Facebook erfindet sich neu

Aktualisiert

Mächtiges RedesignFacebook erfindet sich neu

Das weltgrösste soziale Netzwerk wandelt sich komplett und schickt die Nutzer auf eine «Zeitreise». Zudem wird Facebook zur Medienzentrale - allerdings (noch) nicht für Schweizer Nutzer.

von
Daniel Schurter

Die Erwartungen im Vorfeld der Facebook-Konferenz «f8» waren riesig. Und Mark Zuckerberg hat tatsächlich einiges aus dem Hut gezaubert, auch Überraschendes.

So baut Facebook die Profil-Seite komplett um. Das neue Erscheinungsbild heisst «Timeline». Die Timeline enthält alle wichtigen Inhalte, die man irgendwann auf Facebook veröffentlicht hat. Alle Beiträge sind chronologisch geordnet, natürlich beginnend bei den aktuellen.

Auf Zeitreise

Man kann sich aber auch durch Herunterscrollen alle älteren Bilder, Statusmeldungen und Videos ansehen, geordnet nach Zeitpunkt der Veröffentlichung. Wenn also beispielsweise jemand wissen möchte, was ein Facebook-Freund vor zwei Jahren so von sich gegeben hat, dann ist das per Mausklick möglich.

Der erste Eindruck: Dank dem neuen Design-Konzept werden die persönlichen Informationen wesentlich übersichtlicher präsentiert. Fotos spielen eine viel gewichtigere Rolle - und werden auch entsprechend grösser gezeigt.

In wenigen Wochen

Wie Zuckerberg während der eineinhalbstündigen Präsentation versprach, behalten die Nutzer die volle Kontrolle über sämtliche Inhalte. Man kann also selber entscheiden, was in der Timeline auftaucht, wie prominent die Beiträge dargestellt sind und wer sie sehen darf.

Und weil vermutlich nur wenige Facebook-Nutzer schon zu ihrer Geburt eine eigene Profil-Seite hatten, kann die Timeline einfach um Einträge und Geschehnisse in der Vergangenheit erweitert werden.

Laut Ankündigung startet Timeline sofort in eine Testphase und soll bereits in den kommenden Wochen allen Facebook-Nutzern zur Verfügung stehen.

Persönliche Medienzentrale

Im Vorfeld bereits durchgesickert war das Vorhaben, die Facebook-Profilseite zur persönlichen Medienzentrale des Nutzers zu machen. Auf der Online-Plattform kann man neu Musiktitel in voller Länge hören, Filme und TV-Serien ansehen und die letzten News lesen. Dafür arbeitet Facebook mit zahlreichen Partnerunternehmen zusammen. Darunter sind bekannte Namen wie der Musikdienst Spotify, die Video-on-Demand-Anbieter Netflix und Hulu sowie Yahoo News.

Wenn man auf Facebook einen Film sieht oder Musik hört, können die Freunde dies mitverfolgen. Über den Aktivitätsfeed werden alle Aktionen des Nutzers in Realtime verbreitet. Es sei wunderbar, wie man dank seiner Freunde neue Musik entdecken könne, sagte Zuckerberg. Das Gleiche soll auch mit Games und TV-Serien funktionieren.

Wann die Medienzentrale auch für Schweizer Facebook-Nutzer Realität wird, ist ungewiss. Alle nun von Facebook ins Boot geholten Partnerfirmen bieten ihre Dienste hierzulande nicht an.

Die neuen Buttons

Bestätigt haben sich auch die Gerüchte über neue Facebook-Buttons. Zum herkömmlichen Like-Button kommen weitere Schaltflächen, mit denen die Nutzer praktisch alles mit ihren Freunden teilen können, das sie online tun oder konsumieren. Beispielweise kann man seinen Online-Kontakten einen Film weiterempfehlen, indem man auf den «Gesehen»-Button klickt. Weitere neue Buttons sind «Gehört» (Listened) und «Gelesen» (Read), um Textbeiträge weiterzuempfehlen.

Die Auswirkungen der neuen Buttons auf den populären, aber auch in die Kritik geratenen «Gefällt mir»-Button müssen sich erst noch zeigen. Zuckerberg zeigte sich auch von diesen neuen Funktionen begeistert. Nun könnten die Leute millionenfach ausdrücken, womit sie sich im Netz beschäftigen.

Schritt nach vorn?

Erste Reaktionen von Social-Media-Experten zeigen, dass Facebook mit den angekündigten Neuerungen ein wichtiger Schritt gelingt. Das soziale Netzwerk will sich noch stärker zur dominierenden Plattform entwickeln - und zwar für alles, was der Nutzer gerne tut. Ob Facebook damit seinen Vorsprung auf den Konkurrenten Google+ weiter vergrössern kann, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.

Entwickler sind gefordert

Mit umfassenden Neuerungen weckt Facebook grosse Hoffnungen bei vielen Unternehmen aus der Musik- und Medienbranche. Über eine «Ticker» genannte Funktion sollen künftig in den Profilen der Nutzer laufend neuste Aktivitäten auf verschiedenen Anwendungen angezeigt werden - vom Musikhören, über das Nachrichtenlesen bis hin zum Nutzen von Videospielen.

Während sich dadurch auf der einen Seite grosse Potenziale für Marketing im Internet auftun, bezeichnete der Facebook-Chef Mark Zuckerberg die Änderungen als eine «neue Art zu zeigen, wer du bist».

Dank der Timeline erhalten auch die Entwickler von Applikationen (Apps) viel mehr Möglichkeiten. So sollen sich die Facebook-Apps nicht nur besser integrieren lassen, sondern auch mehr Daten auswerten und attraktiver daherkommen. Der US-Konzern stellt allen Entwicklern ab sofort ein Software-Tool zur Verfügung, damit sie ihre Apps an das neue Timline-Profil anpassen können.

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