Lösung gegen StauETH-Professor will Autofahrer stärker zur Kasse bitten
Was ist die richtige Lösung im Kampf gegen den Stau auf Schweizer Autobahnen? ETH-Professor Kay Axhausen erklärt im Interview den Stand der Wissenschaft und liefert Lösungsansätze.
Darum gehts
SVP-Politiker fordern einen raschen Ausbau der A1 auf mindestens sechs Spuren.
Verkehrsforscher Kay Axhausen sagt im Interview, das helfe eine gewisse Zeit lang.
Langfristig stehen für den ETH-Professor aber andere Ansätze im Fokus.
Herr Axhausen, wie wird sich die Stau-Situation auf Schweizer Autobahnen in den nächsten Jahren entwickeln?
Wenn die Schweiz nichts unternimmt und Autofahren so günstig bleibt, wird sich die Stau-Situation deutlich verschlimmern. Mehr Menschen im Land bedeuten mehr Menschen, die unterwegs sein wollen oder müssen. Bauen wir zusätzliche Spuren, wird die Kapazität erhöht und der Stau für eine Weile unter Kontrolle gebracht.
Die Pandemie führte teilweise zu fast leeren Strassen. Ist dieser Effekt völlig verpufft?
Wir hatten eine Studie während der Pandemie, mussten sie aber frühzeitig beenden. Was wir aber wissen: Die Zahl der Autos auf den Strassen hat sich praktisch zu hundert Prozent erholt. Dennoch beobachten wir, dass rund vier bis fünf Prozent vermehrt von zu Hause arbeiten und die Infrastruktur so entlasten. Auf der Schiene ist dieser Effekt noch grösser.
Lösen mehr Spuren das Problem oder führt das einfach zu noch mehr Verkehr?
Wenn wir eine konstante Verkehrsmenge haben, führt ein grösseres Strassen-Angebot dazu, dass sich der Verkehr besser verteilt. Tendenziell werden also mehr Menschen Autofahren, weil das Angebot durch weniger Stau besser wird. Nun kommt mit der CO2-Grenze aber ein zusätzliches Hindernis.
Zahlen heute die richtigen Personen für Ausbau und Unterhalt der Strassen?
Das Verursacherprinzip wäre grundsätzlich eine gute Lösung. Dann würden via Abgaben jene mehr bezahlen, die viel unterwegs sind. Politisch dürfte das schwer umzusetzen sein, weil auch finanzschwache Menschen zur Kasse gebeten würden. Aber unfair ist das nicht. Im Endeffekt sollten alle wissen, was für Kosten sie für die Weltgemeinschaft verursachen.
Gibt es sinnvolle Alternativen zum Ausbau, welche ebenfalls zu weniger Stau führen?
Es gibt Massnahmen wie temporäre Geschwindigkeits-Beschränkungen, welche auf die Schnelle helfen und teilweise schon angewandt werden. Langfristig ist das aber keine nachhaltige Lösung und reine «Pflästerlipolitik». Die Schweiz baut heute sowohl Strasse wie Schiene aus. Der Fokus sollte künftig eindeutig auf der Schiene liegen.
Was meinst du: Sollen Personen, die viel Autofahren, mehr bezahlen?
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