Roggwil TG«Es kotzt uns einfach nur an»
Im Hofladen des Walser-Hofs in Roggwil wird regelmässig geklaut. Unter den Dieben sind sogar Leute, die die Besitzer persönlich kennen. Via Facebook reden sie nun Klartext.
«Wie soll man so noch motiviert sein?», beginnt ein Post des Walser-Hofs, den die Besitzer dieser Tage auf Facebook veröffentlichten. Die Familie Walser betreibt in Roggwil TG einen Hofladen. Regelmässig werden dort Lebensmittel und Geld gestohlen, wie FMToday am Dienstag berichtet.
Auf Facebook nennt die Familie auch gleich ein Beispiel. So hätten ein Mann und eine Frau am 28. Juli Waren ihm Wert von etwa 50 Franken «gekauft». Die Frau habe allerdings nur ein bisschen Münz in die Kasse geworfen, dann seien die beiden gegangen.
Sogar Bekannte unter den Dieben
Obwohl eine Überwachungskamera installiert ist, komme es immer öfter zu derartigen Vorfällen. «Immer wieder sehen wir uns die Bilder der Überwachungskamera an und trauen unseren Augen nicht, weil Leute zu wenig oder gar nicht bezahlen», wird Roman Walser zitiert. Wie seine Frau Claudia gegenüber 20 Minuten erzählt, seien unter den Dieben sogar Bekannte. So etwa das Paar in oben beschriebenem Fall. «Da geht jegliches Vertrauen in die Menschen verloren», so Claudia Walser.
Die Arbeit hinter den Kulissen sei zudem nicht zu unterschätzen. Besonders im Sommer seien die Arbeitstage lang und Ferien gebe es kaum. «Es kotzt uns einfach nur an», heisst es deshalb auf Facebook weiter. Man stelle sich die Frage, ob das alles so noch Sinn mache.
Hofläden sind häufig Opfer von Diebstählen
Walsers erstatteten bereits wegen mehreren Diebstählen Anzeige bei der Kantonspolizei Thurgau, wie Sprecher Matthias Graf auf Anfrage der 20 Minuten bestätigt. «Leider kommt es in Hofläden häufiger vor, dass die Kundschaft nicht oder nur einen kleinen Teil des Betrages bezahlt», so Graf. Grund dafür sei, dass diese Hofläden auf dem Prinzip des Vertrauens basieren. Soll heissen: Fühlt sich Kundschaft nicht beobachtet oder kontrolliert, sinkt die Hemmschwelle.
Doch nicht alle Kunden des Hofladens seien derart dreist und unehrlich. Manchmal würden Käufer bei Walsers sogar Zettel hinterlassen, wenn sie zum Beispiel nur fünf Rappen zu wenig dabei hätten und später zahlen wollten. Solche Gesten geben dem gelernten Landschaftsgärtner dann auch Hoffnung. Deshalb wolle er den Hofladen auch nicht aufgeben. Allerdings werde man sich nun wohl eine zweite Kamera zulegen.