Ex-Nati-Captain Stephan Lichtsteiner ist jetzt Uhrmacher-Praktikant

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Neues Kapitel nach KarriereendeEx-Nati-Captain Stephan Lichtsteiner ist jetzt Uhrmacher-Praktikant

Nach seinem Karriereende im Sommer 2020 beginnt für Stephan Lichtsteiner ein neues Kapitel. Der 108-fache Nationalspieler beginnt ein Praktikum in einer Zürcher Uhrenmanufaktur.

Stephan Lichtsteiner spricht im Interview über seine Faszination an Uhren.

Video: Taddeo Cerletti und Lucas Werder 

Stephan Lichtsteiner, Sie wechseln vom Fussballplatz in die Uhrenwerkstatt. Wie kommts?
Die Leute von Maurice de Mauriac kenne ich schon länger. Ihre Arbeiten gefallen mir sehr. Generell haben mich Uhren schon immer fasziniert. Jetzt nach meiner Laufbahn als Fussballer möchte ich tiefer in diese Welt eintauchen.

Wie müssen wir uns Ihr Praktikum als Uhrmacher vorstellen?
Das müsst ihr meinen Chef fragen. Einerseits möchte ich das Handwerk kennenlernen: Wie funktioniert eine Uhr, wie nehme ich sie auseinander und setze sie dann auch wieder richtig zusammen? Daneben erhoffe ich mir auch Einblicke in die ganze Uhrenbranche. Gerade in der Schweiz herrscht dort ein extrem hohes Niveau.

Als aktiver Fussballer galten Sie eher als Kämpfer, auch mal als Mann fürs Grobe. Als Uhrmacher benötigen Sie nun aber vor allem viel Feingefühl. Geht das überhaupt?
Das sehe ich ein wenig anders. Verteidigen ist eine Kunst, genau wie das Uhrenmachen. Der normale Fussballfan sieht oft nicht dahinter und erkennt nicht, wie wichtig die kleinen taktischen Feinheiten auf dem Fussballfeld sind. Oftmals reicht es, an einem kleinen Schräubchen zu drehen, um einen grossen Effekt zu erzielen. Das gilt für den Fussball genauso wie für Uhren.

Stephan Lichtsteiner bei seinem ersten Tag im Praktikum als Uhrmacher bei Maurice de Mauriac.
Der ehemalig Juve- und Arsenal-Spieler muss eine Uhr auseinander nehmen.
Dabei zeigt der einstige Vorzeige-Kämpfer viel Fingerspitzengefühl.
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Stephan Lichtsteiner bei seinem ersten Tag im Praktikum als Uhrmacher bei Maurice de Mauriac.

20min/Taddeo Cerletti

Sie waren Nati-Captain und auch auf Vereinsebene immer ein Leader. Jetzt schlüpfen Sie in Ihrem Praktikum in die Rolle eines Lernenden. Bereitet Ihnen das Mühe?
Auch als erfahrener Spieler, egal ob in der Nati als Captain oder auf Clubebene, hab ich immer versucht, auch von jungen Spielern zu lernen. Ich würde mich als sehr offenen Menschen beschreiben.

Nach Ihrem Karriereende im vergangenen Sommer sagten Sie, dass sie sich eine Zukunft im Fussballgeschäft vorstellen können. Wie läuft es im Trainer-Business?
Da bin ich dran. Meine ersten Diplome konnte ich bereits machen. Ich könnte mir später gut ein Praktikum bei einem Verein oder vielleicht sogar eine Position als Assistenztrainer vorstellen. Ich möchte meinen Trainer-Rucksack mit möglichst vielen Erfahrungen füllen.

Entsprechend intensiv dürften Sie den Fussball weiterhin verfolgen?
Natürlich. Zwar bin ich nun etwas weiter entfernt, aber ich schaue mir immer noch Spiele aus allen grossen Ligen am TV an. Dabei achte ich nun auf andere Dinge, wie ich es noch als Aktiver getan habe. Halt Dinge, auf die Trainer so achten.

«Ich möchte meinen Trainer-Rucksack füllen.»

Stephan Lichtsteiner

Haben Sie noch regelmässig Kontakt mit ehemaligen Mitspielern?
Während meiner Karriere haben sich viele Freundschaften entwickelt. Nicht nur mit Mitspielern, sondern auch sonst mit Menschen, die ich an meinen unterschiedlichen Wohnorten kennenlernen durfte. Gerne hätte ich jetzt nach der Karriere einige von ihnen besucht. Wegen Corona war das bislang leider noch nicht möglich. Das werde ich aber sicher noch nachholen können.

Wie haben Sie dann die letzten Monate seit Ihrem Rücktritt verbracht?
Ich hab in erster Linie die Zeit in der Schweiz mit meiner Familie genossen. Es ist schön, endlich auch an den Wochenenden zu Hause zu sein.

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