JobwechselEx-Vize-Bankdirektor wird Primarschullehrer
Vom Banker zum Volksschullehrer: Lorenz Trautmann kümmert sich neu um Schulkinder statt um Portfolios. Die Unterschiede seien gar nicht so gross, meint er.

Ex-Banker Lorenz Trautmann im Schulzimmer in Rüschlikon, in dem er neu Englisch unterrichtet.
Lorenz Trautmann tauschte Anzug gegen Jeans, Smartphone gegen Kreide – der 49-jährige Ex-Vizedirektor einer Privatbank im Seefeld lässt sich zum Primarlehrer ausbilden.
Als Assistenzlehrer unterrichtet er unter anderem zwei Lektionen Englisch pro Woche an der Sekundarschule in Rüschlikon. Der Berufswechsel kam nicht ganz freiwillig: «Ich war einer von vielen, die im Rahmen der Umstrukturierung im Bankenwesen ihren Job verloren hatten», so Trautmann.
Relativ schnell habe er aber gemerkt, dass es doch einige Parallelen gebe zwischen den beiden Berufen: «Man steht vor Menschen und präsentiert etwas», sagt Trautmann.
Die Beziehung zu seiner neuen «Kundschaft» ist aber ganz anders: «Sie ist intensiver, die Schicksale der Kinder gehen mir nah. Die meisten Bankkunden habe ich als Portfolio-Manager gar nie kennengelernt.» Ausserdem müssten sich Lehrer nicht um die Wirtschaftlichkeit ihres Tuns kümmern.
Als Primarlehrer in Ausbildung habe sich einiges in seinem Leben verändert. Trautmann: «Ich habe aber nicht von einem Lebensstil Abschied nehmen müssen, den ich mir jetzt nicht mehr leisten könnte - eine Yacht oder einen Porsche hatte ich sowieso nie.»
Den Weg, den Lorenz Trautmann beschreitet, gehen viele andere mit ihm: An der Pädagogischen Hochschule Zürich studieren seit Einführung der entsprechenden Programme im Februar 2011 rund 500 Quereinsteigende. «Die meisten der Studierenden kommen aus schulverwandten Berufs- oder Studienfeldern», sagt Sprecher Christoph Hotz. Banker, die sich etwa aufgrund der Krise zum Lehrer ausbilden lassen, gebe es zwar: «Wir werden aber nicht überrannt.»