«Es war schwierig, nicht darüber zu reden»

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Rupperswiler Feuerwehr«Es war schwierig, nicht darüber zu reden»

Neben der Polizei waren die Feuerwehrleute von Rupperswil als Erste vor Ort, die das Ausmass des Vierfachmordes gesehen haben. Nach fünf Monaten des Schweigens dürfen sie nun darüber reden.

von
qll
«Ich war natürlich ebenfalls geschockt», sagt Dominik Kunz, Kommandant der Feuerwehr Rupperswil zu Tele M1. Er und sein Team durften aber nicht über den Vierfachmord sprechen.
Seit dem Geständnis von Thomas N. dürfen die Feuerwehrleute ihr Schweigen endlich brechen.
Die Aargauer Staatsanwaltschaft und die Polizei gaben am 13. Mai 2016 eine Pressekonferenz.
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«Ich war natürlich ebenfalls geschockt», sagt Dominik Kunz, Kommandant der Feuerwehr Rupperswil zu Tele M1. Er und sein Team durften aber nicht über den Vierfachmord sprechen.

Screenshot Tele M1

Am 21. Dezember kommt es in Rupperswil zu einem grauenhaften Verbrechen, bei dem vier Menschen ermordet werden. Carla S.*, ihre beiden Söhne sowie die Freundin des älteren Sohnes wurden geknebelt, gefesselt, erstochen und angezündet. Der jüngere Sohn wurde ausserdem sexuell missbraucht. Seit der Medienkonferenz vom Freitagnachmittag ist klar: Die Zeit der Unsicherheit ist vorbei. Die Kantonspolizei Aargau konnte den Täter fassen. Er ist geständig. Dabei handelt es sich um den 33-jährigen Schweizer Thomas N.* Der Student kommt ebenfalls aus Rupperswil.

Als die Gräueltat geschah, war nicht nur die Polizei sofort zur Stelle. An vorderster Front stand auch die Feuerwehr Rupperswil-Auenstein im Einsatz. Ein Careteam kümmerte sich anschliessend um die Frauen und Männer.

Die Polizei verpasste den Feuerwehrmitgliedern in der Folge einen Maulkorb, wie Tele M1 berichtet. Sie durften mit niemandem über das, was sich ihnen im Haus der Familie S. offenbart hatte, sprechen. Nicht einmal im engsten Familienkreis.

Mit der Verarbeitung beginnen

Seit dem Geständnis von Thomas N. dürfen die Feuerwehrleute nach fünf Monaten nun endlich über das Erlebte sprechen. «Ich war natürlich ebenfalls geschockt», sagt Dominik Kunz, Kommandant der Feuerwehr Rupperswil, zu Tele M1. «Ich hatte auch nicht mit dem gerechnet, was ich dort angetroffen habe. Im ersten Moment realisiert man gar nicht so richtig, was da genau abläuft.»

Kunz weiter: «Es ist für viele schwierig gewesen, dass man nicht einfach darüber sprechen konnte. Aber ich muss ehrlich sagen, das haben alle von der Feuerwehr sehr gut gemacht.» Er sei stolz auf seine Leute, wie sie das gemeistert hätten. Kunz: «Eben gerade, weil ich selber erlebt habe, wie schwierig das ist. »

Angst, wieder so etwas zu sehen

Seit der Medienkonferenz vom Freitag ist ebenfalls klar, dass der 33-jährige Täter noch weitere Taten geplant hatte. Die Polizei hat bei der Hausdurchsuchung Material sichergestellt, das eindeutig darauf hinweist. Ob diese ebenfalls im Raum Rupperswil hätten stattfinden sollen, ist unklar.

Da der Täter nun hinter Gittern ist, können auch die Feuerwehrleute aufatmen. Kunz: «Man hat natürlich im Hinterkopf gehabt, dass man genau so einen Einsatz ein weiteres Mal erleben könnte. Gerade weil man keine Motive und auch die Täterschaft nicht gekannt hat.»

*Namen der Redaktion bekannt.

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