Point de Presse auf Fachebene«Es ist möglich, dass wir den Höchststand erreicht haben»
An der Point de Presse auf Fachebene am Dienstagnachmittag informieren die Expertinnen und Experten des Bundes zur aktuellen epidemiologischen Lage in der Schweiz.

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Zusammenfassung der Medienkonferenz
Beim BAG geht man davon aus, dass die Fallzahlen weiterhin steigen werden, jedoch langsamer als bisher. Die Dunkelziffer ist wohl sehr gross, da es sehr viele asymptomatische Fälle gibt.
Vor allem die junge, erwerbstätige Bevölkerung ist momentan von Covid-Infektionen betroffen.
Die Situation auf den Intensivstationen ist stabil. Die Anzahl der Hospitalisationen nimmt aktuell ab.
Nach wie vor existieren sehr grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Kantonen. Die Westschweiz verzeichnet gerade besonders viele Infektionen.
Beim Testen und Contact Tracing sind die Kantone am Anschlag, weswegen Infizierte teilweise gebeten werden, Kontaktpersonen selbst zu kontaktieren.
Der Booster nützt vor allem, um einen milderen Verlauf wahrscheinlicher zu machen. Denn der Anteil an Geimpften unter den Infizierten ist zwar hoch, doch unter den Hospitalisierten ist er tief und bei den IPS-Patienten noch viel tiefer.
Da die weitere Entwicklung der Situation nicht absehbar ist, wird sich an der 2G-Regel und der Zertifikatspflicht vorerst nichts ändern.
Die Empfehlung über die Booster-Impfung bei 12- bis 15-Jährigen wird die Impfkommission Ende Woche anpassen.
Medienkonferenz ist beendet
In Kürze folgt hier eine Zusammenfassung der heutigen Point de Presse.
Wie stark sind die Spitäler ausgelastet?
«Die Intensivstation hat sich bei uns fast vollständig geleert», sagt Hauri in Bezug auf die Lage im Kanton Zug. Gemäss dem Corona-Dashboard des BAG befindet sich momentan nur ein Covid-Patient auf einer Intensivstation des Kantons Zug. Zudem seien die Fälle Delta-Fälle.
Kampagne für Booster-Impfung geplant?
Masserey bestätigt, dass das BAG aktuell eine Kampagne plant, die die Menschen zur Booster-Impfung motivieren soll.
Ist das BAG optimistisch?
«Wir sind eher positiv gestimmt», gibt Masserey zu. Gerade auch weil in anderen Ländern ebenfalls positive Entwicklungen zu beobachten seien. Die IPS-Stationen seien nicht überlastet, man sei gut vorbereitet.
Wer ist am besten geschützt?
Wer ist besser geschützt, jemand der doppelt geimpft und genesen ist oder jemand, der dreifach geimpft ist? «Eine Infektion wirkt wie ein Booster», betont Masserey. Die bisherigen Studien bestätigen dies. Klare Aussagen sind aber trotzdem schwierig.
Ist 2G noch zeitgemäss?
«Ich weiss nicht, ob es neue wissenschaftliche Daten zu 2G gibt», sagt Masserey. Vor allem Ungeimpfte würden durch die Regel jedoch nach wie vor vor einem schweren Krankheitsverlauf geschützt, betont sie.
Welche Nebenwirkungen kann der Booster haben?
Masserey und Hauri geben an, die Nebenwirkungen der Booster-Impfungen seien die gleichen wie beider Erst- und Zweitimpfung.
Anzahl der Quarantänefälle sehr hoch
Obwohl die Quarantänedauer nun sehr viel kürzer ist, hat sich die Zahlt der Quarantänefälle praktisch verdoppelt. «Die Anzahl der Quarantäne wird sich noch einpendeln», kommentiert Masserey.
Ist ein nationales Long-Covid-Register nötig?
Masserey und das BAG seien nicht überzeugt, dass ein Long-Covid-Register die optimale Lösung ist. Dieser Vorschlag kam in der Politik auf. Abklärungen dazu seien jedoch im Gang.
Booster für 12- bis 15-Jährige bald möglich?
Die Entscheidung über die Boosterimpfung für 12- bis 15-Jährige komme Ende der Woche. Die Impfkommission werde die entsprechende Empfehlung also bald anpassen.
Höchstzahl der Fallzahlen erreicht?
