Scam auf Dating-AppFake-Businessfrauen versuchen, Männer auf Tinder auszunehmen
In letzter Zeit kam es über Tinder nicht nur zu heissen Dates, sondern auch zu grossen finanziellen Verlusten: Mehrere Leser berichten von Frauen, die einem Treffen nur zustimmen, wenn vorher Geld fliesst.
Darum gehts
Die 20 Minuten-Community berichtete, dass auf Tinder Scammer ihr Unwesen treiben.
Die Masche sei immer dieselbe: «Die jungen Frauen schreiben mich an und erzählen von sich. Später verlangen sie Geld für ihr Trading-Business», erzählt Leser Klaus.
Mit den Investments lasse sich rasch gutes Geld verdienen, versprechen sie.
Doch am Ende bekommt man weder Wertanlage noch ein Date.
Klaus’ Kollege Marc* ging den Betrügern gleich zweimal auf dem Leim. Sein Geld ist weg, die betrügerischen Websites down, die Nummern der Frauen geblockt.
Die Schweizerische Kriminalprävention warnt vor Anlagebetrug. Sie betont: «Es kann gesagt werden, dass grundsätzlich alle unaufgeforderten Angebote ein Fake sind.»
Swipen auf dem Sofa statt Drinks spendieren im Club: Dating ist in Zeiten von Corona schwierig geworden. Wenig verwunderlich, dass viele Singles über Dating-Apps versuchen, jemanden kennen zu lernen. Doch manche Tinder-Userinnen suchen offenbar eher das schnelle Geld als die schnelle Nummer: Mehrere 20-Minuten-Leser berichten, dass sie auf der Datingplattform von jungen Frauen zur Zahlung von Geldbeträgen gedrängt wurden. «Die Chats beginnen meist harmlos. Die Frauen sind alle Ende 20 und schicken recht schnell Bilder von sich in ihren Sportwagen, beim Yoga oder vor dem PC», erzählt Leser Klaus*, der gleich mehrere solche Tinder-Bekanntschaften gemacht hatte.
Danach folge immer die gleiche Geschichte: «Die zumeist asiatisch aussehenden Frauen erzählten, dass sie im Investmentsektor tätig seien, und erklärten ungefragt das Tool, mit dem sie traden (siehe Box). Im Gespräch drängten sie mich, zu investieren, und versprachen rasche Gewinne. Sobald ich ihr ‹Angebot› ausgeschlagen hatte, beendeten sie den Chat oder erklärten, dass ich ihren Job nicht genug gewürdigt habe und deshalb ein Date unmöglich sei», so der Zürcher.
«Plattform down, Nummer geblockt und Geld weg»
Klaus ist trotz rund einem Dutzend solcher Chats nie auf die Geldforderungen eingegangen – obwohl sich manche Frauen sogar als Zürcherinnen «in der Nähe» ausgegeben haben. «Bei einer kam es mir seltsam vor, da sie eine ausländische Nummer mit der Vorwahl von Hongkong angegeben hatte. Doch dafür hatte sie sofort eine Ausrede parat – sie sei einfach noch nicht dazu gekommen, die Nummer zu ändern.»
Klaus’ Kollege Marc* (40) hingegen ging gleich zwei geschäftstüchtigen Tinder-Frauen auf den Leim: Je 270 Franken hat der Geschäftsmann auf einer gefälschten Investmentplattform ausgegeben. «Schon drei Tage nach dem ‹Deal› war die Plattform down, die Nummern der jungen Frauen geblockt und niemand mehr erreichbar. Das Geld war einfach weg.» Für die beiden ist klar: «Das ist organisierte Kriminalität!»
«Grundsätzlich sind alle unaufgeforderten Angebote ein Fake!»
Auf Anfrage lässt Tinder verlauten, dass man die Themen Schwindel und Betrug sehr ernst nehme. «Ein darauf spezialisiertes Team sucht nach Anzeichen von Betrug und überprüft verdächtige Profile, Aktivitäten und von Benutzern gemeldete Berichte. Zusätzlich haben wir eine Fotoverifizierungsfunktion eingeführt, die Mitglieder wissen lässt, dass die Person, mit der sie chatten, auch wirklich ihrem Profil entspricht», erklärt Mediensprecherin Anja Timme. Tinder warne in seinen Sicherheitstipps davor, niemandem Geld zu schicken und solche Anfragen direkt zu melden.
Bei der Schweizerischen Kriminalprävention (SKP) ist diese Art von Betrug bekannt: «Die sogenannten Anlagebetrugsversuche sind sehr aktuell, und die Betrüger versuchen auf allen Wegen, an potenzielle ‹Investoren› zu gelangen. Dass auch über Tinder, Facebook oder Instagram angeworben wird, ist uns bekannt. Zudem versuchen sie es auch über Pop-up-Werbung oder Telefonanrufe», sagt Sprecher Fabian Ilg.
Die Präventionsfachleute raten grundsätzlich davon ab, Anlagen ohne fundiertes Fachwissen zu tätigen. «Es macht auch wenig Sinn, dass angeblich sichere Renditegeschäfte mit grossen Gewinnmöglichkeiten proaktiv und bei unbekannten Bevölkerungsgruppen angepriesen werden müssen. Deshalb kann gesagt werden, dass grundsätzlich alle unaufgeforderten Angebote ein Fake sind.»
Vier Betroffene haben sich bei der Kapo Zürich gemeldet
Doch wie kann man sich vor einer solchen Betrugsmasche schützen? Laut Ilg sollte man sich als Erstes darüber informieren, ob die Anlagegeschäfte auch seriös sind. «Dies geht am besten über die Eidgenössische Finanzaufsicht (Finma) und natürlich durch vertrauenswürdige Finanzberater und -beraterinnen.» Wenn sich der Betrug erst im Lauf des Chattens zeigt, sollte man die Notbremse ziehen: «Der Kontakt sollte vollständig abgebrochen und die Betrügerinnen bei der Plattform und bei der Kantonspolizei gemeldet werden.» Zudem sei es sinnvoll, das eigene soziale Umfeld zu sensibilisieren.
Wie es auf Anfrage bei der Kantonspolizei Zürich heisst, sei das Vorgehen der Tinder-Scams ebenfalls bekannt. Bisher haben sich bereits vier Betroffene bei der Kapo ZH gemeldet.
*Name der Redaktion bekannt.
Was ist Onlinetrading?
Unter Onlinetrading versteht man den Onlinehandel verschiedener Finanzinstrumente. Von ihrem Computer aus versuchen Trader weltweit, die Entwicklung an den Finanzmärkten vorauszusagen und für sich zu nutzen. Ein Trader kauft beispielsweise eine Aktie, hofft auf einen Kursanstieg und verkauft sie dann wieder. Die Wertdifferenz abzüglich der Transaktionskosten ist der Gewinn des Traders.