Konkurrenz für AndroidEx-Nokia-Cracks entwickeln neues Handy
Sie haben keine Chance, wollen sie aber nutzen: Abgesprungene Nokia-Mitarbeiter haben das Start-up Jolla gegründet, um dem Open-Source-Betriebssystem MeeGo neues Leben einzuhauchen.

Das Nokia N9 war Nokias einziges MeeGo-Phone. Es diente als Design-Vorlage für das neue Windows-Phone Lumia 900.
Das Open-Source-Betriebssystem MeeGo sollte eigentlich Nokias neue Smartphone-Generation zum Erfolg führen. Bekanntlich kam alles anders. Als Nokia das N9 mit MeeGo Ende 2011 lancierte, war es bereits tot. Zwar überzeugten das Design und das zusammen mit Intel entwickelte Betriebssystem MeeGo im Test von 20 Minuten Online. Den Finnen war es endlich gelungen, mit dem iPhone und den Android-Handys mitzuhalten. Eine Chance hatte das brandneue Betriebssystem trotzdem nie.
Die angeschlagenen Finnen hatten bereits Anfang 2011 eine Allianz mit Microsoft verkündet. Das eben erst vollendete MeeGo wurde zu Gunsten von Windows Phone fallengelassen und das innovative Betriebssystem verschwand zum Entsetzen der Open-Source-Gemeinde in der Schublade. MeeGo setzte vollkommen auf Wischbewegungen und machte Hardware-Buttons zum ersten Mal überflüssig.
Seit dem jähen Ende herrschte in Sachen MeeGo bei Nokia Funkstille. Tot ist der iPhone- und Android-Rivale deswegen noch lange nicht. Unter dem Dach der Linux Foundation wurde das Open-Source-Projekt mit Hardware-Partner Samsung und Intel zu Tizen weiterentwickelt. An der Tizen-Entwicklerkonferenz Anfang Mai präsentierten die Südkoreaner den Prototypen des ersten Tizen-Smartphones (20 Minuten Online berichtete).
MeeGo lebt als Jolla weiter
Nun könnten ehemalige Nokia-Mitarbeiter dem Tizen-Projekt zuvorkommen. In einer knappen Presseerklärung hat die junge finnische Firma Jolla bekannt gegeben, die «exzellente Arbeit, die Nokia mit MeeGo begonnen hatte, fortzuführen». Führende Nokia-Leute haben sich zusammengetan, um neue MeeGo-basierte Smartphones zu entwickeln. Erste Ergebnisse sollen noch in diesem Jahr präsentiert werden. Jolla besteht aus Mitgliedern des Nokia-N9-Teams und sucht derzeit Top-MeeGo- und Linux-Entwickler, um die Smartphones der nächsten Generation zu entwickeln.
Bereits seit Ende 2011 arbeite man mit Partnern aus der Industrie an einem Smartphone, das Teile des Open-Source Projekts «mer» mit einer von Jolla entwickelten Benutzeroberfläche verbinde. Das Jolla-Smartphone wird daher optisch wenig mit dem Nokia N9 und MeeGo zu tun haben, da die Finnen wie Tizen und Firefox OS auf die Webtechnologie HTML5 setzen. Die ehemaligen Nokia-Leute treten damit in direkte Konkurrenz zu dem von Samsung und Intel unterstützten Open-Source-Projekt Tizen sowie dem von Mozilla entwickelten Firefox OS für Smartphones.
Android-Apps für Jolla-Phone?
Nebst Android, iOS (iPhone), Windows Phone und BlackBerry eine Nische zu finden, dürfte kein leichtes Unterfangen werden. Wie beim Nokia N9 und MeeGo könnten die fehlenden Apps dem Nachfolge-Projekt das Genick brechen. Chancen hat das neue Betriebssystem daher wohl nur, wenn es auch Android-Apps unterstützt, was zumindest vorstellbar ist. Auch Googles Open-Source-Betriebssystem basiert auf Linux.
Haben Sie ein N9? Was sind Ihre Erfahrungen mit MeeGo?
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