«WeAreShocked»Frauen protestieren, weil ETH Meldungen zu einem Professor ignorierte
Acht Frauen warfen einem ETH-Professor übergriffiges Verhalten vor. Trotz mehrerer Meldungen reagierte die Direktion nicht. Nun formieren sich Proteste gegen die Untätigkeit der ETH-Führung.
Darum gehts
Acht Personen erhoben Vorwürfe gegen einen ETH-Professor, wurden aber von der Hochschule mit verschiedenen Begründungen abgewiesen.
Die ETH reagierte erst, nachdem die Presse den Fall publik machte.
Die Verzögerungen bei der Abklärung bedauert die Hochschulleitung inzwischen selbstkritisch.
Aktivistinnen fordern nun Verbesserungen im Umgang mit Mobbing- und Belästigungsvorwürfen.
Sie haben dazu eine Petition und eine Demo initiiert.
An der ETH Zürich wurden während eines Zeitraums von zweieinhalb Jahren acht Vorwürfe gegen einen einzigen Professor erhoben. Es geht um «Annäherungen, die für einen Vorgesetzten nicht adäquat sind», wie der «Tages-Anzeiger» Ende August berichtete.
Acht Personen meldeten sich – teils mehrmals – bei verschiedenen Anlaufstellen der ETH. Doch diese wimmelte sie ab. Mit verschiedenen Begründungen: Die Vorwürfe lägen zu weit zurück, die Vorfälle seien juristisch nicht verfolgbar, die Mitarbeiterinnen hätten die ETH bereits verlassen. Gleichzeitig lief ein Verfahren, ob der Professor eine permanente Professur erhalten sollte.
Die ETH reagierte erst auf die Vorwürfe, als die Zeitung den Fall öffentlich machte.

Drei Organisationen haben ein gemeinsames Manifest verfasst und verlangen, dass die ETH bei solchen Vorwürfen schneller, besser und transparenter reagiert.
Tamedia«Kein Vertrauen vorhanden»
Die drei Organisationen «Women in Natural Sciences», «500 Women Scientists Zürich» und «Speak Up! in Academia» sind laut eigenen Angaben «schockiert» über die Untätigkeit der ETH-Führung. «Dies ist nicht das erste Mal, aber diesmal hat es das Fass zum Überlaufen gebracht», teilen sie mit.
Sie haben eine Petition lanciert und rufen am Freitag zu einer Versammlung an der ETH Zürich auf. Zudem haben sie ein Manifest mit mehreren Forderungen verfasst, das sie auf change.org veröffentlicht haben.

Die Organisationen rufen zu einer Versammlung auf.
Speak Up! in AcademiaIm Manifest schreiben die Organisationen etwa: «Studierende und Mitarbeitende, die von Mobbing, Diskriminierung oder sexueller Belästigung betroffen sind, fühlen sich oft alleingelassen und haben kein Vertrauen in ETH-interne Abläufe. Sie wenden sich deshalb oft an externe Organisationen oder an soziale Medien und melden Vorfälle manchmal erst, nachdem sie die ETH verlassen haben.»
Die ETH müsse bei Meldungen über Mobbing, sexuelle Belästigung und Diskriminierung schneller, besser und transparenter reagieren.
Das sagt die ETH Zürich
«Die ETH hat von der Petition Kenntnis», schreibt die Medienstelle auf Anfrage von 20 Minuten. Und weiter: «Die ETH Zürich wird die Forderungen und Vorschläge der Petition eingehend prüfen. Dabei analysieren wir, welche Vorschläge die internen Prozesse nachhaltig verbessern könnten und ob und wie sich die Forderungen gesetzeskonform umsetzen lassen.»
Für die ETH ist laut Medienstelle klar: «Mobbing, sexuelle Belästigung und Diskriminierung haben keinen Platz bei uns.» Die ETH Zürich habe in den vergangenen Jahren sehr viel unternommen, um ein respektvolles Miteinander aller Mitarbeitenden zu gewährleisten.
Julia Dannath-Schuh, die Vizepräsidentin für Personalentwicklung und Leadership, übt Selbstkritik: «Der Prozess seit Eingang erster Meldungen bis hin zu den angestossenen Abklärungen hat rückblickend zu lange gedauert – zum Teil wegen juristischer Hürden, zum Teil auch wegen unserer Prozesse. Das bedaure ich und da sehe ich auch Fehler bei der ETH Zürich. Diese müssen wir nun sorgfältig aufarbeiten, um unser Vorgehen bei Meldungen weiter zu verbessern.»
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