Bern: «Auf dem Weg zur Arbeit muss ich damit nicht konfrontiert werden»

Aktualisiert

Bern«Auf dem Weg zur Arbeit muss ich damit nicht konfrontiert werden»

Von der Sterbehilfe-Organisation hängen derzeit Anzeigen im öffentlichen Verkehr. Ein Berner findet dies unangemessen. Aus werbetechnischer Sicht ist dies jedoch unbedenklich.

«Auf dem Weg zur Arbeit muss ich nicht gerade mit solcher Werbung konfrontiert werden», sagt ein News-Scout zur Exit-Anzeige.
Diese hängt derzeit in Bern, Basel und Zürich in Trams und Bussen.
Wegen des hohen Passagieraufkommens biete sich das Tram für die Kampagne an, wie Exit auf Anfrage sagt.
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«Auf dem Weg zur Arbeit muss ich nicht gerade mit solcher Werbung konfrontiert werden», sagt ein News-Scout zur Exit-Anzeige.

G.D. 

Darum gehts

«Ich traute meinen Augen kaum, als ich die Werbung sah.» News-Scout G.D. fuhr kürzlich mit dem Berner Tram, als ihm eine Anzeige auffiel. Darauf rief die Organisation Exit dazu auf, sich für die Sterbehilfe anzumelden. «Das ist ja quasi, als ob man mich zum Suizid auffordern würde. Ich finde, so eine Werbung allerunterste Schublade und total unangebracht», so D.

Der Berner habe grundsätzlich nichts gegen die Möglichkeit, sich bei Krankheit für den Freitod entscheiden zu können. «Ich finde es sogar schön, dass es diese Option gibt. Aber auf dem Weg zur Arbeit muss ich nicht gerade mit solcher Werbung konfrontiert werden. Das deprimiert doch nur», sagt D. zu 20 Minuten. 

Was hältst du vom begleiteten Freitod?

«Selbstbestimmung ist ein Grundrecht»

Danièle Bersier, Mediensprecherin von Exit sagt auf Anfrage: «Selbstbestimmung ist ein Grundrecht. Und die mitmenschliche Begleitung beim Freitod ist moralisch sicher nicht falsch. Sie dient der Würde, Selbstbestimmung und der Sicherheit der Sterbewilligen und unterstützt die Angehörigen.»

In der Schweiz stehe ein grosser Teil der Bevölkerung und Politik hinter dem selbstbestimmten Sterben am Lebensende. Rund vier Fünftel der Bevölkerung und der Eidgenössischen Parlamentarierinnen und Parlamentarier würden die Möglichkeit einer Freitodbegleitung befürworten.

«Bei den Tramplakaten handelt es sich nicht um eine Werbe-, sondern in erster Linie um eine Aufmerksamkeitskampagne, dafür bieten sich öffentliche Verkehrsmittel aufgrund des hohen Passagieraufkommens an», so Bersier. Die Plakate würden während jeweils zwei Wochen in den Städten Basel, Bern und Zürich in Tram und Bus hängen.

Fahrgäste beschweren sich

«Soweit wir dies überblicken können, ist es das erste Mal, dass Exit Werbung in unseren Fahrzeugen macht», sagt Rolf Meyer, Leiter Kommunikation bei Bernmobil. «Die Werbung von Exit ist durch die Meinungsäusserungsfreiheit geschützt.» 

Bisher habe Bernmobil zu den Anzeigen zwei Reaktionen von Fahrgästen erhalten. Da der Absender jeder Werbung der Werbetreibende selbst und nicht Bernmobil sei, habe die Werbung nichts mit der Haltung des Verkehrsunternehmens gegenüber Sterbehilfe zu tun. «Bernmobil hat die Werbeflächen an die APG verpachtet» und sei somit nicht selbst für die Anzeigen zuständig. Man behalte sich jedoch vor «beispielsweise Werbung für Alkohol, diskriminierende Werbung oder Werbung, die gegen andere rechtliche Vorschriften oder die guten Sitten verstösst, abzulehnen», sagt Meyer zu 20 Minuten.

Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?

Hier findest du Hilfe:

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch

Lifewith.ch, für betroffene Geschwister

Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen

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