Ex-AfD-Chefin Petry: Hitler-Obsession in der Partei

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Frauke PetryEx-Chefin rechnet ab: «AfD ist in völlig falsche Richtung abgebogen»

Die frühere AfD-Chefin Frauke Petry äussert sich zu ihrer ehemaligen Partei. Sie warnt vor einer Radikalisierung.

Frauke Petry, hier auf einer Aufnahme aus 2021, war bis 2017 Vorsitzende der AfD.
«Viele Parteimitglieder haben eine Obsession mit Adolf Hitler», sagte sie im Interview mit den Tamedia-Zeitungen.
Zur Rolle von Alice Weidel (45) innerhalb der Partei sagt Petry: «Alice Weidel ist völlig beliebig, das ist ihr Problem. Ich kenne sie persönlich, sie ist definitiv keine Extremistin. Aber sie hat sich dem Netzwerk von Björn Höcke und Götz Kubitschek, dem einflussreichen Vordenker aus Schnellroda, völlig ergeben.»
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Frauke Petry, hier auf einer Aufnahme aus 2021, war bis 2017 Vorsitzende der AfD.

imago images/Political-Moments

Darum gehts

  • Frauke Petry kritisiert die AfD für den zunehmenden Einfluss radikaler Kräfte.

  • Sie verliess die Partei 2017 wegen ihrer ideologischen Ausrichtung.

  • Petry sieht die AfD-Erfolge als Folge der aktuellen Regierungspolitik.

  • Sie bewundert die Politik von Javier Milei, findet aber keine vergleichbare Partei in Deutschland.

Die ehemalige AfD-Vorsitzende Frauke Petry kritisiert die Entwicklung ihrer früheren Partei und warnt vor einem zunehmenden Einfluss radikaler Kräfte. «Viele Parteimitglieder haben eine Obsession mit Adolf Hitler. Wenn man diese Leute frei reden lässt, geht es früher oder später immer um Hitler», sagt Petry im Interview mit den Tamedia-Zeitungen. Sie habe die AfD 2017 verlassen, weil sie deren ideologische Ausrichtung zunehmend für problematisch halte.

Besonders kritisiert die 49-Jährige den Einfluss des Thüringer AfD-Politikers Björn Höcke (52) und des rechtsextremen Publizisten Götz Kubitschek (54).

«Alice Weidel ist völlig beliebig»

Petry zieht eine Parallele zwischen der AfD und der Woke-Ideologie. «Die AfD ist den Grünen in dieser Hinsicht näher, als diese es wahrhaben wollen. AfD-Hardliner Björn Höcke sagt nicht, die Woken seien seine Gegner. Für diese Denkschule gilt: Der Liberalismus ist unser Feind. Für mich ist spätestens hier der Punkt, bei dem ich sagen muss: Die AfD ist in eine völlig falsche Richtung abgebogen. Die entscheidende Frage lautet für mich: Ist jemand ein Kämpfer für die individuelle Freiheit auf Basis unserer kulturellen Wurzeln wie Christentum, Judentum und Aufklärung? Oder verherrlicht jemand das Kollektivistische, sieht das Volk, den eigenen Stamm oder was auch immer als Grundlage unseres Seins? Bei der AfD ist das Zweite der Fall.»

Petry trat 2017 aus der AfD aus.

Petry trat 2017 aus der AfD aus.

ullstein bild via Getty Images

Zur Rolle von Alice Weidel (45) innerhalb der Partei sagt Petry: «Alice Weidel ist völlig beliebig, das ist ihr Problem. Ich kenne sie persönlich, sie ist definitiv keine Extremistin. Aber sie hat sich dem Netzwerk von Björn Höcke und Götz Kubitschek, dem einflussreichen Vordenker aus Schnellroda, völlig ergeben. Sonst wäre sie gar nicht mehr da.» Weidel sei 2017 an Petrys Stelle getreten, weil sie bereit gewesen sei, die parteiinterne Grenze nicht zu ziehen. «Man lässt sie gewähren, obwohl ihr Lebenswandel in der Partei ja durchaus umstritten ist. Denn man braucht sie, weil sie auch aufgrund ihrer persönlichen Lebensgeschichte weitgehend unangreifbar ist.»

Friedrich Merz versuche, die CDU von der Ära Merkel zu lösen

Zum jüngsten CDU-Antrag, der mit Stimmen der AfD durchgesetzt wurde, sagt Petry, dass dies eine «Zeitenwende» im politischen Umgang mit der AfD sei. Friedrich Merz versuche, die CDU von der Ära Merkel zu lösen, doch es sei unklar, ob er diesen Kurs durchhalten könne.

Petry sieht den AfD-Erfolg als Folge der aktuellen Regierungspolitik. «Während der Ampelperiode hat sie ihren Wähleranteil verdoppelt, ohne grosse Vorschläge zu machen. Deutschland steckt in einer wirtschaftlichen und migrationspolitischen Krise, davon profitiert die AfD.»

Sie bewundert die Politik von Javier Milei

Sie kritisiert zudem die ideologische Ausrichtung der AfD. «In der Partei gilt inzwischen, dass die Abstammung eine ethnische Prägung festlegt. Das ist sehr bedenklich.» Zur politischen Zukunft Deutschlands äussert Petry Zweifel: «So wie die SPD auf die CDU eindrischt, wird es immer schwieriger, nach der Wahl zusammenzuarbeiten.» Angesichts der wirtschaftlichen Lage sei es fraglich, ob die nächste Regierung eine volle Amtszeit durchhalte.

Was denkst du über den Einfluss radikaler Kräfte in politischen Parteien?

Auf die Frage nach ihrer eigenen Wahlentscheidung sagt Petry: «Ich würde gern eine freiheitliche, migrationskritische Partei wählen, die sich an Javier Milei orientiert. Aber die gibt es derzeit nicht.» Javier Milei ist der Präsident Argentiniens. Er ist bekannt für seine radikale Marktorientierung und bezeichnet sich selbst als «Anarchokapitalisten». Milei setzt auf eine harte Sparpolitik, will den Staat drastisch verkleinern und vertritt migrationskritische Positionen.

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