«Es mangelt ihr an Willen, Interesse und Talent»

Aktualisiert

SVP über Franziska Roth«Es mangelt ihr an Willen, Interesse und Talent»

Die in Kritik geratene Aargauer Gesundheitsdirektorin Franziska Roth hat am Dienstag ihren Austritt aus der SVP bekannt gegeben. Die Partei schiesst scharf zurück.

Nimmt im Video-Interview Stellung zu ihrem Vorgehen: Regierungsrätin Franziska Roth. (Video: Tamedia/SDA)

Die in ihrer Partei umstrittene Aargauer Regierungsrätin Franziska Roth tritt aus der SVP aus und übt ihr Amt als Parteilose weiter aus. Das gab sie am Dienstag in Aarau vor den Medien bekannt. Die SVP habe sie mit diversen diffusen Vorwürfen eingedeckt und sie quasi zum Rücktritt gezwungen, sagte Roth.

Die SVP-Regierungsrätin Franziska Roth steht seit Monaten in der Kritik. Die Partei hat ihr ein Ultimatum gestellt.
Am Dienstag lud Roth zu einer Medienkonferenz in «eigener Sache».
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Die SVP-Regierungsrätin Franziska Roth steht seit Monaten in der Kritik. Die Partei hat ihr ein Ultimatum gestellt.

Keystone/Walter Bieri

Sie habe aber feststellen können, dass sie seit ihrem Amtsantritt im Departement Gesundheit und Soziales viele Veränderungen habe bewirken können. Sie werde weiterhin dezidiert bürgerlich politisieren und schliesse eine Rückkehr in die SVP nicht aus, sobald dort andere Leute ans Ruder kommen. Einen Wechsel in eine andere Partei komme für sie nicht in Frage, weil die SVP ihre politische Heimat bilde.

Sie werde weiterhin unterstützt

Roth hofft, dass sie nach dem Austritt aus der Partei endlich ungestört ihre Arbeit ausführen kann. Sie hat auch keine Angst, mit ihren Anliegen zu scheitern. In ihrer bürgerlichen Sachpolitik werde sie weiterhin von den bürgerlichen Parteien und Fraktionen unterstützt werden, ist sie überzeugt.

Zum Entscheid von Roth nimmt die SVP Aargau in einer Mitteilung Stellung – und greift die Regierungsrätin massiv an: «Franziska Roth mangelt es an Willen, Interesse und Talent, das Regierungsamt auszufüllen. Auch ihr Arbeitseinsatz ist ungenügend.» Sie habe das Vertrauen allseits weitestgehend verspielt.

SVP fordert zum Rücktritt auf

Leider habe sie die Hilfe ihrer Partei nicht angenommen, um die dringend notwendigen Korrekturen bezüglich Führung, Organisation und Kommunikation vorzunehmen. «Ein Rücktritt vom Amt wäre für den Kanton Aargau das Beste.» Die Partei müsse anerkennen, dass sie das Leistungsvermögen von Roth falsch eingeschätzt habe und bitte die Bevölkerung in aller Form um Entschuldigung für die im Jahr 2016 beschlossene Nomination.

Zum Vorwurf von Roth an die Partei heisst es: «Dass Frau Roth der Parteispitze unkonstruktives Verhalten gegen sich vorwirft, nachdem führende Exponenten sie während Jahren hinter den Kulissen massiv zu unterstützen versuchten, spricht Bände.»

SVP verliert gewonnenen Sitz

Die frühere Brugger Bezirksrichterin Roth ist seit Anfang 2017 im Amt. Sie hatte sich im zweiten Wahlgang der Aargauer Regierungsratswahlen vom November 2016 überraschend und deutlich gegen Nationalrätin Yvonne Feri (SP) und Grossrätin Maya Bally (BDP) durchgesetzt. Mit der Wahl von Roth war die SVP erstmals mit zwei Sitzen in der fünf Mitglieder zählenden Aargauer Regierung vertreten. Roth eroberte nicht nur den Sitz von Susanne Hochuli (Grünen), sondern auch deren Departement Gesundheit und Soziales. (20 Minuten/sda)

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