«Es ist möglich, dass wir den Höchststand erreicht haben.», sagt Masserey zu den Fallzahlen. In Grossbritannien sinke die Kurve aktuell wieder. Eine Prognose wagt Masserey trotzdem nicht. Die Unterschiede zwischen den Kantonen seien zudem immer noch sehr gross.
Bedeutung der Covid-App?
Da das Contact Tracing überlastet ist, verliere die App aktuell an Bedeutung. Es dauert lange, bis Infizierte einen Code für die App erhalten. «Die Bedeutung der App ist nicht mehr dieselbe wie früher», sagt Hauri.
Covid-Zertifikat abschaffen?
«Wir befinden uns in einer neuen Situation», sagt Masserey. Sie ist jedoch gegen eine Abschaffung. Die Zukunft sei natürlich schwer vorauszusagen. Deshalb sei es für den Moment korrekt, die Massnahmen beizubehalten.
Fünf Tage Isolation ausreichend?
Geimpfte Personen seien tendenziell kürzer infektiös, betont Masserey. Hauri sagt, es gebe schon ein Risiko, dass infektiöse Personen aus der Quarantäne entlassen werden. Wichtiger sei jedoch für die Kantone, die Infizierten zu kontaktieren, sobald sie aus der Quarantäne können.
Was ist mit den zweifelhaften Heilsversprechen gemeint?
«Es kann nicht sein, dass Ärzte und Heiler einzelne Mittel als Corona-Wundermittel anpreisen», beschreibt Hauri die problematischen Heilsversprechen. Es sei nicht zulässlich zu behaupten, dieses oder jenes Mittel heile Corona. Solche Fälle sollen den Behörden gemeldet werden.
Hat sich das Modell der Taskforce nicht bewahrheitet?
Gewisse Modelle der Corona-Taskforce sagten eine sehr schwierigen Pandemie-Verlauf voraus. Masserey sagt dazu, es sei noch zu früh um zu sagen, dass sich die Situation nicht so entwickelt habe, wie die Taskforce letzte Woche präsentiert hatte.
Abnahme der Quarantäne- und Isolationsfälle?
Ein Journalist meint, dass aktuell die Zahl der Personen in Quarantäne und Isolation nicht merklich angenommen habe. Hauri betont, dass gewisse Meldungen verzögert eingingen oder komplett vergessen würden.
Nimmt der Anteil and Omikron in den Spitälern zu?
Für den Fall des Kantons Zug verneint Hauri, die Welle widerspiegle sich hier nicht in den Spitälern. Nationale Zahlen liegen jedoch nicht vor.
Gefälschte Zertifikate
Hauri spricht über Missbräuche bei Zertifikaten. Diese stellen ein Problem dar und werden in Zusammenarbeit mit den Bund behandelt.
Die Fragerunde beginnt
Die anwesenden Journalistinnen und Journalisten können nun Fragen stellen.
Rudolf Hauri übernimmt
Rudolf Hauri spricht die aktuelle Test-Situation an. «Die Auskunftsstellen wurden verstärkt», sagt Hauri, «denn es gibt Testengpässe und Probleme beim Contact Tracing». Infizierte sollen Kontaktpersonen oft selbst kontaktieren, es gebe aktuell keine andere Möglichkeit.
Es sei eine Erleichterung für asymptomatische Isolierte, dass die Isolationszeit nun reduziert ist. «Die Fallzahlen sind insgesamt sehr hoch, die Zusammenhänge bei den Infektionen zunehmend schwierig zu erfassen» beschreibt es Hauri.
Der Anteil an Geimpfter unter den positiv Getesteten sei hoch, aber unter den Hospitalisierten sehr gering. Ein guter Impfschutz ist darum wichtig.
Die ambulante Versorgung sei verstärkt gefordert. Hauri nennt die Jugendpsyschiatrie als Beispiel. Die kantonalen Behörden seien trotz verkürzter Isolationszeit überlastet, sagt Hauri.
Boosterimpfung
88 Prozent der Fälle seien nun auf Omikron zurückzuführen. Die Wichtigkeit des Boosters betont Masserey erneut. «Der Booster funktioniert und schützt vor einer Infektion. Kommt es doch zu einer solchen, so sind die Verläufe milder» beschreibt es Masserey. Da vier Monate nach der Grundimpfung deren Schutz sinke, empfehle sich die Boosterimpfung.
Hospitalisationen und Todesfälle
Die Zahl der Hospitalisationen nimmt aktuell hingegen ab. Im Durchschnitt sterben aktuell weniger als 20 Personen pro Tag.