«Es war wie an einem Geisterflughafen»

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Fliegen in der Krise«Es war wie an einem Geisterflughafen»

Fliegen ist im Moment für viele Passagiere ein sonderbares Erlebnis. Leser berichten von leeren Flughäfen, zu wenig Social Distancing und seltsamen Hygienemassnahmen.

So sah es in Zürich aus, als Leser Urs über Auffahrt nach Wien flog.
«Von der Passkontrolle bis zum Gate dauerte es in Zürich nur zehn Minuten, inklusive Sicherheitskontrolle», sagt Leser Derek.
An Bord des Flugs von Zürich nach Kanada hatte es nur 11 Passagiere.
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So sah es in Zürich aus, als Leser Urs über Auffahrt nach Wien flog.

Foto: Leser-Reporter Urs

Darum gehts

  • Leser erzählen, wie es ist, jetzt zu fliegen.
  • Sandra findet, dass der Abstand beim Boarding zu wenig eingehalten wird.
  • Derek teilte sich ein Flugzeug mit nur elf anderen Passagieren.
  • Urs fragt sich, was es bringt, wenn man die Busse am Flughafen lediglich teilweise füllt.
  • Andy bekam auf dem Anschlussflug aus Hygienegründen Wasser statt Cola.

Die Airlines wollen nun den Flugbetrieb nach und nach wieder aufnehmen. Die Swiss will diesen Monat etwa 15 bis 20 Prozent der ursprünglich für Juni geplanten Flüge durchführen – Edelweiss hob vergangene Woche erstmals seit fast zwei Monaten wieder ab. 20-Minuten-Leser, die kürzlich per Flugzeug unterwegs waren, berichten, was derzeit am Flugerlebnis speziell ist – und wie sinnvoll sie die Massnahmen von Airlines und Flughäfen finden:

«Boarding war eine reine Katastrophe»

Sandra: «Ich flog am Montag nach Porto. In Zürich war es wie an einem Geisterflughafen: kein Anstehen beim Check-in oder am Security-Check. Die Sicherheitsleute waren sehr freundlich und zum Plaudern aufgelegt. Die Atmosphäre war richtig gemütlich.

Die Organisation beim Boarding war hingegen eine reine Katastrophe und super chaotisch. Obwohl die Lautsprecher auf Social Distancing hinwiesen, wurde es kaum eingehalten. Das Personal musste laut rufend ans Abstandhalten erinnern. Bodenmarkierungen nützen gar nichts.»

«Musste Formulare für die Polizei ausfüllen»

Derek: «Ich musste Ende Mai wegen des Todes eines Elternteils nach Kanada fliegen. Die Flughäfen in Zürich und Toronto waren fast komplett leer. Von der Passkontrolle bis zum Gate dauerte es in Zürich nur zehn Minuten, inklusive Sicherheitskontrolle.

An Bord waren dann nur elf Passagiere – und fast gleich viele Flugbegleiter. Wir mussten bei Air Canada alle Masken tragen. In Toronto mussten wir dann Formulare ausfüllen, um die Grenzpolizei zu informieren, wo wir unsere 14-tägige Quarantäne verbringen und wer sich in dieser Zeit um uns kümmert. Ich werde mein Elternhaus erst nächste Woche sehen können.»

Grenzöffnung

Mehr Flüge

Mit den Grenzöffnungen ab Juni wird ein erster Anstieg des Luftverkehrs und des Passagiervolumens erwartet. Am Flughafen Zürich planen Fluggesellschaften wie die Swiss und Edelweiss, ihr Angebot in den nächsten Wochen wieder deutlich auszubauen. Sie werden ab Zürich und Genf über 350 Flüge an rund 70 europäische Ziele anbieten. Darunter befinden sich verschiedene Ziele im Mittelmeergebiet (etwa Barcelona, Madrid, Florenz und Rom), in Skandinavien (etwa Göteborg und Kopenhagen) und europäische Zentren wie Paris oder Ferienziele wie die griechischen Inseln, Türkei und Zypern. Bestehende Verbindungen wie beispielsweise Amsterdam, Athen, Berlin, Lissabon und London werden ausgebaut. Im Langstreckenbereich werden im Juni auch wieder Passagierflüge nach New York, Chicago, Singapur, Bangkok, Tokio, Hongkong und Johannesburg sowie auch Mauritius, Cancún oder Punta Cana angeboten. Auch ausländische Fluggesellschaften haben angekündigt, Zürich wieder vermehrt anzufliegen.

«Busse nicht zu füllen, macht keinen Sinn»

Urs: «Ich flog über Auffahrt zu meiner Familie nach Wien. Ausser dass an den Flughäfen alles geschlossen war, gab es für mich keinen Unterschied zur Zeit vor dem Virus. Das Boarding dauerte nicht länger als sonst. Der Flieger war bis zum letzten Platz belegt.

Nur das Aussteigen hat wegen der Landebestimmungen viel länger gedauert. Dass man die Busse nicht mehr komplett füllt, macht keinen Sinn. Im Flugzeug wird der Abstand ja stundenlang nicht eingehalten. Die paar Minuten am Terminal machen da keinen Unterschied.»

«Die Leere an den Flughäfen war bedrückend»

Andy: «Ich bin während des Höhepunkts der Krise Ende April von Miami nach Zürich geflogen – mangels Verbindungen über Zwischenstopps in London und Helsinki. Die Leere an den Flughäfen war traurig und bedrückend. Das kontaktlose Boarding in Miami hat gut geklappt, ich mache mir aber Sorgen, dass damit künftig Jobs ersetzt werden könnten.

Social Distancing an Bord war kein Problem: Ich sass allein in der vierten Reihe. Das Essen war komplett in Folie gewickelt. Die Bar der Boeing 777 war geschlossen. Zu trinken gab es auf den Europaflügen angeblich aus Hygienegründen nur Wasser. Ich verstehe nicht, was an einer Flasche Wasser hygienischer sein soll als an einer Dose Cola.»

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