Experte verteilt NotenBundesräte im Social-Media-Check: «Bitte etwas unauffälliger ablesen»
Die meisten Bundesrätinnen und Bundesräte präsentieren sich selbst auf Social Media – teils gekonnter, teils weniger gekonnt. Social-Media-Manager Steven Epprecht beurteilt hart: Note 5,5 für Amherd, 1 für Keller-Sutter.
Fast alle Bundesräte betreiben eigene Social-Media-Accounts auf Instagram, X oder Facebook.
InstagramDarum gehts
Die meisten Bundesrätinnen und Bundesräte haben eigene Accounts auf Instagram und Co.
Social-Media-Experte Steven Epprecht verteilt Noten. Am besten schneidet Viola Amherd ab. Karin Keller-Sutter hat keine eigenen Accounts und erhält Note 1.
Aktuell würde aber keiner der Accounts tatsächlich junge Leute ansprechen, hält Epprecht fest.
Beat Jans wendet sich auf Ukrainisch an die vor dem Krieg Geflüchteten, Viola Amherd erzählt im Voiceover ausgiebig von ihrem ersten Präsidialhalbjahr und Guy Parmelin präsentiert die Skyline von Hongkong im Licht der Golden Hour. Fast alle Bundesrätinnen und Bundesräte geben in den sozialen Medien Einblick in ihre Arbeit. Manch ein Foto oder Video mag einen auch zum Schmunzeln bringen.

Steven Epprecht ist Mitgründer von «Social Leaders», einer Agentur für Social-Media-Marketing.
PrivatSteven Epprecht, Mitgründer der Social-Media-Agentur «Social Leaders» hat die Accounts für 20 Minuten unter die Lupe genommen. Er sieht grosse Unterschiede – und fällt harte Urteile.

Voiceover-Viola ist Klassenbeste
«Klassenbeste ist klar Viola Amherd», so Epprecht – und gibt der Bundespräsidentin Schulnote 5,5. «Top finde ich besonders ihre Voiceovers, diese machen die Videos sehr persönlich und sympathisch», findet Epprecht. Auch sonst nutze sie Instagram clever – etwa, indem sie gezielte Hashtags setze, Co-Autor-Posts mache und aktiv Features wie Stories, Umfragen und Sticker nutze. Um auch die jüngere Zielgruppe anzusprechen, müsse Amherd aber mehr auf Social-Media-Trends setzen. «Auch schnellere Schnitte und modernere Musik würden ihren Videos diesbezüglich guttun.»
Auch Elisabeth Baume-Schneider macht gemäss Epprecht einen guten Job und erhält deshalb eine solide 5. Verglichen mit Amherd mache sie weniger spezifisch für Social Media erstellte Inhalte.
Beat Jans, das Nachwuchstalent?
Bundesratsneuling Beat Jans ist gemäss Epprecht den Klassenbesten auf den Fersen, muss sich aktuell aber noch mit einer 4,5 zufriedengeben. Er sei auf Instagram ziemlich aktiv, gebe Einblicke in seine Arbeit und mache direkte Ansprachen und sogar Voiceovers. «Er wirkt dabei allerdings noch etwas steif – da braucht er wohl noch ein wenig Übung. Und wenn ich mir die Videos anschaue, denke ich mir teilweise schon: Wenn du schon alles abliest, dann mach es doch wenigstens etwas unauffälliger», meint der Social-Media-Profi.
Auch Ignazio Cassis erhält die Note 4,5. «Er hat zwar über alle Kanäle die meisten Followerinnen und Follower, was aber keinesfalls heisst, dass er es am besten macht. Auf seinem Instagram-Account ist er mässig aktiv. Zudem erkenne ich kein klares Konzept bezüglich der verwendeten Sprachen. Gerade er als Aussenminister sollte immer auf Mehrsprachigkeit setzen.»
SVP-Bundesräte müssen nachsitzen
«Nachsitzen müssen auf jeden Fall die beiden SVP-Bundesräte Albert Rösti und Guy Parmelin», findet Epprecht. Rösti sei zwar recht aktiv auf Instagram, er mache jedoch nur Bildposts mit viel Text. «Diese sehen wirklich nicht schön aus und passen zudem nicht zu Instagram. Einen X-Account hat er nicht, dort würden solche Posts aber viel besser hinpassen», rät der Experte und verteilt die Note 3,5.
Sein Parteikollege Parmelin erhält die Note 3. «Parmelin ist social-media-technisch gar nicht gut dran. Er postet fast nur Bilder. Die dazugehörigen Texte gibt es zudem nur auf Französisch – damit lässt sich kaum das ganze Land abholen», kritisiert Epprecht.
Karin Keller-Sutter fällt ab – Note 1
«Von Karin Keller-Sutter bin ich etwas enttäuscht.» Der Grund: Sie betreibt keine eigenen Social-Media-Accounts und zeigt sich nur über die Kanäle ihres Departements. «Dabei halte ich sie eigentlich für eine starke Persönlichkeit, die das Zeug für Social Media hätte.»
Alles in allem seien die Inhalte der Bundesratsmitglieder aber alle relativ steif und formell. «Junge Leute werden sich aktuell von keinem der Accounts wirklich angesprochen fühlen. Gerade Tiktok, wo noch niemand aus dem Bundesrat vertreten ist, würde sich dazu anbieten, auch jüngeren Content zu machen: Weniger langatmige und informationslastige Inhalte, dafür auch einmal ein aktueller Trend, der gut ankommt.»
Ein lustiges Video von Beat Jans zu «Looking for a man in finance» würde bestimmt durch die Decke gehen, meint Epprecht schmunzelnd. Er hoffe sehr, dass bald jemand den Schritt auf Tiktok wage. «Vielleicht ja Viola Amherd?» Auf Anfrage muss VBS-Sprecherin Carolina Bohren jedoch enttäuschen. Amherd kommuniziere aktuell via X und Instagram – Tiktok sei derzeit nicht geplant.
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