Rhein überquert«Es ist erstaunlich, was dieses Reh geschafft hat»
Eine Frau beobachtete ein Reh, das schwimmend den Rhein bei Sevelen SG überquerte. Für Jäger gleicht dies einer Sensation.
Hier sieht man, wie das Reh aus dem Wasser springt. (Video: Eva Fasel)
«Ich bin ziemlich erschrocken», sagt Eva Fasel gegenüber 20 Minuten. Die 24-Jährige ging am vergangenen Freitagmorgen in Vaduz (FL) joggen, als sie in einiger Entfernung etwas Braunes im Rhein schwimmen sah. «Zuerst vermutete ich, dass es sich um einen Hund handelt», erzählt Fasel. Bei genauerem Hinsehen habe sie gemerkt, dass es sich um ein anderes Tier handeln musste, das den Rhein überquert.
Rhein doch keine Barriere
«Ich zückte mein Handy und fing ein, wie ein Reh ans Liechtensteiner Ufer sprang», so die Vaduzerin. Wie das «Volksblatt» schreibt, blickte das Tier die Frau kurz an und setzte dann seinen Weg ins Fürstentum fort. «Das Reh muss vom Schweizer Flussufer in Sevelen bis nach Vaduz geschwommen sein», schildert sie weiter. Ihr sei nicht bewusst gewesen, dass die Tiere so gut schwimmen könnten. In der Folge habe sie ihren Vater, Michael Fasel, Präsident der Liechtensteiner Jägerschaft, angerufen, um ihm das Erlebte zu schildern.
Wie dieser gegenüber 20 Minuten sagt, handelt es sich bei dem Video um einen einzigartigen Beweis: «Bisher ging man davon aus, dass der Rhein eine unüberwindbare Barriere für Wildtiere darstellt.» Nun habe man den erstaunlichen Nachweis, dass grössere Tiere trotz hohem Wasserstand und starker Strömung die Grenze überqueren könnten.
«Politiker sind nun gefordert»
Es gebe einige Gebiete im Rheintal, die ideale Lebensräume für Rehe wären, jedoch durch Strassen oder Dörfer abgeschnitten seien. Bis jetzt sei man davon ausgegangen, dass auch der Rhein ein unüberwindbares Hindernis darstelle. «Aus diesem Grund hat man an der Liechtensteiner Grenze keine Wildtierkorridore errichtet», so der Präsident der Jägerschaft. Diese Korridore würden aus Hecken bestehen, die den Wildtieren als Schutz dienen und es ihnen ermöglichen, in ein neues Gebiet vorzudringen. «Da jetzt die Rheinüberquerung bewiesen ist, sind die Politiker gefordert, dass auch hier Korridore erstellt werden», sagt Fasel.