«Eine Hassliebe»: Baslerin Miri über die Schattenseiten des Cosplays

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Fantasy Basel«Wollten Blütezeit erwischen» - für Fotos hatte Miri wenig Zeit

Cosplayerin Miri (28) posiert beim Magnolien-Instaspot in Basel. Seit zehn Jahren näht sie eigene Kostüme und besucht Conventions. 20 Minuten verrät sie, warum.

Es ist eine Hassliebe, dieses Hobby, sagt Miri. 500 Stunden verbringe die gelernte Schneiderin jedes Jahr für ihr neues Cosplay in ihrem Bastelzimmer.
Die Basler Cosplayerin Secret Geek (28) fällt am Magnolien-Instaspot bei der Paulus-Kirche ebenso auf wie die Blüten. Fotografiert wird Miri von Romina, die auch Cosplayerin ist.
Miri trägt an diesem Nachmittag ihr selbstgemachtes Kostüm von Impa aus dem Videospiel «Zelda» samt Waffe, eine Perücke mit weissen Haaren und rote Kontaktlinsen.
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Es ist eine Hassliebe, dieses Hobby, sagt Miri. 500 Stunden verbringe die gelernte Schneiderin jedes Jahr für ihr neues Cosplay in ihrem Bastelzimmer.

Privat

Darum gehts

  • Miri, eine Basler Cosplayerin, beschreibt ihr Hobby als Hassliebe.

  • Sie investiert jährlich 500 Stunden in ihre Kostüme, die sie selbst näht.

  • Die Teilnahme an Conventions wie der Fantasy Basel ist für sie ein Highlight.

  • Trotz der hohen Kosten und des Aufwands überwiegen die positiven Erlebnisse.

Die Basler Cosplayerin Secret Geek (28) fällt am Magnolien-Instaspot bei der Paulus-Kirche ebenso auf wie die Blüten. Miri trägt an diesem Nachmittag ihr selbstgemachtes Kostüm von Impa aus dem Videospiel «Zelda» samt Waffe, eine Perücke mit weissen Haaren und rote Kontaktlinsen.

«Ich sehe alles mit einem roten Rand», sagt Miri, die für neuen Social-Media-Content posiert, zu 20 Minuten. Eine Stunde habe sie für ihr Make-Up gebraucht, inklusive der Linsen, sagt sie. «Vor allem die eine war mühsam», sagt ihr Freund und nimmt ihr die grosse Waffe ab. Sie ist leicht, aus Moos-Gummi und selbstgemacht, wie der Rest von Miris Outfit. Er selbst sei zwar Gamer, Cosplay überlasse er aber seiner Freundin.

Fotografiert wird Miri von Romina, die auch Cosplayerin ist. Als Romai Lee teilt sie in den sozialen Medien ihr Hobby. In Hunderten Stories und Posts zeigt sie sich mit Leuten aus der Szene, mal hinter der Kamera, mal davor. Mal als Elfe mit Männerbrust, mal als Dracula-Braut.

«Wir wollten die Blütezeit erwischen», sagt die 37-Jährige, die seit zwanzig Jahren Teil der Szene ist in einer kurzen Pause. Ihr erstes Kostüm sei Aragorn aus «Der Herr der Ringe» gewesen, sagt Romina. «Früher hat man nicht so gerne von diesem Hobby erzählt», sagt sie.

«Ich bin seit einem Jahr jeden Abend am Basteln.»

Miri (28), Cosplayerin

Auch die Fantasy Basel, die heute zur grössten Schweizer Convention für Cosplay-Fans gehört, kam erst später. Miri war an der ersten Ausgabe 2015 dabei und erinnert sich: «Ich hatte so Angst, dass ich die Einzige bin, die verkleidet ist.» Mittlerweile sei sie seit zehn Jahren als Cosplayerin unterwegs.

Wieso, das wisse sie selbst manchmal nicht so genau, sagt sie. «Ich denke, jedes Jahr daran aufzuhören. Es ist eine Hassliebe, dieses Hobby.» 500 Stunden verbringe die gelernte Schneiderin jedes Jahr für ihr neues Cosplay in ihrem Bastelzimmer. «Ich bin seit einem halben Jahr jeden Abend am Basteln. Das Kostüm ist ein Problemkind», sagt sie. «Welches Grün soll ich nehmen?», fragt sie ihre Follower in einer Instagram-Story zu Bildern von grünen Stoffstücken.

Da frage sie sich manchmal schon, wieso sie das mache. Das Hobby koste sie auch einiges. 500 bis 1000 Franken gebe sie für ein Outfit aus. Dazu kämen Übernachtungskosten bei Reisen zu anderen Messen wie der Zürich Popcon und Manga Barcelona. Und Gepäck: Ein Koffer reiche nicht, um alle Kostüme und Accesoires zu verstauen. In Basel kann sie sich zwar die Übernachtung sparen, dafür betreibt sie einen eigenen Stand mit ihren Kostümen. Nur zu Ausstellungszwecken, verkauft würden sie nicht. «Den Preis, den ich verlangen müsste, würde kaum jemand zahlen wollen», sagt sie.

«Wenn ich in das Cosplay schlüpfe, macht das schon etwas mit mir.»

Miri, 28, Cosplayerin

Trotz der Zweifel würden die Glücksgefühle an den Messen jeweils überwiegen, meint Miri. «Wenn ich in das Cosplay schlüpfe, macht das schon etwas mit mir», sagt sie. Als Walküre mit Flügeln auf dem Rücken habe sie sich cool, als Prinzessin elegant gefühlt. «Da kamen immer Kinder zu mir und wollten ein Foto», sagt sie. Auch beim Shooting in Basel fragen Kinder nach einem Bild mit Miri. «Die Reaktionen helfen, alles Mühsame zu vergessen», sagt sie.

Hast du schon einmal an einer Convention teilgenommen?

Dazu gehören auch die Looks, für die sie an den drei Tagen jeweils fast zwei Stunden Vorbereitungszeit braucht. Dabei müsse alles perfekt passen, sagt sie. «Nicht alle nehmen das so ernst wie ich», sagt die Baslerin, die sich an Messen mit Gleichgesinnten misst. An den Wettbewerben würden jeweils das Outfit und die Show bewertet. Das sei nebst dem Reiz, den die Aufmerksamkeit habe, auch sehr anstrengend. «Ich habe oft weniger Spass als solche, die das weniger ernst nehmen», sagt sie.

Dass man sich kreativ ausleben kann, sei für Romina der Grund, weshalb sie der Szene treu blieb. Sind die Spielcharakter auch eine Art Flucht? Romina lacht: «Nein, ich bin zufrieden mit meinem echten Leben.»

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