«Rainbow Village»: Enttäuschung über Absage für Gay-Festival am ESC

Aktualisiert

Gay FestivalKontroverse um Gay-Festival: «Basel schiesst sich ins Offside»

Piero Vecchioli plante mit dem «Rainbow Village» ein «gigantisches queeres Festival». Der Kanton soll ihm die finanzielle Unterstützung zugesagt haben. Der Kanton streitet dies ab.

Darum gehts

  • Der Kanton Basel-Stadt unterstützt das Gay-Festival «Rainbow Village» finanziell nicht.

  • Piero Vecchioli, der das Festival organisieren wollte, ist enttäuscht und plant rechtliche Schritte.

  • Vecchioli wirft der Stadt vor, Pink Washing zu betreiben, indem sie queere Projekte nicht fördert.

Ein buntes, queeres Festival mit riesigem Regenbogen über dem Kasernenhof, Liveübertragung und Konzerten: Piero Vecchioli wollte mit seinem «Rainbow Village» während der ESC-Woche einen Ort für die queere Community auf die Beine stellen. Diverse Gay-Medien aus dem In- und Ausland, wie zum Beispiel das deutsche Medium «Schwulissimo», äussern sich im März dazu: «Erstmals wird es offiziell einen gigantischen Safe Space explizit für queere Menschen geben, angedacht in der Kaserne Basel.»

Der Basler Musikmanager hat mit Better-Now Records (Universal Music) das Label mitbegründet, das unter anderem Nemo und Luca Hänni unter Vertrag hat. Für das Rainbow Village wollte Vecchioli mit Freunden und dem eigens gegründeten Verein «Rainbow X» gross auffahren, mit einem Budget in sechsstelliger Höhe, diversen Medienpartnern und Sponsoren – unter anderem RTL und Radio Energy.

300'000 Franken habe Vecchioli dafür Anfang 2025 beim Swisslos-Fonds beantragt. Die Gespräche hätten bereits im Herbst 2024 stattgefunden. Anfang April erhielt Vecchioli die Absage vom Swisslos-Fonds. Ein Rainbow Village wird es am ESC in Basel also nicht geben.

«Ich bin masslos enttäuscht», sagt Vecchioli am Dienstag zu 20 Minuten und scrollt durch seine Mailbox. Darin finden sich diverse Mails von Vecchioli an den Kanton, an die Vorsteherin vom Basler Justiz- und Sicherheitsdepartement Stefanie Eymann, an Regierungsratspräsident Conradin Cramer. Vecchioli zeigt 20 Minuten eine schriftliche Antwort vom ESC-Verantwortlichen Läuchli. Darin schreibt er, dass Läuchli sich bei der SRG für die Rainbow Village ausgesprochen habe. Läuchli schreibt darin auch, dass Vecchioli nur noch ein paar Angaben einreichen müsse – dann sollte es «grünes Licht» geben.

«Am meisten frustriert mich, dass man mir mündlich zugesagt hat, dass es nur eine Formsache ist», sagt Vecchioli, der seinem Unmut auch in einer Mail an Cramer deutlich macht. «Man hat mir unmissverständlich mehrmals signalisiert, dass eine grosszügige Teilfinanzierung durch den Kanton Basel-Stadt gesichert ist», schreibt Vecchioli darin.

Die Antwort vom Präsidialdepartement an Vecchioli, die 20 Minuten vorliegt, fällt knapp aus: Man verstehe den Unmut, den die Absage erzeuge und bedauere, dass ein falscher Eindruck vom Bewilligungsprozess entstanden sei. «Dabei geht es mir nicht in erster Linie ums Geld. Ich habe monatelang an dem Projekt gearbeitet», sagt er.

Er wirft Kanton Pinkwashing vor

Er bedauere es sehr, dass der Kanton keine «Projekte von Queeren für Queere» unterstütze. «Die Stadt betreibt Pinkwashing», sagt Vecchioli, der sich am Ansatz störe, dass zwar queere Konzepte angedacht würden, die allerdings nicht von Queeren selbst seien. «Basel schiesst sich damit ins Offside», sagt er.

Über Gründe zur Absage des Rainbow Village könne er nur spekulieren. «Es gab keine plausible Erklärung. Vielleicht hatte man Sicherheitsbedenken», sagt Vecchioli. Man habe ihm unter anderem vorgeworfen, dass sich das Rainbow Village zu stark an Schwulen orientiert hätte. «Fakt ist, dass 60 bis 80 Prozent der ESC-Fans schwul sind. Natürlich wollte ich Acts buchen, die in der Szene gehypt werden», sagt er.

«Mündlich hat man mir zugesichert, dass man das Rainbow Village will.»

Piero Veccioli

Diverse Künstler seien enttäuscht, dass das Rainbow Village nicht stattfinden werde. Einige würden sich laut Vecchioli sogar überlegen, den ESC zu boykottieren. RTL, das laut Unterlagen, die 20 Minuten vorliegen, geplant hätte, das Hauptlager «aufgrund des Konzeptes» im Rainbow Village aufzuschlagen, werde wohl nicht im selben Umfang vor Ort sein. «Das ist eine Megaeinbusse für den Kanton. Unzählige Medien haben sich für die Berichterstattung angemeldet», meint Vecchioli.

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Die Absage ist für Vecchioli nicht der erste Tiefschlag. Zunächst habe man ihn mit More Entertainment Group für das Booking der Locations ins Boot holen wollen. Den Zuschlag hat schliesslich Act Entertainment bekommen.

Man habe ihm damals aber zugesichert, dass er stattdessen den Zuschlag für das Rainbow Village erhalte, behauptet Vecchioli. Und: «Ich habe mich darauf eingelassen, weil es mein Herzensprojekt war. Und jetzt kann ich keines von beidem realisieren.»

Kanton dementiert, jemals Zusage erteilt zu haben

Gegenüber von 20 Minuten bestätigt die ESC-Mediensprecherin Maja Hartmann mit Herrn Vecchioli im Kanton gewesen zu sein. Jedoch dementiert der Kanton, jemals eine Zusage an Vecchioli gemacht zu haben: «Das wäre auch gar nicht möglich gewesen, da es sich um ein Gesuch an den Swisslos-Fonds handelte, über das ausschliesslich der Regierungsrat entscheidet.»

Gründe zur Absage kann die ESC-Mediensprecherin keine machen: «Über die Gründe für die Ablehnung eines SLF-Gesuchs durch den Regierungsrat wird grundsätzlich keine Auskunft erteilt.» Man habe für die queere Community ein vielfältige Angebot aufbereitet. Dieses zeige, «dass queeres Leben während des ESC in Basel sichtbar und willkommen ist.

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