Xherdan Shaqiri«Es ist unglaublich, ich bin geschockt»
Was für ein Abend in Liverpool – nach den verrückten 90 Minuten wussten auch die Protagonisten nicht mehr viel zu sagen.
Sprachloser Shaqiri: Der Schweizer nach dem Spiel im Interview. Video: SRF
«Jeder wird sich an diesen Moment erinnern.» Das sagte Divock Origi nach diesem spektakulären, ja eigentlich fast schon unglaublichen 4:0 gegen Barcelona. Er meinte im Speziellen das 4:0, dieses Tor, bei dem die ganze Gästemannschaft noch schlief, während Trent Alexander-Arnold den Eckball ausführte. «Eine einstudierte Variante», erklärte Origi, er habe gesehen, dass die Gegner unaufmerksam waren und habe darum den Ball gefordert. «Klopp sagt im Training, wir müssen schnell reagieren können, wenn es die Räume gibt.»
Das hat Liverpool gemacht. Nicht nur beim 4:0, beim 1:0 – ebenfalls erzielt von Origi – schaltete Kollege Sadio Mané am schnellsten, beim 3:0 war Torschütze Georginio Wijnaldum ziemlich alleine. Der Holländer sass zu Beginn des Spiels noch auf der Bank. Darüber sei er «sehr sauer» gewesen. «Ich wollte nur meinem Team helfen», sagte der zweite Doppeltorschütze nach dem Spiel, «alle haben an uns gezweifelt, aber wir haben es allen mal wieder gezeigt, unglaublich».
Er war nicht der einzige, der dieses Wort benutzte. «Ein absolut unglaublicher Abend», sagte auch Origi. «Von diesen Toren werde ich noch ein Leben lang träumen.» Er und seine Kollegen haben für die die verletzten Spieler kämpfen wollen. Sein Fazit: «Wir haben es so gut gemacht.» Captain Jordan Henderson ergänzt: «Schaut euch diese Fans an, das ist eine ganz besondere Nacht, eine der besten aller Zeiten.»
Die Reds fegen den FC Barcelona mit 4:0 vom Platz und ziehen in den Champions-League-Final ein.
Liverpool schafft die unglaubliche Wende gegen Barcelona
In zehn Minuten können verrückte Sachen passieren
Goalie Allison Becker wusste, wem das Team diesen Sieg zu verdanken hatte. «Das war zu 100 Prozent Jürgen Klopps Verdienst», sagte der Brasilianer. Der Trainer zeigte sich nach Spielschluss erst ratlos: «Ich weiss nicht, wie wir das geschafft haben.» Er habe an die Chance geglaubt, aber nicht daran, dass es wirklich klappt. Aber: «Du musst nicht mehr tun, als an die Chance glauben, ich habe vor dem Spiel gesagt, selbst wenn es 0:0 steht nach 80 Minuten, in zehn Minuten können verrückte Sachen passieren.»
Auch der Deutsche wurde nach dem Spiel natürlich auf dieses spektakuläre 4:0 angesprochen. Sagte Torschütze Origi kurz davor noch, die Variante wäre einstudiert gewesen, lobte sein Coach dann den Assistgeber. «Was für ein Kerl» dieser Trent Alexander-Arnold doch sei. «20 Jahre alt, geboren hier in Liverpool, das war seine Idee, es ist unglaublich.» Klopp selbst bekam davon zu Beginn gar nichts mit. Er habe noch mit jemandem gesprochen, als Spieler Ben Woodburn auf ihn zu kam und gefragt habe, was da passiert sei.
Ich entschuldige mich bei den Fans
Ja, was für ein Abend die Champions League seinen Anhängern wieder einmal geboten hat. «Ich habe James Milner gesehen, der auf dem Platz geweint hat», sagte Klopp begeistert. Milner ist der Haudegen im Liverpool-Mittelfeld, ein Kämpfer und Anführer, «das haut dich um, mit jeder Phase». Und in seiner Ekstase hatte der Trainer auch noch einen Rat für Doppeltorschütze Origi: «Jetzt musst du nur noch dafür sorgen, dass du Kinder machst und dass die dann auch noch produktiv werden.»
Auf der anderen Seite war die Enttäuschung nach dem Spiel gross. «Es tut unglaublich weh», sagte Trainer Ernesto Valverde, «besonders unseren Fans. Die müssen das zum zweiten Mal hintereinander durchmachen». Barcelona scheiterte in der letzten Saison im Viertelfinal an der AS Roma, dies, nachdem die Katalanen das Hinspiel 4:1 gewonnen hatten. «Ich entschuldige mich bei den Fans», sagte dann auch Mittelfeldspieler Sergio Busquets, «das ist sehr hart».