Fast hundert Tote liegen noch im Bodensee

Aktualisiert

WasserleichenFast hundert Tote liegen noch im Bodensee

Dieses Jahr sind im Bodensee bereits mehrere Personen ertrunken. Nicht alle konnten geborgen werden. Annähernd hundert Leichen sollen im See liegen.

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jeb
Ein Mann schaut im August 2019 in Sipplingen (D) auf den Bodensee.
Darin befinden sich noch viele Leichen. Im Bild sind Dreharbeiten zum letzten Bodensee-Tatort zu sehen.
Blick auf den Bodensee von Romanshorn TG aus.
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Ein Mann schaut im August 2019 in Sipplingen (D) auf den Bodensee.

Marijan Murat

Am Dienstag gegen 17 Uhr ereignete sich in Friedrichshafen (D) im Bodensee ein Badeunfall. Ein Schwimmer entdeckte einen Mann, der reglos im Wasser trieb. Gemeinsam mit anderen Badegästen konnte der 78-Jährige an Land gebracht werden, wie die Polizei in einer Medienmitteilung schreibt. Ein zufällig anwesender Arzt konnte den Mann vorerst reanimieren. Er wurde in eine Klinik gebracht, wo er jedoch kurz vor 23 Uhr auf der Intensivstation verstarb.

Auch im Kanton St. Gallen ist dieses Jahr bereits eine Person tot aus dem Bodensee gezogen worden. Ein Passant entdeckte den leblosen Körper am 1. Mai in Rorschach SG. In einen aufwendigen Verfahren konnte der Mann schliesslich mittels Zahnstatus identifiziert werden. Es handelte sich um einen 24-jährigen Eritreer, der gut drei Wochen zuvor von Angehörigen als vermisst gemeldet worden war.

Im Kanton Thurgau kam es es dieses Jahr am Bodensee noch zu keinem Badeunfall. Jedoch wurde ein 83-jähriger Mann Ende Juni in Arbon TG tot aus dem Bodensee geborgen. Woran der Mann gestorben ist, konnte nicht endgültig geklärt werden. Die Kantonspolizei Thurgau teilte mit, dass es keine Hinweise auf Dritteinwirkung gebe. Der Mann fiel von einem Schiff. Es wird eine gesundheitliche Ursache dafür vermutet.

Seetiefe verhindert Auftrieb

Die beiden Männer in Rorschach und Arbon konnten geborgen werden. Das ist jedoch nicht immer der Fall. Im Juli 2015 ertrank im Bodensee vor Egnach TG ein im Thurgau wohnhafter Chinese. Sein Körper konnte trotz Suche mit Sonde nie gefunden werden.

Seine Leiche ist eine von knapp hundert, die auf dem Grund des Bodensees liegen. Seit 1947 wird eine Liste von vermissten Personen im Bodensee geführt. «Derzeit sind wohl 99 Personen auf dieser Liste», sagt Marcel Kuhn, Leiter der Seepolizei Thurgau. Weil der Bodensee je nach Wasserstand mehr als 250 Meter tief sein kann, kommen Leichen nicht mehr an die Oberfläche. «Ab 60 Meter Tiefe ist der See nur noch vier Grad warm. Das ist wie ein Kühlschrank. Bei dieser Temperatur entstehen kaum noch Gase, die den Körper nach oben treiben könnten», sagt Kuhn. Der Wasserdruck tue das Übrige und verhindere zusätzlich den Auftrieb. «Bis 20 Meter Seetiefe stehen die Chancen gut, dass ein Körper an die Oberfläche treibt», sagt Kuhn. Würden die Körper tiefer liegen, sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Auftriebs.

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