errungenschaftsbeteiligung zu – das heisst, die Hälfte des Vermögens, das während der Ehe verdient wurde. Das Geld hatte Dmitry Rybolovlev jedoch in Zypern vor seiner Frau versteckt. In jahrelanger Arbeit gelang es deren Anwälten, die Finanzstrukturen zu verstehen.
Geheiratet hatte das Paar 1987. Der damals 21-jährige Dmitry Rybolovlev war ein junger Arzt, die gleichaltrige Elena war Medizinstudentin an der Unversität Perm im Ural. Der Ärzteberuf war in der damaligen Sowjetunion tiefer besoldet als der eines Arbeiters – 130 Rubel im Monat. Doch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ging es mit Dmitry Rybolovlev aufwärts: Er kam in den Besitz des Düngemittelherstellers Uralkali, aus dem er einen Milliarden-Konzern baute.
Einen Knick bekam seine Karriere 1996: Er wurde unter dem Vorwurf verhaftet, an einem Mordkomplott mitgewirkt zu haben. Mangels Beweisen kam er nach ein paar Monaten wieder frei.
Versailles-Nachbau geplant
Seit 2011 besitzt der Russe die Mehrheit am Club AS Monaco, mittlerweile lebt er nicht mehr in der Schweiz, sondern in Monte Carlo. Auf der Rangliste der Reichsten der Welt liegt er auf dem 151. Platz, sein Vermögen wird auf 8,8 Milliarden Dollar geschätzt. «Um so weit zu kommen, mussten wir viele Prüfungen überstehen, darunter auch physische Bedrohungen», sagt Elena Rybolovleva.
Schlagzeilen machte das damals noch einträchtige Paar, als es in Cologny GE ein Versailles-Schloss nachbauen wollte, um dort seine Kunstsammlung mit Bildern von Picasso, Van Gogh und Matisse auszustellen. Als es zum Bruch zwischen den Eheleuten gekommen war, verschwanden die Gemälde in Zypern. Ebenfalls für Aufsehen sorgte der Oligarch, als er Jekaterina, eine der zwei Töchter, die er mit Elena hat, ein Penthouse am Central Park in New York kaufte – für rekordträchtige 88 Millionen Dollar.
«Ich will nur in Frieden leben»
Noch offen ist, ob Elena Rybolovleva die vier Millarden wirklich kassieren wird: Die Anwälte ihres Gatten wollen das Genfer Scheidungsurteil anfechten. Auf die Frage, ob sie vor dem Druck, der im Scheidungskrieg auf sie ausgeübt wurde, nicht manchmal habe flüchten wollen, sagt sie: «Mich verstecken? Flüchten? Nein. Mein Leben ist hier, in Genf.» Ihre jüngere Tochter und alle ihre Freunde seien hier, sie sei in der Stadt völlig integriert. «Flüchten? Ich fühle mich für nichts schuldig. Ich will nur in Frieden leben.»